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Veronika Peters
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Nackt war ich am schönsten (Mängelexemplar)
Ein Roman über die subversive Kraft weiblicher Selbstermächtigung
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In diesem berührenden Roman voll skurrilem Humor kehrt eine Frau in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten. Dabei entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft.«Veronika Peters' so unwahrscheinliches wie einleuchtendes Figurengespann ist eine helle Freude!» Mariana LekyIn Veronika Peters neuem Roman Nackt war ich am schönsten kehrt Antonia Bachmann, genannt Toni, aus der Bretagne in ihr oberhessisches Heimatdorf zurück, nachdem sie das alte Haus ihrer Mutter am Waldrand geerbt hat. Das Verhältnis zur Mutter war ange...
In diesem berührenden Roman voll skurrilem Humor kehrt eine Frau in das Dorf ihrer Kindheit zurück, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen und den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten. Dabei entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft.
«Veronika Peters' so unwahrscheinliches wie einleuchtendes Figurengespann ist eine helle Freude!» Mariana Leky
In Veronika Peters neuem Roman Nackt war ich am schönsten kehrt Antonia Bachmann, genannt Toni, aus der Bretagne in ihr oberhessisches Heimatdorf zurück, nachdem sie das alte Haus ihrer Mutter am Waldrand geerbt hat. Das Verhältnis zur Mutter war angespannt, Toni taucht erst zwei Wochen nach der Beerdigung in Lindbach auf, mit dem Ziel, das Haus schnellstmöglich loszuwerden. Doch wer ist diese extravagant gekleidete alte Frau, die sich im Gartenatelier eingerichtet und offensichtlich auf Toni gewartet hat? Sie stellt sich als Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven vor, eine exzentrische Dada-Künstlerin, die einst heftige Debatten über weibliche Selbstermächtigung auslöste.
Klug und mit hinreißendem Witz erzählt dieser Roman von einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Freundschaft und von Frauen aus drei Generationen, die sich, ob tot oder lebendig, viel zu sagen haben.
«Veronika Peters' so unwahrscheinliches wie einleuchtendes Figurengespann ist eine helle Freude!» Mariana Leky
In Veronika Peters neuem Roman Nackt war ich am schönsten kehrt Antonia Bachmann, genannt Toni, aus der Bretagne in ihr oberhessisches Heimatdorf zurück, nachdem sie das alte Haus ihrer Mutter am Waldrand geerbt hat. Das Verhältnis zur Mutter war angespannt, Toni taucht erst zwei Wochen nach der Beerdigung in Lindbach auf, mit dem Ziel, das Haus schnellstmöglich loszuwerden. Doch wer ist diese extravagant gekleidete alte Frau, die sich im Gartenatelier eingerichtet und offensichtlich auf Toni gewartet hat? Sie stellt sich als Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven vor, eine exzentrische Dada-Künstlerin, die einst heftige Debatten über weibliche Selbstermächtigung auslöste.
Klug und mit hinreißendem Witz erzählt dieser Roman von einer in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Freundschaft und von Frauen aus drei Generationen, die sich, ob tot oder lebendig, viel zu sagen haben.
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Veronika Peters, 1966 in Gießen geboren, verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und in der heutigen Republik Kongo sowie in der Elfenbeinküste. Nach einer heilpädagogischen Ausbildung arbeitete sie als Erzieherin in einem psychiatrischen Jugendheim. Mit Anfang zwanzig stieg sie für einige Jahre aus dem sogenannten bürgerlichen Leben aus und trat in eine Kommunität von Benediktinerinnen ein, wo sie unter anderem als Gärtnereigehilfin, Restauratorin und Buchhändlerin tätig war. Seit dem Jahr 2000 lebt sie als freiberufliche Autorin in Berlin. Veronika Peters ist verheiratet mit dem Schriftsteller Christoph Peters und hat eine Tochter. Im März 2024 erschien im Kindler Verlag ihr achter Roman, 'Nackt war ich am schönsten', eine Geschichte über die zu Unrecht vergessene Dada-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven.
