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While in the last twenty years perceptions of Europe have been subjected to detailed historical scrutiny, American images of the Old World have been almost wantonly neglected. As a response to this scholarly desideratum, this pioneering study analyzes neoconservative images of Europe since the 1970s on the basis of an extensive collection of sources. With fresh insight into the evolution of American images of Europe as well as into the history of U.S. neoconservatism, the book appeals to readers familiar and new to the subject matters alike. The study explores how, beginning in the early…mehr

Produktbeschreibung
While in the last twenty years perceptions of Europe have been subjected to detailed historical scrutiny, American images of the Old World have been almost wantonly neglected. As a response to this scholarly desideratum, this pioneering study analyzes neoconservative images of Europe since the 1970s on the basis of an extensive collection of sources. With fresh insight into the evolution of American images of Europe as well as into the history of U.S. neoconservatism, the book appeals to readers familiar and new to the subject matters alike. The study explores how, beginning in the early 1970s, ideas of the United States as an anti-Europe have permeated neoconservative writing and shaped their self-images and political agitation. The choice of periodization and investigated personnel enables the author to refute popular claims that widespread Euro-critical sentiment in the United Studies during the early 21st century - considerably ignited by neoconservatives - was a distinctpost-Cold War phenomenon. Instead, the analysis reveals that the fiery rhetoric in the context of the Iraq War debates was merely the climax of a decade-old development.
Autorenporträt
Philipp Scherzer, Karlsruhe Institute of Technology, Karlsruhe, Germany.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.08.2023

Der verachtete Kontinent

Eine Untersuchung zum Europabild der

Neokonservativen in Amerika zeigt, wie sie die Alte Welt als Folie zur Selbstdefinition nutzen.

Niemand hat das Gefühl, dass Europa die Zukunft ist." Diese Worte stammen von David Brooks, einem amerikanischen Journalisten und neokonservativem Kommentator der Neunzigerjahre. Seine Aussage mag Europäer irritieren - wer will schon auf einem Kontinent ohne Zukunft leben -, tatsächlich fügt sie sich ein in die amerikanische Geschichte. Denn seit die ersten Einwanderer in Nordamerika angekommen sind, dient die sogenannte Alte Welt als Projektionsfläche. Manchmal positiv - als Ort der Sehnsucht -, sehr oft aber auch negativ. "Amerika (...) war ein Land von Unschuld, Tugend, Glückseligkeit und Freiheit gegenüber einem Europa aus Laster, Ignoranz, Elend und Tyrannei", fasst der amerikanische Historiker C. Vann Woodward den amerikanischen Gründungsmythos zusammen.

So elementar dieses Anderssein für die Vereinigten Staaten war, so verwunderlich mag es sein, dass die amerikanischen Vorstellungen von Europa in der Forschung bislang wenig untersucht wurden. Diese Lücke schließt Philipp Scherzer mit seinem Buch "Neoconservative Images of Europe - Europhobia and Anti-Europeanism in the United States" teilweise. Detailliert zeichnet er nach, wie sich das Bild von der "erschöpften, schwachen und korrupten Alten Welt" zwischen den Siebzigerjahren und der Jahrtausendwende in den Augen Neokonservativer entwickelt hat.

Doch was ist Neokonservatismus überhaupt? Scherzer beschreibt ihn als eine "noch weitgehend missverstandene Bewegung", Gegenstand von "überschwänglichem Lob und exzessiver Kritik", die in den vergangenen fünfzig Jahren maßgeblichen Einfluss auf amerikanische Debatten und Politik hatte. Der in den späten Sechzigerjahren entstandene Neokonservatismus erscheint demnach intellektuell divers und ständiger Entwicklung unterworfen. Entsprechend nähert sich Scherzer seinem Forschungsgegenstand über die Werke und den politischen Einfluss unterschiedlicher neokonservativer Vordenker wie Walter Laqueur, Eugene V. Rostow und David Brooks an - um nur ein paar wenige zu nennen.

Dabei orientiert sich der Autor an dem Konzept des französischen Historikers Justin Vaïsse, der von drei Phasen des Neokonservatismus ausgeht. Die vorliegende Studie konzentriert sich auf den "Second-Age Neoconservatism" zwischen 1970 und 1992 und den "Third-Age Neoconservatism" und endet im Jahr 2002. Bruchlinie zwischen beiden sind der Zerfall der Sowjetunion und das Ende des Kalten Krieges.

