Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 2,15 €
  • Broschiertes Buch

Leszek Kolakowski, der wohl bekannteste polnische Philosoph der Gegenwart, beherrscht die seltene Kunst, seinem Leser die Angst vor der Beschäftigung mit bedeutenden philosophischen Fragestellungen zu nehmen. Gelang es ihm schon im ersten Band seiner philosophischen Kurzvorträge, bedeutende Themen der Philosophie- und Geistesgeschichte mit Weisheit, Nüchternheit, Gelassenheit und Witz abzuhandeln, so darf man nun weitere philosophische Traktate zu gewichtigen Topoi erwarten: über Gott, über den Terrorismus, über Sex, die Todesstrafe, das Nichtstun, Schulden, Neid, über Freund und Feind und…mehr

Produktbeschreibung
Leszek Kolakowski, der wohl bekannteste polnische Philosoph der Gegenwart, beherrscht die seltene Kunst, seinem Leser die Angst vor der Beschäftigung mit bedeutenden philosophischen Fragestellungen zu nehmen. Gelang es ihm schon im ersten Band seiner philosophischen Kurzvorträge, bedeutende Themen der Philosophie- und Geistesgeschichte mit Weisheit, Nüchternheit, Gelassenheit und Witz abzuhandeln, so darf man nun weitere philosophische Traktate zu gewichtigen Topoi erwarten: über Gott, über den Terrorismus, über Sex, die Todesstrafe, das Nichtstun, Schulden, Neid, über Freund und Feind und vieles mehr.

"Um Menschen zu bleiben, müssen wir die Zufälligkeit des Lebens als unsere Bestimmung annehmen", sagt der Philosoph und verfolgt damit eine Moral, die ohne den erhobenen Zeigefinger auskommt - das macht diesen Band so lesenswert.
Autorenporträt
Leszek Kolakowski gehört zu den großen Philosophen unserer Zeit. Er hatte seit 1958 den Lehrstuhl für Geschichte der Philosophie an der Universität Warschau inne und wurde 1966 wegen seines Eintretens für oppositionelle Studenten aus der Kommunistischen Partei Polens ausgeschlossen. 1968 verlor er seinen Lehrstuhl und reiste nach Kanada aus. Seit 1970 lehrte er bis zu seiner Emeritierung am All Souls College in Oxford. 1977 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zu seinen wichtigsten Werken gehören 'Die Hauptströmungen des Marxismus', 'Die Gegenwärtigkeit des Mythos' sowie 'Der Himmelsschlüssel'. 2009 verstarb Leszek Kolakowski.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.10.2002

