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Der Münchner Stadtteil Obermenzing ist zu Recht stolz auf seine lange Geschichte: Bereits im Jahr 817 wurde der Ort in einer Freisinger Schenkungsurkunde erstmals erwähnt - über drei Jahrhunderte früher als die Stadt München. Auch aus der langjährigen Zugehörigkeit zum Schloss Blutenburg ziehen die Obermenzinger bis heute ihr Selbstbewusstsein.Über die Jahrhunderte hinweg war Obermenzing ländlich geprägt. Dem Architekten August Exter und dessen Idee von einer Gartenstadt ist es zu verdanken, dass sich um 1900 der gehobene Mittelstand sowie renommierte Künstler in den neu entstandenen…mehr

Produktbeschreibung
Der Münchner Stadtteil Obermenzing ist zu Recht stolz auf seine lange Geschichte: Bereits im Jahr 817 wurde der Ort in einer Freisinger Schenkungsurkunde erstmals erwähnt - über drei Jahrhunderte früher als die Stadt München. Auch aus der langjährigen Zugehörigkeit zum Schloss Blutenburg ziehen die Obermenzinger bis heute ihr Selbstbewusstsein.Über die Jahrhunderte hinweg war Obermenzing ländlich geprägt. Dem Architekten August Exter und dessen Idee von einer Gartenstadt ist es zu verdanken, dass sich um 1900 der gehobene Mittelstand sowie renommierte Künstler in den neu entstandenen Villenkolonien niederließen. Nach der Zwangseingemeindung von 1938 entwickelte sich Obermenzing zu einem gehobenen Stadtteil Münchens, der 1992 mit Pasing zum 21. Stadtbezirk Pasing-Obermenzing vereinigt wurde.Die Historikerin Susanne Herleth-Krentz verfolgt die Entwicklung Obermenzings von seinen Anfängen bis ins 20. Jahrhundert hinein. Historische Aufnahmen des Stadtarchivs München ermöglichen faszinierende Einblicke in das alte Obermenzing und das Leben seiner Bewohner.
Autorenporträt
Dr. Susanne Herleth-Krentz, geboren und aufgewachsen in München, studierte an der LMU München Bayerische Geschichte. Sie war bis 1993 wissenschaftliche Angestellte der Bayerischen Staatsbibliothek München. Seitdem ist sie freiberufliche Historikerin mit Veröffentlichungen zur Geschichte Erdings und Haderns. Aus Liebe zu ihrer Heimatstadt ist sie als Stadtführerin unterwegs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2017