Produktdetails
- Verlag: Kindler
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 318
- Erscheinungstermin: 12. März 2024
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 132mm x 26mm
- Gewicht: 395g
- ISBN-13: 9783463000510
- ISBN-10: 3463000512
- Artikelnr.: 73759234
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensentin Rose-Maria Gropp hat Veronika Peters' neuen Roman mit Vergnügen gelesen. Darin kehrt die Restaurateurin Toni, eigentlich Antonia Bachmann, widerwillig in ihre Heimat, ein kleines Dorf in der oberhessischen Provinz, zurück, um das Erbe ihrer verstorbenen Mutter, mit der sie keinen Kontakt mehr hatte, aufzulösen. Noch jemand allerdings kehrt wieder: die "Dada-Baroness" Elsa von Freytag-Loringhoven, die, geboren 1847, ein unkonventionelles Leben zwischen New York, Berlin und Paris führte und im Rückblick, schreibt Gropp, als unerkannte Konzept- und Performancekünstlerin zu gelten hat. Es werden also zwei Befreiungsgeschichten parallelisiert: die der Baroness, die 1927 mit einem eventuellen Freitod in Paris endete, und die Tonis, deren Fortsetzung inmitten des dörflichen Verwirrspiels noch aussteht. In leichtem Ton und mit Witz, lobt die Rezensentin, erzählt Peters von Frauenleben dreier Generationen und lässt dabei wie nebenbei die Möglichkeit der Emanzipation von überkommenen Regeln aufscheinen. Ein gelungener Roman, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Dada auf dem Dorf
Veronika Peters lässt Elsa von Freytag-Loringhoven in der hessischen Provinz umgehen
Vor jedem der zwölf Kapitel steht, kursiv gesetzt, eine kurze Passage, so auch als Intro in das Buch: "Sie sagt: die, die ich bin, wurde am 12. Juli 1874 in einer preußischen Hafenstadt geboren, beheimatet war ich nirgends und nie. Die, die ich bin, ist am 14. Dezember 1927 in Paris, im 13. Arrondissement, an einer Gasvergiftung gestorben. Mit mir gemeinsam verendete ein kleiner Hund, er hieß Pinky. Es ist also unmöglich, dass die, die ich bin, an einem sonnigen Freitagmorgen im Juli 2013 durch ein oberhessisches Dorf spaziert, gemeinsam mit einem kleinen Hund, er heißt Pinky. Und doch."
Vom Ende her
Veronika Peters lässt Elsa von Freytag-Loringhoven in der hessischen Provinz umgehen
Vor jedem der zwölf Kapitel steht, kursiv gesetzt, eine kurze Passage, so auch als Intro in das Buch: "Sie sagt: die, die ich bin, wurde am 12. Juli 1874 in einer preußischen Hafenstadt geboren, beheimatet war ich nirgends und nie. Die, die ich bin, ist am 14. Dezember 1927 in Paris, im 13. Arrondissement, an einer Gasvergiftung gestorben. Mit mir gemeinsam verendete ein kleiner Hund, er hieß Pinky. Es ist also unmöglich, dass die, die ich bin, an einem sonnigen Freitagmorgen im Juli 2013 durch ein oberhessisches Dorf spaziert, gemeinsam mit einem kleinen Hund, er heißt Pinky. Und doch."
Vom Ende her
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betrachtet ist damit schon fast alles gesagt über das Rätsel von Veronika Peters' aktuellem Roman "Nackt war ich am schönsten". Dazwischen ereignet sich eine wahrlich verrückte Geschichte, die eine Rückkehrerin in die tiefe Provinz Hessens erlebt. Die heißt Toni, eigentlich Antonia Bachmann, ist gut Mitte ihrer Vierziger, Restauratorin und mit einem französischen Kollegen verheiratet, sie lebt seit vielen Jahren in der Bretagne. Erst zwei Wochen nach der Beerdigung ihrer Mutter, zu der sie keinen Kontakt mehr hatte, kommt sie in das ererbte Haus am Waldrand in Lindbach (der Ort ist fiktiv), das sie zunächst möglichst schnell loswerden will. Ihr Begleiter ist ihr alter Wolfshund "Loup". Der sieht gleich am ersten Morgen nach der Anreise im Vorgarten, was sie dann auch erkennt: "Da war eine Frau mit ihrem Hund unterwegs. Aber was für eine! Selbst in mit Exzentrikerinnen gesegneten Großstädten, sagen wir Berlin, Paris, London oder San Francisco, wäre die alte Dame, die eben das Grundstück in Richtung Wald verließ, eine spektakuläre Erscheinung gewesen, in Lindbach allerdings, diesem ,oberhessischen Ende der Welt', wie meine Mutter es genannt hatte, war sie schlicht eine Sensation. Um die schmächtigen Schultern wehte ein violetter langer Umhang, auf dem Kopf thronte eine fuchsienfarbene Fliegerkappe, geziert von einem Gebilde, das auf die Entfernung aussah wie fächerfarbig arrangierte Silberlöffel. Neben der Alten trippelte, den Kopf hoch erhoben, ein lackschwarzes italienisches Windspiel."
