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Reisebücher, die dazu da sind, Touristen anzulocken, gibt es genug. Dieses dient der Abschreckung!
Es zeigt die Kehrseite jenes rätselhaften Triebes, der Millionen von Menschen dazu verführt, die unwirtlichsten Gegenden der Erde aufzusuchen. Dabei nehmen sie nicht nur endlose Langeweile und unglaubliche Strapazen in Kauf. Oft steigert sich ihre Frustration zum schieren Schrecken, so daß am Ziel der Reise die Frage auftaucht: Warum haben wir uns das eigentlich angetan?
Aber wie alle Horrorgeschichten haben auch solche Erfahrungen einen perversen Reiz. Mit kaum verhohlenem Stolz erzählen
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Produktbeschreibung
Reisebücher, die dazu da sind, Touristen anzulocken, gibt es genug.
Dieses dient der Abschreckung!

Es zeigt die Kehrseite jenes rätselhaften Triebes, der Millionen von Menschen dazu verführt, die unwirtlichsten Gegenden der Erde aufzusuchen. Dabei nehmen sie nicht nur endlose Langeweile und unglaubliche Strapazen in Kauf. Oft steigert sich ihre Frustration zum schieren Schrecken, so daß am Ziel der Reise die Frage auftaucht: Warum haben wir uns das eigentlich angetan?

Aber wie alle Horrorgeschichten haben auch solche Erfahrungen einen perversen Reiz. Mit kaum verhohlenem Stolz erzählen die Autoren, selbst Opfer ihres Reisewahns, von Abenteuern auf allen Kontinenten, von Urumtschi bis Huehuetenango. Unübertroffen in diesem Genre sind die Angelsachsen, und das ist kein Wunder. Ihr schwarzer Humor, die stiff upper lip, die kaltblütige Nonchalance machen ihre Katastrophenberichte zu Kabinettstücken der Reportage. Wir begegnen bekannten und noch zu entdeckenden literarischen Globetrottern: George Orwell und Dave Barry, James Fenton und Norman Lewis, Eric Newby und Jonathan Raban, Ryszard Kapuscinski und V.S. Naipaul, Robert Byron, Bob Geldorf und einigen anderen. Nicht nur die Tropen und die Eisregionen der Erde haben Abschreckendes zu bieten. Furchtbare Reisen können, wie Rolf Dieter Brinkmann und Severo Sarduy zu berichten wissen, auch in Rom und Frankfurt am Main enden.
Was könnte also reizvoller und angenehmer sein, als das nächste Wochenende mit diesem Buch in der Hand zu verbringen in dem ruhigen Bewußtsein, wie gut man daran tut, zu Hausen zu bleiben?
Autorenporträt
Hans Magnus Enzensberger, geboren 1929 in Kaufbeuren, lebt in München. 1963 erhielt Hans Magnus Enzensberger den Georg-Büchner-Preis, im Jahr 2015 wurde ihm der Frank-Schirrmacher-Preis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2014

Für die Tasche Wer die kürzlich als Taschenbuch wiederaufgelegte Anthologie "Nie wieder! Die schlimmsten Reisen der Welt", herausgegeben von Hans Magnus Enzensberger, zu Ende gelesen hat, will eigentlich nie wieder irgendwo hinfahren. Echt jetzt! Wer freiwillig reist, muss völlig lebensmüde sein. Irre, durchgeknallt und völlig bekloppt. Ja, ja, denken Sie jetzt und schmunzeln ein bisschen. Wie schlimm können Reisen schon sein? Ich sage ihnen: schlimm. Wirklich schlimm. Weil was diesen namhaften Autoren, also George Orwell, Joseph Roth, Alfred Döblin, Ryszard Kapuscinski oder Evelyn Waugh, da zwischen Europa und Amerika, Asien und Afrika passiert ist, das stellt man sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vor. Mit leicht zusammengekniffenen Augen hangelt man sich schaudernd von einer Erzählung zu nächsten und ist jedes Mal erleichtert zu wissen, dass der Autor doch nicht gestorben ist. Einfach mit dem Lesen aufhören, das geht natürlich trotzdem nicht, weil diese absurden Aufzeichnungen dann doch viel zu spannend und viel zu gut geschrieben sind. Und das Leid anderer hat ja bekanntlich einen perversen Reiz und überraschenderweise auch einen gewissen Charme. Weil man sich irgendwie doch insgeheim wünscht, auch mal in diesem vollen Zug von Moskau nach Petuschki mit diesem randvollen Schaffner zu sitzen, in diesem chinesischen Flugzeug, das fast, aber eben nur fast abgestürzt wäre, oder in diesem kleinen, dreckigen Pariser Hotel mit der rosafarbenen Tapete, über die nachts die Wanzen krabbeln. Ach, lesen Sie es, dieses Sammelsurium der Reise-Horrorgeschichten, und buchen Sie danach einfach einen All-inclusive-Urlaub auf den Malediven. Dort ist es so langweilig, dass man sich danach inbrünstig nach einem Reiseleben auf Messers Schneide sehnt.

cawü

Hans Magnus Enzensberger (Hg.): "Nie wieder! Die schlimmsten Reisen der Welt". Rowohlt 2014, 416 Seiten, 9,99 Euro

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