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Ziele dieses Lese- und Lehrbuches zur Katastrophenforschung aus geographischer Sicht ist es, Wissenschaftler aus der Physio- und der Humangeographie gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen, welche die naturräumlichen Perspektiven wie auch die soziologischen Komponenten berücksichtigen. Dieses Buch vermittelt die Grundlagen und die Vielfalt von Problemstellungen in der Katastrophenforschung, es zeigt die gleichberechtigte Darstellung von natur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsansätzen auf und trägt dazu bei, das Themenfeld "Hazardforschung" in der Geographie in Deutschland zu etablieren.…mehr

Produktbeschreibung
Ziele dieses Lese- und Lehrbuches zur Katastrophenforschung aus geographischer Sicht ist es, Wissenschaftler aus der Physio- und der Humangeographie gleichermaßen zu Wort kommen zu lassen, welche die naturräumlichen Perspektiven wie auch die soziologischen Komponenten berücksichtigen. Dieses Buch vermittelt die Grundlagen und die Vielfalt von Problemstellungen in der Katastrophenforschung, es zeigt die gleichberechtigte Darstellung von natur- und sozialwissenschaftlichen Forschungsansätzen auf und trägt dazu bei, das Themenfeld "Hazardforschung" in der Geographie in Deutschland zu etablieren. Neben den Grundlagen der Katastrophenforschung berücksichtigt es die Bewältigung wie auch die Prävention von Katastrophen. Es veranschaulicht die Theorie an eindrucksvollen Beispielen der vergangenen Jahre.
Autorenporträt
Die Herausgeber: Carsten Felgentreff ist Dozent an der Universität Osnabrück und in der Lehre im Bereich Humangeographie tätig. Thomas Glade hat sich an der Universität Bonn habilitiert und ist seit Herbst 2006 Professor für Physiogeographie an der Universität Wien. Beide sind Vorsitzende des Arbeitskreises in der Geographie "Naturrisiken und Sozialkatastrophen"
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.07.2008