Es ist die Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven, geboren als Elsa Hildegard Plötz 1874 in Swinemünde, von wo aus sie ihr unbotmäßiges Leben mit Stationen in New York, Berlin oder Paris startete. Mit ihrem exaltierten Gehabe, ihren provokanten Auftritten und grotesken Kostümierungen, dazu ihrem Hang zu Obszönitäten in anstößigen Gedichten erlangte sie einen gewissen Ruhm als "Dada Baroness". Neu zu entdecken ist sie nicht, ihre Geschichte ist, soweit möglich, dokumentiert. Das liegt am inzwischen gesteigerten Interesse an Biographien von Frauen in der Kunst und ihr Schaffen. Lange zurückgedrängt hinter die breiten Schultern der männlichen Avantgarde-Heroen, ist auch Elsa von Freytag-Loringhoven seit gut zwei Jahrzehnten zunehmend in den Fokus gerückt. Am bekanntesten ist die gängige Erzählung, sie, nicht Marcel Duchamp, sei die eigentliche Erfinderin des Ready-made, indem sie Alltagsobjekte zu Kunst erklärte. So stamme von ihr, die damals in New York lebte, auch jenes Urinal, das Duchamp - auf den Kopf gestellt und mit "R. Mutt 1917" signiert - damals als "Fountain" bei der Society of Independent Artists zur Armory Show einreichte. Allerdings wurde die Präsentation von "Fountain" abgelehnt, da das Objekt kein Kunstwerk sei.
So kann Elsa von Freytag-Loringhoven als Konzept- und Performancekünstlerin ante festum gelten, jedenfalls als Gegenentwurf zu Wohlanständigkeit und Affektkontrolle, ist also ideale Projektionsfläche für den Ausbruch aus aller Konvention. Als sie 1927 verarmt in Paris starb, war das Gasventil in ihrer Wohnung aufgedreht; bis heute ist ungeklärt, ob es ein Unfall oder Suizid war. Es ist übrigens die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt, die sie in ihrem 2019 erschienen Roman "Damals" in die Geschichte ihrer Ich-Erzählerin als "die Baroness" hineinschreibt, als wäre sie nicht längst gestorben. Auch Veronika Peters lässt die Baroness oder einfach Elsa nun leibhaftig auferstehen. In deren diversen Suaden zu ihrem abenteuerlichen Vorleben klingt auch der Zorn über ihre Missachtung seitens Duchamps an.
Aber es geht Peters gar nicht um eine minutiöse Rekonstruktion dieser Biographie. Die schräge alte Dame, die sich so selbstverständlich, ja hochwillkommen und geschätzt, inmitten der Dorfgemeinschaft zu bewegen scheint, ist Folie für die Geschichte einer anderen Befreiung aus engen bürgerlichen Normen: für die ihrer Protagonistin und womöglich deren Mutter Emma Bachmann, "geboren am 3. 11. 1946, verstorben am 15. 06. 2013". So steht es im Testament, aufgesetzt zwei Jahre vor ihrem Hinscheiden bei einem Notar in Gießen, das Toni zugeschickt worden war. "Und Elsa? Gehörte die ebenfalls zur Erbmasse?", fragt diese sich da. Dabei hatte schon eine erste Emma Bachmann, Tonis Großmutter, ihre Tochter Emma in Lindbach ohne Vater großgezogen. Peters macht daraus einen imaginären Trialog der Frauen, über drei Generationen hin: zwischen der geliebten "Oma", die als innere Stimme Tonis im alten, vom Verfall bedrohten Haus ständig gegenwärtig ist; der Mutter, die ihre heranwachsende Tochter vernachlässigte, weil sie Alkoholikerin war und der ihre Malerei in einem maroden Nebengebäude wichtiger war; und der nun eher widerwillig in die einstige Heimat zurückgekommenen Tochter.