Vertreter des "Second-Age Neoconservatism" waren mit dem Feindbild Sowjetunion verbunden, sie präsentierten sich in erster Linie als unerbittliche Antikommunisten, die als Konsequenz die damalige Entspannungspolitik ablehnten. Der europäischen Friedensbewegung wurde mit Skepsis begegnet, der Protest gegen den NATO-Doppelbeschluss legte in den Augen neokonservativer Intellektueller "die Apathie und Schwäche der Alten Welt" offen. Mit Ronald Reagan dagegen verbanden sie die Hoffnung, dass das Klima der Entspannung alsbald beendet werde. Bekanntlich kam es anders.

Für Scherzer ist der Neokonservatismus nach 1990 "eine Adaption, eine Reinterpretation" des Vorgängers aus dem Kalten Krieg. Die dritte Generation Neokonservativer war eng verknüpft mit der republikanischen Partei und fand ihre Feindbilder in "Schurkenstaaten" wie Irak. Sie konzentrierten sich maßgeblich auf außenpolitische Belange. Ziel war es, die globale Hegemonie der Vereinigten Staaten so lang wie möglich am Leben zu halten. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 befanden sich Neokonservative demnach in einer vorteilhaften Situation: Einige von ihnen waren bereits in hohen Positionen in der Administration Bush, gleichzeitig waren Schlüsselfiguren aus dessen engstem Kreis - wie etwa Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld - offen für neokonservative Stimmen. Deren Ideen dienten als Blaupause für den folgenden Krieg gegen den Terror - mit der Folge, dass das Chaos, zu dem der Irakeinsatz wurde, die politische Macht Neokonservativer empfindlich schwächte.

Scherzer kommt zu dem Schluss, dass die Aversion Neokonservativer gegen Europa im Nachgang zu 9/11 ein beispielloses Maß erreichte - wohl auch, weil sie kompromisslose Befürworter des Irakkriegs waren und Europa dem mehr als zögerlich gegenüberstand. "Im Wesentlichen betrachteten sie die Alte Welt als Anführer einer globalen Anti-Amerika-Gang", schreibt Scherzer.

Über vier Jahrzehnte haben neokonservative Europabilder laut Autor gemein, dass sie den Kontinent im "permanenten Niedergang" begriffen sahen. Auch wenn manch ein Vordenker gelegentlich auf die positiven Aspekte der europäischen Geschichte verweise, könne das nicht die Beobachtung schmälern, dass "Neokonservative das Bild eines Kontinents mit einer problematischen Vergangenheit, beunruhigenden Gegenwart und zweifelhaften Zukunft" zeichneten.

Als solcher verbrämt erfüllte Europa einen wichtigen Zweck: Als Negativbeispiel half es Neokonservativen, sich selbst zu definieren. Das Buch bietet insbesondere dem europäischen Leser daher nicht nur die Möglichkeit, mehr über die Wahrnehmung des eigenen Kontinents zu erfahren, sondern - vielleicht mehr noch - über die Vereinigten Staaten selbst. Insofern wundert es nicht, neokonservative Aussagen zu lesen, die so auch erst in den vergangenen Jahren gefallen sein könnten - etwa wenn es um Zweifelt am Wert der NATO geht, um Amerikas Größe und Einzigartigkeit oder der Kritik an der Angst Europas, Russland in irgendeiner Weise zu reizen. Das führt zu dem Schluss, dass Vertreter der neokonservativen Denkschule, wenn auch weit von dem politischen Einfluss der frühen Achtziger und frühen 2000er entfernt , noch lange nicht Geschichte sind. Vielmehr sind sie, um Scherzer ein letztes Mal zu zitieren, "Intellektuelle auf der Lauer". TATJANA HEID

Philipp Scherzer: Neoconservative Images of Europe. Europhobia and Anti-Europeanism in the United States 1970-2002.

De Gruyter Oldenbourg Verlag, Berlin 2023. 385 S., 109,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Tatjana Heid empfiehlt Philipp Scherzers Buch über den neokonservativen amerikanischen Blick auf die Alte Welt. Die Entwicklung dieser Perspektive von den 1970ern bis ins Jahr 2000 zeichnet der Autor laut Heid mit Hilfe von neokonservativen Denkern wie Paul Laquer und David Brooks sowie mittels des 3-Phasen-Konzepts des Historikers Justin Vaisse nach. Als Konstante macht Scherzer  die These vom Niedergang Europas aus, die Neokonservativen stets als Hilfe zur Selbstvergewisserung diente, wie die Rezensentin erklärt. Der europäische Leser lernt die Wahrnehmung seines Kontinents von außen kennen, aber auch die Bedingungen der Wahrnehmung in den USA, meint Heid.

© Perlentaucher Medien GmbH