Auf der Insel
Leszek Kolakowski
sucht Gott
Zwei Wege gibt es, das Denken praktisch werden zu lassen: Der Priester stellt sich auf ein Eiland, nimmt die Welt in den Blick und fordert diese drohend oder zärtlich auf, Eiland zu werden; sein Glaube lässt ihm keine Wahl. Der Narr hingegen stürzt sich kopfüber in die Welt, kostet deren Vergnügungen und Zumutungen bis zur Neige aus und erholt sich dann auf dem Eiland. Dort hört er sich des Pfarrers Predigt an und fügt der langen Rede vier Worte hinzu, ehe er abermals kopfüber in die Welt eintaucht: „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.”
32 Jahre war der Philosoph Leszek Kolakowski alt, sein erstes Hauptwerk über „Verantwortung und Geschichte” hatte er zum Missfallen der polnischen Kommunistischen Partei kurz zuvor beendet, als er 1959 mit dem Essay „Der Priester und der Narr” für sich Narrenfreiheit beanspruchte und den Machthabern in Warschau vorwarf, Priester falscher Ideologien zu sein. Mit diesem Essay endet die marxistische Phase in Kolakowskis Leben. Radikal sagte er sich los von jeder Menschheitsbeglückungsphantasie, und weil ihn eine solche selbst im religiösen Gewand nicht überzeugte, griff er zu Eulenspiegels Kappe. Sie war die Konsequenz aus seiner Überzeugung von der „grundsätzlichen Unzulänglichkeit des Menschen”, die er schon bald darauf „Erbsünde” nannte. In den siebziger Jahren bereitete dann „Die Gegenwärtigkeit des Mythos” jene Annäherung der christlichen und der skeptischen Position vor, die anno 2000 mit den „Mini-Traktaten” und nun mit deren Fortsetzung an ein vorläufiges Ende gekommen ist: Hier spricht ein Narr von Gott.
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht.” Es sind die klassischen Selbstzweifel eines Sokrates, eines Plato, die Kolakowski gegen eine Welt voller Wunder und voller Grausamkeiten wendet. In den 15 hier versammelten Kurzvorträgen, ursprünglich Referate für das polnische Fernsehen, liegen Freund und Feind, Sex und Terrorismus, Neid und Vergebung eng beieinander, doch es überwiegt die Daseinsfreude des Christenmenschen. Nach Art der Peripatetiker empfiehlt Kolakowski, „ein wenig in sich zu gehen”, um ins Dickicht vermeintlicher Gewissheiten eine schmale Schneise zu schlagen.
Niemand könne zwar wissen, ob der Aberglaube von heute nicht das Wissen von morgen ist, ob die Zukunft die Gegenwart fortsetzt oder abschafft, ob Organspende eine Sünde oder ein Segen ist, denn nirgends gebe es „klare und universell gültige Richtlinien”. Andererseits, entgegnet der Priester dem Narren, sollten wir Menschen uns an das halten, was unsere Tugenden fördert. Der Glaube an übernatürliche Kräfte etwa kann nützlich sein, „wenn er die Bereitschaft stärkt, redliche Absichten mit natürlichen Kräften in die Tat umzusetzen.”
Die Abkehr vom Prinzip und Hinwendung zum Einzelfall, der entweder als unentscheidbar in der philosophischen Endlosschleife verbleibt oder nach christlichen Kriterien versuchsweise beurteilt wird: in dieser Disziplin ist Kolakowski, der am 23. Oktober 75 Jahre alt wurde, Meister. Nicht immer befriedigt freilich die Lektüre, weil gar zu viele „Maxi-Themen” gar zu minimalistisch, stellenweise auch recht unpräzise angepackt werden. Ein frischer Lufthauch ist dies Büchlein dennoch, weder kalt noch warm, und wer es greifen will, der fasst sich selber an die Nase.
ALEXANDER KISSLER
LESZEK KOLAKOWSKI: Neue Mini-Traktate über Maxi-Themen. Deutsch von Nina Kozlowski. Reclam Verlag, Leipzig 2002. 120 Seiten, 9,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr
"Er schreibt von Gott und vom Aberglauben, von der Achtung vor der Natur und von nationalen Stereotypen, vom Neid und vom Nichtstun und macht das auf so verführerisch klare Weise, dass er klammheimlich zum Denken anstiftet. Der polnische Philosoph Leszek Kolakowski entwickelt überraschende Gedankengänge. Wenn man gedacht hat, man wisse Bescheid über die elementaren Dinge, die in unser Leben spielen, dann räumt Kolakowski damit mit leichter Hand auf und rückt sie in ein Licht, in dem sie stolz strahlen." Salzburger Nachrichten

"Hier ist ein großer Denker von seinem Lehrstuhl heruntergestiegen, um mit uns über schwierige Themen wie 'Gott', 'Verzeihen', 'Vergangenheit und Zukunft', 'Nichtstun' auf einfache Art nachzudenken. Leszek Kolakowski, ein geschulter Marxist, der 1968 Polen verließ und seit 1970 Philosophie in Oxford lehrt, stellt in diesem Band Kurzvorträge vor, die er fürs polnische Fernsehen verfasste.

Man kann die Aufsätze als Dialoge in der Art des Sokrates verstehen. Mit scharfem Verstand, rhetorischem Talent, Humor und menschlicher Wärme führt der Autor die Leser zu sich selbst.

Der 75-jährige Philosoph, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, ist ein klassischer Selbstzweifler trotz aller Wunder dieser Welt, eben weil diese Welt auch voller Grausamkeit ist. Doch die Aufsätze lassen auch Humor erkennen, der eine ironische Distanz zur eigenen Person voraussetzt. Dabei erinnert der Autor auch an seine Erfahrungen in Polen, wo die Menschen selbst in gefährlichen, ja ausweglosen Situationen aus dem Lachen Kraft geschöpft haben.