Altes, aber neu
Das Buch „Obermenzing – Zeitreise ins alte München“ ist akribisch
recherchiert und ein solides Kondensat der Stadtteil-Geschichte
VON JUTTA CZEGUHN
Wer nicht sehr konzentrationsfähig ist, wenn Jahreszahlen in dichter Folge an ihm vorüberziehen, wer sich Namen von Ortsadeligen, Fürsten oder Klosterherren nur mühevoll merken kann: All jene werden sich bei der Lektüre von Susanne Herleth-Krenz’ Obermenzing-Buch hin und wieder beim Überblättern und Querlesen ertappen. Das ist natürlich undankbar, denn die promovierte Historikerin hat sich für diesen Band, der in der Reihe „Zeitreise ins alte München“ des Stadtarchivs München im Volk-Verlag erschienen ist, zuverlässig und akribisch des umfangreichen Quellenmaterials bedient und alles zu einem soliden Obermenzing-Kondensat verarbeitet.
Lesenswert ist das für Einsteiger, etwas weniger für Ortskundige und jene, die gerne Tauchgänge in die Geschichte jenseits der Chronologie unternehmen und auf Unerwartetes stoßen wollen. Im Bildteil, der zwei Drittel des Buches ausmacht, gibt es allerdings ein paar schöne Entdeckungen zu machen. Die historischen Postkarten-Ansichten und Aufnahmen stammen zumeist aus dem Stadtarchiv, aber auch aus Privatbesitz. Vieles ist zum ersten Mal veröffentlicht, leider fällt dieser Teil ein wenig gebäudelastig aus.
Erwartbar beginnt im Textteil die Autorin bei den „Anfängen“, die auch nach ihren Recherchen wohl noch vor der neuralgischen Jahreszahl 817 lagen, in der „Meziga“ urkundlich ersterwähnt wird, und die den heutigen „Menzingern“ Anlass zum großen 1200-Jahre-Jubiläum geliefert hat. Von dort aus blättert es sich zügig weiter. Auch der Ersterwähnung von Schloss Blutenburg („Blytenburg“, 1425), selbst den Passagen über die schöne Baderstochter Agnes Bernauer schenkt man kaum Beachtung. Schließlich ist ihr trauriges Schicksal und ihre Verbindung zum Obermenzinger Schloss spätestens jedem bekannt, seit 2013 eine Bronze-Stele vor der Burg aufgestellt wurde, die an die Liebe zwischen der Bernauerin und Herzog Albrecht III. erinnert. Auch eine andere königliche Affäre, die zwischen Lola Montez und Ludwig I, ist mit der Blutenburg, wenn auch sehr randständig und in aller Hast des rasanten Lebens der Dame, verknüpft.
Eher geruhsam sind die Kapitel über die eigenständige Pfarrei und die Schulverhältnisse in Obermenzing. Man erfährt, dass der kurfürstlichen Hofmaurermeister Giovanni Antonio Viscardi der uralten Dorfkirche St. Georg im Jahr 1679 einen „mit Zwiebel kombinierten Spitzhelm“ verpasst hat. Leider ist der Band nicht ganz auf der Höhe der Zeit, da er unerwähnt lässt, dass um St. Georg Bestattungen wieder möglich sein sollen. Interessant hingegen der kleine Hinweis, wie Obermenzing zum Schulstandort wurde: Alles begann 1803 mit zwei Tischen und vier Bänken. Der „Alte Wirt“, in diesem Jahr unglaubliche 500 Jahre alt, spielt im Kapitel über Obermenzings Gewerbetradition eine gewichtige Rolle. Autorin Herleth-Krenz belegt, dass im heutigen Festsaal nicht nur Gerichte serviert wurden, sondern auch die Gerichtsbarkeit tagte. Und dass der Wirt Mitte des 19. Jahrhunderts die dickste Nummer unter den Obermenzinger Grundbesitzern war. Neu dürfte auch manchem Leser sein, dass es in Obermenzing – lang ist es her – sogar eine Tabakmanufaktur gab, die 1702 in einem kapitalen Bankrott verpuffte.
Fundamentalere Spuren in Obermenzing hinterlassen haben Baumeister wie August Exter (1858-1933), denen ein Kapitel gewidmet ist. Auch wenn man etwas davon absehen muss, dass Exter vorwiegend in Pasing Akzente setzte. Für manchen Leser dürfte neu sein, dass der Maler Franz Marc in der Luisen-, heute Flossmannstraße in einem Exter-Haus das Licht der Welt erblickte. Und dass Obermenzing anno 1926 eine hohe Dichte an kulturbeflissenen Bewohnern hatte: 13 Kunstmaler, drei Musiklehrer, einen Pianisten, drei Berufssänger, einen Kapellmeister, zwei Tonkünstler.
Eine beliebte Wohnlage war Obermenzing allerdings auch bei Leuten, denen man jede Art von Kultur absprechen kann: Ziemlich viele Nazi-Größen ließen sich dort nieder – unter ihnen eine Zeitlang auch Hermann Göring, nach dem beflissen auch die Hermann-Göring-Straße, heute Döbereinerstraße, benannt wurde. Womöglich war es nicht nur die Gediegenheit des Ortes, die diese Leute anzog, sondern auch die ideologisch passende Wohlfühlatmosphäre. Bei der Reichstagswahl im März 1933, so stellt Susanne Herleth-Krenz dar, erreichte die NSDAP 59,6 Prozent der Stimmen. Zum Vergleich: In Bayern votierten 43,1 Prozent der Wähler für die Nazis, in München waren es 37,8 Prozent.
Das Schicksal der jüdischen Bewohner Obermenzings in dieser Zeit ist mittlerweile eindrücklich untersucht und dargestellt im Buch „Ins Licht gerückt“ aus dem Jahr 2008. Auch Herleth-Krenz nennt dieses Standardwerk als Quelle, wenn sie beispielsweise über den Leidensweg des Buchhändlers Berthold Hirsch schreibt, der 1941 in Kaunas ermordet wurde.
Ins Obermenzing der Gegenwart zieht es die Historikerin kaum, dafür bleibt kaum mehr als eine Seite, betitelt mit „Ausblick“ und endend mit dem Satz:„Die Vorstellung von Dorf und Harmonie, die Sehnsucht nach einer kleinen funktionierenden Welt wird hier noch immer erfüllt.“
„Obermenzing – Zeitreise ins alte München“, Susanne Herleth-Krentz, erschienen im Volk-Verlag
München, 156 Seiten, 24,90 Euro
„Mir san net von Pasing,
mir san net von Loam,
mir san von dem lustigen
Menzing dahoam!“

geschrieben vermutlich von einem
Knecht auf Schloss Blutenburg
Es war einmal:
Im Bildteil des Buches finden sich viele
Momente – zum
Beispiel ein Foto vom Ortskern mit St. Georg und dem „Alten Wirt“ aus dem Jahr 1934.
Fotos: Volk-Verlag
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