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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.08.1995

Europa

"Rom" von Theodor Wieser (Text und Zeichnungen) und Maximilien Bruggmann (Fotos). Silva-Verlag, Zürich 1995. 166 Seiten. Gebunden, 58 Mark.

ISBN 3-908486-15-7.

Man kennt das alte Dilemma. Entweder sind Bücher für die Reise gut und schwer oder leicht und anspruchslos. Hierfür erst gar keinen Kompromiß versucht zu haben ist der Vorzug eines neuen Bild- und Textbandes über Rom aus dem Zürcher Silva-Verlag, der nach Schweizer Tradition in französischer und italienischer Sprache erscheint. Das Buch mit eindrucksvollen Bildern von Maximilien Bruggmann ist zu groß, um in einer Jeans-Tasche zu verschwinden. Die Texte von Theodor Wieser sind zu einladend, als daß man es zur bloßen Zierde in die Regale zu Hause stellt. Vor und nach einer Reise in die Ewige Stadt nimmt man den 166 Seiten schmalen, doch großformatigen Band in die Hand, läßt sich von den Bildern locken oder erinnern und vertieft sich in den Text des ehemaligen, langjährigen Korrespondenten der "Neuen Zürcher Zeitung" in Rom. Man nimmt etwa mit Theodor Wieser an einem seiner Lieblingsorte Platz, an der "unteren Spitze der Tiberinsel, nahe der Ruine des Ponte Rotto, der eingestürzten Brücke. Wir ruhen weit weg vom Stadtverkehr. Nur das Zischen, Gurgeln und Rauschen des Flusses ist um uns. Im Träumen versinken Denkmäler, Paläste und Museen, selbst die Brunnen im Wasser, das fließende Element siegt über alle Kunst der Ewigen Stadt." So schafft Theodor Wieser ein sehr souveränes Rom-Erlebnis, auch mit Hilfe seines Zeichenstiftes. Mit lockerer Hand führt er durch Rom, das "offene Geschichtsbuch", verweilt bei den "Söhnen der Wölfin", der "Ruinenwelt der Cäsaren", betrachtet "Verfall und Wiederaufstieg unter den Päpsten", hält den Leser fest in der "chaotischen Millionenstadt", zeigt "kapitolinische Kostbarkeiten", preist den römischen Brunnenkult" - so einige der Kapitel-Überschriften - und beweist mit allem, daß er ein ebenso gebildeter Kenner des klassischen Roms ist wie ein genauer, nachdenklicher Beobachter der modernen Stadt, ein Liebhaber auch des "Alltags alla romana". Der Autor repetiert nicht sein Wissen und seine Erfahrungen, sondern besitzt zum Glück beides als solide Grundlage eines gewandten Cicerone. Da erschließt sich vieles aus Kunst und Geschichte nebenbei und unaufdringlich. Der Leser ist dankbar, daß ihm nicht Angst gemacht wird mit dem Bildungserlebnis Rom. Er wird sich gern von diesem Buch für Rom begeistern lassen. (hjf.)

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