Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 34,32 €
  • Gebundenes Buch

Der Fotoband führt in eine Zeit des Umbruchs zurück an einen Ort, den wir zu kennen glauben und die ganze Welt zu kennen glaubt: Berlin und Berlins Mitte, die größte und begehrteste Stadt Deutschlands, eine Stadt mitten in Europa. Er zeigt verschollene Blicke, die wir so nie gesehen haben und auch nie wieder so sehen werden.1991 erkundete der Fotograf Dirk Borho den Grenzstreifen zwischen Ost- und Westberlin, als sich für einen Moment, Zufall der Geschichte, eine erinnerungsreiche und mystisch fremdartige Landschaft auftat: die im Abriss befindlichen Mauer- und Sperranlagen in neu entstehenden…mehr

Produktbeschreibung
Der Fotoband führt in eine Zeit des Umbruchs zurück an einen Ort, den wir zu kennen glauben und die ganze Welt zu kennen glaubt: Berlin und Berlins Mitte, die größte und begehrteste Stadt Deutschlands, eine Stadt mitten in Europa. Er zeigt verschollene Blicke, die wir so nie gesehen haben und auch nie wieder so sehen werden.1991 erkundete der Fotograf Dirk Borho den Grenzstreifen zwischen Ost- und Westberlin, als sich für einen Moment, Zufall der Geschichte, eine erinnerungsreiche und mystisch fremdartige Landschaft auftat: die im Abriss befindlichen Mauer- und Sperranlagen in neu entstehenden Stadträumen und einer noch ungeklärten Verwendung. Eine Zwischenwelt, ein Erwartungsland, ein Nirgendsland.In seinen epischen Schwarzweißfotografien lässt Dirk Borho diese vergänglichen Erinnerungsorte überdauern und ihren Platz in der Geschichte finden. Jedes Bild hat das Zeug zur Ikone jener kurzen, aber entscheidenden Episode unserer Geschichte.Pete Meyer, Fotograf, Kunstautor und Kurator, begleitet diese Wiederentdeckung klug in zwei Texten, ein- und ausleitend, präzise und zugleich persönlich. In pointierter Sprache werden die Facetten aufgefächert, in denen sich jene Ära und die Geschichte der Berliner Mauer überschneiden und bis heute fortwirken, was uns die Möglichkeit eröffnet, ein Gefühl und eine Haltung in Bezug auf diese Zeit zu entwickeln.Pete Meyer und Dirk Borho erarbeiteten gemeinsam das Konzept zu diesem Fotoband.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.01.2020

Mauern im Kopf

Touristen vor allem aus Fernost und aus Amerika suchen noch heute in Berlin nach der Mauer. Sie erleben als Enttäuschung, was die Berliner nach wie vor freut: dass sie nicht mehr da ist. Wobei das nicht ganz stimmt, denn hier und da gibt es noch ein paar Reste, außerdem die Gedenkstätte an der Bernauer Straße. Der Verlauf der Mauer ist gekennzeichnet. Und natürlich finden sich noch viele Zeugnisse in den Museen. Doch obwohl die Mauer vor nunmehr drei Jahrzehnten fiel, hat sie im allgemeinen Bewusstsein immer noch einen festen Platz. Stand sie doch jahrzehntelang bedrohlich da, bevor ihre Zerstörung ein einzigartiges Berliner Event wurde. In Ost-Berlin war es in der DDR-Zeit verboten, die Mauer zu fotografieren. Außer den im Westen entstandenen Bildern gibt es also kaum Dokumentationen über das Monstrum. Das änderte sich schlagartig in dem Moment, als das erste Loch in die Mauer geschlagen war. Damals machte sich auch Dirk Borho auf, der gerade seine Ausbildung als Fotograf abgeschlossen hatte. Zwei Interessen fielen bei ihm zusammen. Er fotografiert bis heute gern verlorene Orte, also verlassene Fabriken, Häuser oder Kasernen. Und er wollte den Abbruch der Mauer dokumentieren. Anfang der neunziger Jahre gab es dafür nur einen kurzen Zeitraum, einen "Wimpernschlag der Geschichte", wie Borho sagt: Die Mauer war noch irgendwie da, aber auch schon nicht mehr. Auf einmal öffneten sich völlig neue Perspektiven auf die Stadt, ja die ganze Stadt erschien gewissermaßen wie neu. Die Grenzübergangsstelle Stolpe menschenleer und schon verfallend, der Tunnel für die Nord-Süd-Bahn teilweise noch ohne Gleise, der Kontrollbahnhof Griebnitzsee auf dem Weg, eine einfache S-Bahn-Station zu werden. Ein schrottreifer Trabant vor einem noch intakten Stück Mauer. Der schon für die Restaurierung eingerüstete "Kniende Engel" auf dem St. Hedwig-Friedhof, der bis dahin mitten im Grenzstreifen zwischen zwei Mauern gelegen hatte. Wo die abgebauten Mauerteile zentral gelagert wurden, gelang Borho ein Foto, auf dem zwar nur willkürlich übereinandergeschichtete Betonteile zu sehen sind, das aber unwillkürlich an Caspar David Friedrichs Bild "Das Eismeer" erinnert. Hier wie da ist es ein verstörendes Vergänglichkeitsmotiv. Gleich vorneweg wird diese Fotografie in dem Buch "Nirgendsland" präsentiert, in den Umschlag wurde dafür sogar eigens eine Art Guckloch gestanzt. Es folgen fünfzig Schwarzweißbilder, alle seltsam faszinierend.

F.P.

"Nirgendsland. Der Berliner Mauerstreifen 1991" von Dirk Borho (Fotos) und Pete Meyer (Text). Verlag Triglyph, Bad Saulgau 2019. 128 Seiten, 50 Fotografien. Gebunden, 39 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr