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Diplomarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 2,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Philosophische Fakultät III), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Problemstellung: Mit dem Zug zu Rationalisierung der Wirtschaft im aufkommenden Rationalismus und Merkantilismus der Neuzeit war für Fürsten wie auch für die Handel treibenden Bürger die Notwendigkeit zur Formung eines neuen rationaler als früher arbeitenden und berechenbaren Menschen gegeben. Dem erzieherischen Denken des Pietismus nun und insbesondere dem theologischen und pädagogischen…mehr

Produktbeschreibung
Diplomarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 2,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Philosophische Fakultät III), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Problemstellung:
Mit dem Zug zu Rationalisierung der Wirtschaft im aufkommenden Rationalismus und Merkantilismus der Neuzeit war für Fürsten wie auch für die Handel treibenden Bürger die Notwendigkeit zur Formung eines neuen rationaler als früher arbeitenden und berechenbaren Menschen gegeben.
Dem erzieherischen Denken des Pietismus nun und insbesondere dem theologischen und pädagogischen Anspruchs des Gründers der Halleschen Srtiftungen, August Hermann Francke (1663 1727), kann nun keineswegs nachgesagt werden, dass es a priori bloß die erzieherische Formung und Bereitstellung von Arbeitsklientel für die neuen ökonomischen Bedürnisse der frühkapitalitischen Gesellschaft intendiert hätte, ohne gerade die metaphysische Einbindung ihrer Zöglinge in ein christliches Weltbild und ein ebensolches Lebensgefühl und Ethos zu unternehmen: Letzteres war sicherlich der mächtigste pädagogische Antrieb, den man der Gefühlsfrömmigkeit der Pietesten plausibel und aufrichtig unterstellen möchte, wenn wir Ihre Schriften heute rezipieren.
Zeichnen wir nun Franckes pädagogischen Gesamtentwurf nach, so gewahren wir als durchgängige Linie seines anthropologischen Denkens, dass das menschliche Wesen und hier folgt den christlichen Lehrern der Tradition von Augustinus an- durch die Erbsünde von der Wurzel her so verzerrt, gestört und verdunkelt ist, dass er von alleine niemals gut werden könnte und auch nicht zu einem guten und vernünftigen Handeln fähig wäre, würden ihn nicht christliche Lehre und Unterweisung leiten. Allerdings betont Francke noch deutlich mehr als z. B. die katholische Tradtion die absolute Verdorbenheit des Menschen vor der totalen Unterwerfung unter Gott (S. 24 32).
Und nun kann es wohl kaum übertrieben heißen zu sagen, dass diese so von Francke verstandene und mittels seines Bekehrungserlebnisses auch praktizierte Unterwerfung unter Gottes Herrschaft in der erzieherischen Praxis zunächst die Unterwerfung unter die Herrschaft der sich selbst als Agenten Gottes wähnenden Pädagogen bedeuten mußte. Herrschaft insofern, dass die Organisationsweise der Franckeschen Pädagogik nachhaltig darauf ausgerichtet war, nicht nur an eine Anpassung und Einübung der Kinder unter die bestehenden Verhältnisse zu gelangen, sondern den Willen des Zöglings unter Kontrolle zu bringen, ja eigentlich ihn zu brechen, um ihn bereit werden zu lassen, sich in die christliche Schul- oder Gemeindeordnung willfährig einzufügen.
Ab dem Punkt dieser Einsicht dürfen wir uns die Frage stellen, ob die Strenge der pietistischen Pädagogen und besonders Franckes, den in einer verdorbenen Welt völlig verloren gedachten Menschen entschlossen und sehr diszipliniert in eine höhere Wirklichkeit einzuführen, für viele so geprägte Individuen und Generationen tragische Züge annehmen mußte, allein schon in Hinsicht einer geglückten und reifen seelischen Entwicklung des Selbst. Zuletzt schließt sich der Kreis, blicken wir auf die so neu entstehenden Ausbeutungspotentiale für die sich im (früh-)bürgerlichen Zeitalter entfaltende merkantilistische Arbeits-organisation, welche in der europäischen Geschichte eine neue Dimension der Ausbeutung und Entfremdung von selbstbestimmter Arbeit darstellt.
Bei aller Kritik an den in der Praxis in ihren psychischen Folgen für den einzelnen kaum problematisch genug einzuschätzenden Methoden von Franckes Erziehungslehre sollte selbstverständlich nicht vergessen werden, dass Francke mit seinem Organisationstalent es gelungen ist, den noch unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges leidenden Generationen von heimatlosen und als Proletarier dahinvegetierenden Kindern durch seine Anstaltsgründungen ein...
Autorenporträt
Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber ist Inhaber des Lehrstuhls für Controlling und Telekommunikation, Leiter des Zentrums für Controlling und Management sowie Leiter des Kühne-Zentrums für Logistikmanagement an der WHU Vallendar. .