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Die nationalsozialistischen Konzentrationslager - das Standardwerk in sieben Bänden Zum Wesen nationalsozialistischer Herrschaft gehörte das System des Terrors, das in der Regie der SS ganz Europa mit einem Netz von Konzentrationslagern überzog. Insgesamt existierten 24 Hauptlager mit ungefähr 1000 Außenlagern, in denen Menschen als Regimegegner, als religiöse und kulturelle Minderheit, als "Asoziale", als Widerstandskämpfer, als "rassisch" Unerwünschte verfolgt, gequält, als Arbeitssklaven ausgebeutet und vernichtet wurden. Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden im…mehr

Produktbeschreibung
Die nationalsozialistischen Konzentrationslager - das Standardwerk in sieben Bänden
Zum Wesen nationalsozialistischer Herrschaft gehörte das System des Terrors, das in der Regie der SS ganz Europa mit einem Netz von Konzentrationslagern überzog. Insgesamt existierten 24 Hauptlager mit ungefähr 1000 Außenlagern, in denen Menschen als Regimegegner, als religiöse und kulturelle Minderheit, als "Asoziale", als Widerstandskämpfer, als "rassisch" Unerwünschte verfolgt, gequält, als Arbeitssklaven ausgebeutet und vernichtet wurden.
Unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden im gesamten Deutschen Reich Konzentrationslager eingerichtet. Obwohl die meisten der etwa 100 frühen Konzentrationslager nach wenigen Monaten aufgelöst wurden, stellten sie einen wesentlichen Schritt zur Stabilisierung des NS-Regimes dar.
Autorenporträt
Wolfgang Benz, geboren 1941, ist Mitgründer und Mitherausgeber der Dachauer Hefte und war von 1969 bis 1990 Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte in München. Er ist Prof. em. der Technischen Universität Berlin; Wolfgang Benz leitete bis März 2011 das Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin. 1992 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.11.2005