Naturrisiken als Sozialkatastrophen
Vulkane, Erdbeben, Wirbelstürme: Geographen eröffnen eine Debatte
Nicht George W. Bush, aber Jacques Chirac hatte den Hurrikan Katrina 2007 kommen sehen: Schon 1954, als Wirtschaftsgeograph in Harvard, analysierte er, New Orleans sei auf Grund seiner Lage für eine menschliche Siedlung ungeeignet. Zum damaligen Zeitpunkt entstand um den Chicagoer Geographen Gilbert Fowler White mit Studien zur Hochwassergefährdung des Mississippi Valley das Forschungsgebiet zu Naturrisiken, das wesentlich Naturforschern und Technikern vorbehalten blieb.
Auch die aktuelle Klimaforschung ist eine Domäne der Naturwissenschaftler. Es sind vornehmlich Meteorologen, Gletscherforscher und Erdsystemanalytiker, die einen dramatischen, womöglich katastrophalen Wandel der Industriegesellschaft durch Erderwärmung vermelden. In dieser Erkenntnis haben sie auch Appelle zum Gegensteuern an Öffentlichkeit und Politik formuliert und sich über den Umweltrat der Vereinten Nationen (IPCC) in das politische Geschäft eingeschaltet.
Dabei wird zunehmend spürbar, dass, wo es um die Milderung von und die Anpassung an Erwärmungsfolgen geht, die Evidenz menschengemachten Klimawandels durch naturwissenschaftliche Daten einer ergänzenden Betrachtung durch kultur- und sozialwissenschaftliche Disziplinen bedarf. Naturwissenschaftler sind gewiss mit der Komplexität natürlicher Systeme vertraut, aber weniger mit kulturellen Voraussetzungen und (vor allem nicht beabsichtigten) Folgen sozialen Handelns, das etwa auf Extremwetterereignisse reagiert. Auch wissen sie mehr über politische Strategien, wie solchen bei- und zuvorzukommen ist, und vor allem über die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Auf der anderen Seite fehlt es den Disziplinen, die sich mit Sinn, Handeln, Recht, kollektiv verbindlichen Entscheidungen und dergleichen befassen, oft am physikalischen Verständnis der Natur, die sie eher metaphorisch wahrnehmen.
Dass man Naturrisiken als Sozialkatastrophen begreifen muss, zeigt nun dieses vorzügliche, Natur- und Sozialforscher verbindende Kompendium. Nicht zufällig haben es zwei Geographen herausgegeben: Dieses Fach denkt von jeher physikalische und humane Aspekte zusammen und hat sich in den letzten Jahren methodisch und theoretisch erfreulich weiterentwickelt. Carsten Felgentreff (Osnabrück) und Thomas Glade (Wien) haben weitere 41 Kollegen und Kolleginnen unterschiedlicher Fachrichtungen versammelt, und die für Sammelbände typische Zerfaserung und Redundanz konnten sie durch ein straffes Gliederungsschema vermeiden. So darf das Kompendium sogar beanspruchen, ein Lehrbuch zu sein, auch wenn sich die Autoren auf Neuland wagen und erste Ergebnisse der Forschung präsentieren.
Alle erdenklichen Aspekte werden in durchgängig gehaltvollen und auch für Laien verständlichen Beiträgen abgedeckt, beginnend mit Konzepten wie „Hazard” und „Risiko” als Grundbegriffen der Katastrophenforschung, oder „Vulnerabilität” und „Resilienz”, wie Verwundbarkeit und Widerstandsfähigkeit von Mensch-Natur-Systemen neudeutsch bezeichnet werden.
Mobile Konstellationen
Im Abschnitt über natürliche Ereignissysteme erfährt man alles Wesentliche über Vulkanismus und Erdbeben, über Schneelawinen, Hochwasser, Sturzfluten und Tsunami, über Tornados, Hurrikane und Stürme, über Bodenerosion und Desertifikation – und gerade dieser Teil des Buches bekräftigt ein Diktum des Geographen Schmidt-Wulffen aus dem Jahr 1982: „Naturkatastrophen ereignen sich nicht in der Natur selbst, sondern stets in Bezug auf eine von einem Naturereignis betroffene Gesellschaft. Ob ein Naturereignis als Katastrophe bewertet wird, definiert sich über die Bedeutsamkeit der Folgen auf die Lebensverhältnisse der Betroffenen. Die Folgen lassen sich aber nun nicht aus der Naturgesetzen unterliegenden Kausalität eines Ereignisses … ableiten oder begründen, sondern sie spiegeln über den Umgang mit ihnen … die der jeweiligen Gesellschaft zugrunde liegenden Zustände und Qualitäten.”
Die Abschnitte über Bewältigung und Prävention und vor allem instruktive Fallbeispiele belegen, dass diese selbstverständlich klingende Einschätzung noch nicht ins allgemeine Bewusstsein und vor allem nicht in das politisch-administrative Handeln eingedrungen ist. Das „geplante Scheitern” des Katastrophenmanagements an der amerikanischen Golfküste lässt sich nicht auf ein Staatsversagen reduzieren. Die innovativsten Beiträge beschäftigen sich deswegen mit gemeindeorientierter Katastrophenvorsorge und generell mit einer Resilienz, die auch das Bewusstsein und die Beteiligung potentiell betroffener Bürger mobilisiert. Das wird am ehesten gelingen, wenn – es mag auf den ersten Blick „esoterisch” klingen – Natur und Kultur, Gesellschaft und Umwelt als „mobile Elementkonstellationen” (Julia Maintz) begriffen und auch die unbelebte Natur als „Aktant” einbezogen werden. Der verdienstvolle Band ist ein Anfang, er kann eine echte interdisziplinäre Diskussion eröffnen. Kultur- und Sozialwissenschaften sollten es aufgreifen und eigene Akzente setzen. CLAUS LEGGEWIE
CARSTEN FELGENTREFF/ THOMAS GLADE (Hrsg.): Naturrisiken und Sozialkatastrophen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin und Heidelberg 2008. 454 Seiten, 59,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit großem Lob bedenkt Claus Leggewie diesen von Carsten Felgentreff und Thomas Glade herausgegebenen Band über "Naturrisiken und Sozialkatastrophen". Das Werk verdeutlicht für ihn, dass Naturerkatastrophen sich nie in der Natur selbst ereignen, sondern immer auch in einer Gesellschaft und somit als Sozialkatastrophen begriffen werden müssen. Die sämtliche Aspekte des Themas behandelnden Beiträge von über vierzig Natur- und Sozialforschern findet er durchgängig aussagestark und auch für Laien gut verständlich. So hat er im Abschnitt über natürliche Ereignissysteme "alles Wesentliche" über Vulkanismus und Erdbeben, über Schneelawinen, Hochwasser, Sturzfluten und Tsunamis, über Tornados, Hurrikanes und Stürme, über Bodenerosion und Desertifikation erfahren. Daneben hebt er die Abschnitte über Bewältigung und Prävention und sowie die erhellenden Fallbeispiele hervor. Insgesamt sieht er das Buch als Chance für eine interdisziplinäre Diskussion. "Kultur- und Sozialwissenschaften", so Leggewie, "sollten es aufgreifen und eigene Akzente setzen."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Lehrbuch bietet besonders Studierenden der verschiedenen Fachrichtungen einen Einstieg in das komplexe Thema. Der Einstieg wird durch die Darstellung der Forschungsgenese und der sehr guten Erklärung von relevanten Begrifflichkeiten erleichtert. (...) Aber auch für Akteuere und Entscheidungsträger aus der Praxis ist dieses Buch zu empfehlen, da innovative und integrative Lösungsstrategien vorgestellt werden. (...) Ich halte das Buch für ausgesprochen lesenswert, besonders die prägnanten Erläuterungen relevanter Terminie haben mir gut gefallen, wird damit der erste Versuch unternommen, die vorherschende terminologische Vielfalt einzugrenzen."

www.bol.de, 5.1.2009