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Zum 50. Todestag des Pioniers der Holocaust-Forschung Joseph Wulf (1912-1974) haben Götz Aly und Detlev Schöttker zentrale Texte des Historikers zusammengestellt. Als polnischer Jude überlebte Joseph Wulf das Konzentrationslager Auschwitz. Kaum befreit, veröffentlichte er in Warschau Dokumente zum Judenmord. 1947 emigrierte er nach Paris, 1952 übersiedelte er schließlich nach Berlin. Er publizierte bahnbrechende Dokumentationen zum Holocaust, die bis heute grundlegend sind.
Er ist zudem ein wichtiger Zeitzeuge für die 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik und die Erfahrungen der
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Produktbeschreibung
Zum 50. Todestag des Pioniers der Holocaust-Forschung Joseph Wulf (1912-1974) haben Götz Aly und Detlev Schöttker zentrale Texte des Historikers zusammengestellt. Als polnischer Jude überlebte Joseph Wulf das Konzentrationslager Auschwitz. Kaum befreit, veröffentlichte er in Warschau Dokumente zum Judenmord. 1947 emigrierte er nach Paris, 1952 übersiedelte er schließlich nach Berlin. Er publizierte bahnbrechende Dokumentationen zum Holocaust, die bis heute grundlegend sind.

Er ist zudem ein wichtiger Zeitzeuge für die 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik und die Erfahrungen der überlebenden Juden. In Artikeln, Büchern und Dokumentationen thematisierte er früh die aktive Mitarbeit - damals meist noch lebender - deutscher Künstler, Beamter und Intellektueller im NS-Staat. Lange Zeit ignorierten deutsche Kollegen seine Arbeiten, nicht zuletzt mit dem Argument, er sei als Jude befangen bzw. »nicht objektiv«.

Vergebens versuchte Wulf, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus voranzutreiben. In einem bemerkenswerten Briefwechsel mit Ernst Jünger tauschte er sich unter anderem über die Rolle der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in Osteuropa aus. Seine 1965 gestartete Initiative, in der Villa der Wannseekonferenz ein Dokumentationszentrum einzurichten, scheiterte am Unwillen der allermeisten Deutschen.

Joseph Wulf zerbrach schließlich an der Abwehr und Ignoranz, die er erfuhr. An seinen Sohn David schrieb er im September 1974: »Ich habe hier 18 Bücher über das Dritte Reich veröffentlicht, und das alles hatte keine Wirkung. Du kannst Dich bei den Deutschen tot dokumentieren, es kann in Bonn die demokratischste Regierung sein - und die Massenmörder gehen frei herum, haben ihr Häuschen und züchten Blumen.« Am 10. Oktober 1974 nahm sich Joseph Wulf in Berlin das Leben.
Autorenporträt
Joseph Wulf wurde 1912 in Chemnitz als Sohn einer jüdischen Familie geboren, die 1917 nach Krakau übersiedelte. Hier machte er eine Ausbildung zum Rabbiner. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen schloss sich Wulf 1941 einer jüdischen Widerstandsorganisation an. 1943 wurde er verhaftet und kam ins KZ Auschwitz. Nach der Befreiung blieb er zunächst in Warschau, 1947 übersiedelte er nach Paris, 1952 nach Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Beiträge in Rundfunk und Zeitschriften sowie Bücher und Dokumentationen zur NS-Zeit und zum Holocaust. Am 10. Oktober 1974 nahm sich Joseph Wulf in Berlin das Leben. Götz Aly ist Historiker und Journalist. Er arbeitete für die 'taz', die 'Berliner Zeitung' und als Gastprofessor. Seine Bücher werden in viele Sprachen übersetzt. 2002 erhielt er den Heinrich-Mann-Preis, 2003 den Marion-Samuel-Preis, 2012 den Ludwig-Börne-Preis. Bei S. Fischer erschienen von ihm u.a. 2011 'Warum die Deutschen? Warum die Juden? Gleichheit, Neid und Rassenhass 1800-1933' sowie 2013 'Die Belasteten. ¿Euthanasie¿ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte'. Im Februar 2017 erschien seine große Studie über die europäische Geschichte von Antisemitismus und Holocaust 'Europa gegen die Juden 1880-1945'. Für dieses Buch erhielt er 2018 den Geschwister-Scholl-Preis. Literaturpreise: Heinrich-Mann-Preis für Essayistik der Akademie der Künste Berlin 2002 Marion-Samuel-Preis 2003 Bundesverdienstkreuz am Bande 2007 National Jewish Book Award, USA 2007 Ludwig-Börne-Preis 2012 Estrongo Nachama Preis für Zivilcourage und Toleranz 2018 Geschwister-Scholl-Preis 2018 Detlev Schöttker arbeitet am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin und lehrt deutsche Literatur an der Humboldt-Universität; er ist Mitherausgeber des Briefwechsels zwischen Joseph Wulf und Ernst Jünger (2019).