Es sind dialektische Dialoge, die Kolakowski mit dem Leser führt, ohne eine Auflösung der mit Lust und Witz, aber auch Gelassenheit zugespitzten Thesen und Antithesen zu geben. Niemand kann wissen, ob der Aberglaube von heute nicht das Wissen von morgen ist, ob die Zukunft die Gegenwart fortführt oder abschafft, denn nirgends gebe es 'klare und universell gültige Richtlinien'. Deshalb sei eine Abkehr von Prinzipien und eine Hinwendung zum Individuellen notwendig. Dabei leben Kolakowskis Mini Traktate von der 'Sehnsucht nach etwas Besserem, nach Güte, Freundschaft, Gerechtigkeit' - von Hoffnungen, die jeder in sich trägt." Neues Deutschland

"Zwei Wege gibt es, das Denken praktisch werden zu lassen: Der Priester stellt sich auf ein Eiland, nimmt die Welt in den Blick und fordert diese drohend oder zärtlich auf, Eiland zu werden; sein Glaube lässt ihm keine Wahl. Der Narr hingegen stürzt sich kopfüber in die Welt, kostet deren Vergnügungen und Zumutungen bis zur Neige aus und erholt sich dann auf dem Eiland. Dort hört er sich des Pfarrers Predigt an und fügt der langen Rede vier Worte hinzu, ehe er abermals kopfüber in die Welt eintaucht: 'Vielleicht. Vielleicht auch nicht.' Es sind die klassischen Selbstzweifel eines Sokrates, eines Plato, die Kolakowski gegen eine Welt voller Wunder und voller Grausamkeiten wendet. In den 15 hier versammelten Kurzvorträgen liegen Freund und Feind, Sex und Terrorismus, Neid und Vergebung eng beieinander, doch es überwiegt die Daseinsfreude des Christenmenschen.

Nicht immer befriedigt freilich die Lektüre, weil gar zu viele 'Maxi-Themen' gar zu minimalistisch, stellenweise auch recht unpräzise angepackt werden. Ein frischer Lufthauch ist dies Büchlein dennoch, weder kalt noch warm, und wer es greifen will, der fasst sich selber an die Nase." Süddeutsche Zeitung

"Das Buch versammelt 15 Vorträge des polnischen Philosophen Kolakowski, wobei eine besondere Fähigkeit des Autors zum Tragen kommt: Die klassischen Themen der Philosophie auf ihren Kern zu reduzieren und in plastische Fragestellungen zu verwandeln.

Seine Vision ist eine Welt, 'in der die am schwersten zu vereinbarenden Elemente menschlichen Handelns miteinander verbunden sind, Güte ohne Nachsicht, Mut ohne Fanatismus, Intelligenz ohne Verzweiflung.' Kolakowski ist der international bedeutendste polnische Philosoph." 3SAT Videotext
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Hier spricht ein Narr von Gott", schreibt Alexander Kissler über das jüngste Werk des polnischen Philosophen Leszek Kolakowski: Schon 1959 habe Kolakowski mit der Marxismus-Leninismus gebrochen und den Machthabern in Warschau vorgeworfen, "Priester falscher Ideologien zu sein". Die bereits in seinem ersten Hauptwerk formulierten Antwort auf die Predigt des gläubigen Pfarrers "'Vielleicht, Vielleicht auch nicht.'" spiegelt laut Kissler die Überzeugung "von der 'grundsätzlichen Unzulänglichkeit des Menschen'" wider. So verteidige sich der Philosoph mit dem Zweifel an sich selbst gegenüber der Realität. In den 15 Kurzvorträgen, die der Autor ursprünglich für das polnische Fernsehen verfasst hat, sieht Kissler den Versuch, allen Gewissheiten ein Schnippchen zu schlagen. Dabei vertritt der Autor die" Abkehr vom Prinzip und Hinwendung zum Einzelfall". Allerdings befriedigt die Lektüre den Rezensenten nicht immer, da einzelne der Themen durch die gewählte Form zu kurz kommen, insgesamt jedoch schätzt er die Anregungen zum eigenen Nachdenken. Denn wer, wie Kissler, dem inzwischen 75-jährigen Autor folgt, der "fasst sich selber an die Nase".

© Perlentaucher Medien GmbH