Wie alles begann
Die Geschichte der frühen Nazi-Konzentrationslager
Am 3. März 1933, knapp fünf Wochen nach Hitlers Machtübernahme, wurde mit der Einrichtung des ersten nationalsozialistischen Konzentrationslagers begonnen. Nicht in Dachau, wie man gemeinhin annimmt, sondern in der thüringischen Kleinstadt Nohra befand sich das Lager, auf dem Gelände einer Schule für Wehrertüchtigung. In Nohra blieben die Häftlinge, zumeist Kommunisten, jedoch nur wenige Tage. Schon am 12. April wurden sie alle wieder abtransportiert, das KZ Nohra war bereits Geschichte.
Eine ähnlich improvisierte, wenn auch meist etwas längere Existenz war kennzeichnend für viele nationalsozialistische Lager in der Frühphase des Dritten Reiches. Etwa 100 von ihnen bestanden in den Jahren 1933 bis 1936, vor allem im industriell-gewerblichen Thüringen und Sachsen, in Berlin und Brandenburg, vereinzelt aber auch in den anderen Regionen des Reiches. Nun liegt ein lexikalisches Handbuch über diese Haftstätten vor, als zweiter Teil eines großen Projektes über die Gesamtheit der nationalsozialistischen Lager. Der Band verschafft einen Überblick über drei Typen von Lagern, die in den Jahren 1933 bis 1936 entstanden: 85 der improvisierten Lager, die heute meist in Vergessenheit geraten sind, dann das KZ Dachau mit seinem expandierenden Filialsystem und schließlich die berühmt-berüchtigten 15 Emsland-Lager.
In prägnanten, meist ein bis drei Seiten langen Artikeln werden die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Lagergeschichte dargestellt, versehen mit Quellen- und Literaturhinweisen. Wer ausführlichere Beschreibungen zu den wichtigeren der frühen Lagern sucht, findet diese bereits in mehreren Bänden, die die Herausgeber als Vorveröffentlichung des Projektes auf den Markt gebracht haben. Dabei sind sie sich bewusst, dass es heutzutage kaum mehr möglich ist, die Existenz aller dieser Haftstätten zu rekonstruieren. Beispielsweise weiß der Historiker Klaus Drobisch von einem Dutzend weiterer früher Lager, die hier nicht vorkommen. Wahrscheinlich gab es noch mehr. Zu improvisiert waren manche von ihnen, zu wenige Dokumente liegen vor; manchmal haben Zeugen den Krieg nicht überlebt oder nach 1945 nicht Auskunft gegeben.
Den frühen Lagern ist zwar gemeinsam, dass sie Ausdruck des nationalsozialistischen Terrors der ersten Monate und Jahre gewesen sind, sie gestalteten sich im Einzelnen aber sehr unterschiedlich. Leider wird dem Leser angesichts dieser Komplexität keine generelle historische Einführung an die Hand gegeben, die eine Einordnung in die Geschichte der so genannten Machtergreifung geben könnte. Nicht nur die Polizei, die NSDAP und ihre Organisationen SA und SS, auch die staatliche Verwaltung, vereinzelt sogar kommunale Träger, bemühten sich um die Einrichtung von Haftlagern.
Die Insassen wurden entweder Opfer willkürlicher SA-Festnahmen oder des neuen polizeilichen Verfahrens der „Schutzhaft”, also einer formellen präventiven Inhaftierung. Gerade letztere führte nicht in die Folterkeller der SA, sondern oft in reguläre Gefängnisse, von denen mindestens 30 „Schutzhaftabteilungen” eingerichtet hatten. In ehemaligen Fabriken und Kasernen, in SA-Treffpunkten, sogar in leer stehenden Hotels oder auf einem Schiff, entstanden solche frühen Lager. Entsprechend vielgestaltig sahen Unterbringung und Versorgung aus, oft auch die Behandlung der Häftlinge. Man schätzt, dass mehrere hundert von ihnen die Strapazen nicht überlebten.
Metastasen in ganz Oberbayern
Während die frühen Lager eine Episode blieben und die Häftlingszahlen bereits 1934 deutlich sanken, blieb in Dachau ein großes Konzentrationslager erhalten, das schließlich die längste Lebensdauer von allen haben sollte. Der zentrale Artikel zum Stammlager Dachau stammt aus der Feder von Stanislav Zámecník, ausgewiesen durch sein Standardwerk zur Lagergeschichte. Der 73-jährige Autor ist nicht nur Historiker, sondern zugleich Überlebender des Lagers. Was früher gang und gäbe war, dass sich ehemalige Häftlinge führend in der Erforschung der Lagergeschichte betätigten, ist heute die Ausnahme. So wurden auch die meisten der 136 Einträge zu Dachaus Außenlagern von jungen Historikern verfasst. Durchweg handelt es sich dabei um originäre Forschung mit bisher kaum benutzten Quellen.
Trotz der einheitlichen Lenkung aller dieser Filialen durch das Stammlager Dachau wird die ungeheure Bandbreite an Außenstellen sichtbar, welche sich im Krieg metastasenhaft verbreiteten, die meisten über Oberbayern. Neben großen, fast autonomen Komplexen wie Kaufering mit Tausenden Insassen existierten winzige Außenkommandos von zehn oder gar nur drei Häftlingen. Die Zwangsarbeit für die Privatindustrie wird hier noch einmal systematisch dokumentiert. Aber auch viele Dienststellen von SS, Partei oder Polizei forderten Häftlinge für die alltägliche Arbeit an, nicht wenige Privatpersonen mit guten persönlichen Verbindungen wie Frau Heß oder Frau Himmler nutzten Zwangsarbeit für ihre privaten Zwecke.
Die so genannten Emsland-Lager werden in dem Band gemeinsam mit einem Artikel bedacht, der die führende Rolle von Verwaltung und Justiz grell beleuchtet. Allerdings wird die Transformation des Lagerkomplexes ab 1936 zu Straf- und Kriegsgefangenenlagern nur kursorisch berücksichtigt, obwohl in dieser Phase insgesamt weit über 100 000 Menschen dort untergebracht waren.
Wer sich mit der Frühphase des nationalsozialistischen Terrors beschäftigt, wird in Zukunft zu diesem Band greifen müssen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Zu Dachau, vor allem zu seinen Außenlagern bietet das Buch eine Fülle neuer Erkenntnisse. Darüber hinaus gehört es zum Repertoire einer modernen Regionalgeschichte, die sich auch ihrer Schattenseiten bewusst ist.
DIETER POHL
WOLFGANG BENZ, BARBARA DISTEL (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2: Frühe Lager, Dachau, Emslandlager. C.H. Beck, München 2005. 607 Seiten, 49,90 Euro.
Nicht das älteste, aber das am längsten bestehende KZ war Dachau. Die heutige Gedenkstätte wird jährlich von 800 000 Menschen besucht.
Foto: ddp
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erhellend findet Rezensent Dieter Pohl dieses von Wolfgang Benz und Barbara Distel herausgegebene lexikalische Handbuch, das über die Geschichte der frühen Nazi-Konzentrationslager informiert. Der Band verschaffe einen Überblick über drei Typen von Lagern, die in den Jahren 1933 bis 1936 entstanden: 85 der improvisierten Lager, die heute meist in Vergessenheit geraten sind, das KZ Dachau mit seinem expandierenden Filialsystem sowie die 15 Emsland-Lager. Als "prägnant" lobt Pohl die einzelnen Artikel, die die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Lagergeschichte darstellen und auch Quellen- und Literaturhinweisen bieten. Er hebt hervor, dass sich der Band durchweg durch originäre Forschung mit bisher kaum benutzten Quellen auszeichnet. "Wer sich mit der Frühphase des nationalsozialistischen Terrors beschäftigt", resümiert der Rezensent, "wird in Zukunft zu diesem Band greifen müssen, um sich einen Überblick zu verschaffen".

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