Veronika Peters findet dafür einen Erzählton, der diese Historie in das Provinzleben einbettet, in die Eigenarten von dessen Bewohnern, die Toni nur wenig verändert antrifft. Es gibt noch den Taxi-Herbert, der eigentlich Tierfilmer hatte werden wollen, und die Arnoldjungs, einst ihre engen Gefährten, oder den Sohn des Blumen-Weidner mit dem Hang zur Expansion seines Anbaugebiets. Diese Begegnungen, bei denen durchaus auch Konflikte auftauchen, sind federleicht erzählt. Peters lässt das Personal der Kindheit und Jugend von Toni Bachmann Revue passieren und zeichnet so mit versöhnlichem Witz ein dörfliches Sittenbild. Alle bekommen ihre Rollen in einem Verwirrspiel, in dessen Zentrum nicht zuletzt Tonis Erbe gerät. Dazwischen bewegt sich mit der ihr eigenen speziellen Grazie, die keinen zu verwundern scheint, eben die wiedergekehrte Elsa von Freytag-Loringhoven.
Bei einem Gartenfest, das alle vereint, hat die Baroness auf einer improvisierten Bühne noch einmal einen aufregenden Auftritt. Und was sagt sie da? "Begebt euch selber auf die Suche nach Poesie, nach Farben, nach Worten und Bildern, ihr Leute von Limbach! Ihr habt eine von meinem Fleisch bei euch beherbergt und nicht gesehen, was sich hinter der Hecke verborgen hat. Aber ihr habt sie sein, habt sie leben, malen und atmen lassen, und das ist groß. Dennoch spreche ich hier niemanden von nichts frei. Das müsst ihr schon selber übernehmen. Die, die ich bin, kann nicht sein. Und doch, und doch, und doch bin ich hier. Es ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein Puzzle, ein Quiz." Das ist Appell und zugleich Botschaft der Baroness, dass vielleicht mitten in Lindbach ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen geschehen konnte. So gesehen erzählt Veronika Peters in ihrem Roman - in nuce gewissermaßen, ohne gleich das übergroße Wort von weiblicher Selbstermächtigung zu strapazieren - über eine Emanzipation von überkommenen Regeln, fern der Metropolen. Sie tut das mit kleinsten Hinweisen auf eine gedoppelte Wiedergängerin, aus der Vergangenheit in die Gegenwart gekommen, aus einem früheren Leben in eine neue Freiheit aufgebrochen. Ihre Strategie geht auf. ROSE-MARIA GROPP
Veronika Peters: "Nackt war ich am schönsten". Roman.
Kindler Verlag, Hamburg 2004. 318 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist die Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven, geboren als Elsa Hildegard Plötz 1874 in Swinemünde, von wo aus sie ihr unbotmäßiges Leben mit Stationen in New York, Berlin oder Paris startete. Mit ihrem exaltierten Gehabe, ihren provokanten Auftritten und grotesken Kostümierungen, dazu ihrem Hang zu Obszönitäten in anstößigen Gedichten erlangte sie einen gewissen Ruhm als "Dada Baroness". Neu zu entdecken ist sie nicht, ihre Geschichte ist, soweit möglich, dokumentiert. Das liegt am inzwischen gesteigerten Interesse an Biographien von Frauen in der Kunst und ihr Schaffen. Lange zurückgedrängt hinter die breiten Schultern der männlichen Avantgarde-Heroen, ist auch Elsa von Freytag-Loringhoven seit gut zwei Jahrzehnten zunehmend in den Fokus gerückt. Am bekanntesten ist die gängige Erzählung, sie, nicht Marcel Duchamp, sei die eigentliche Erfinderin des Ready-made, indem sie Alltagsobjekte zu Kunst erklärte. So stamme von ihr, die damals in New York lebte, auch jenes Urinal, das Duchamp - auf den Kopf gestellt und mit "R. Mutt 1917" signiert - damals als "Fountain" bei der Society of Independent Artists zur Armory Show einreichte. Allerdings wurde die Präsentation von "Fountain" abgelehnt, da das Objekt kein Kunstwerk sei.
So kann Elsa von Freytag-Loringhoven als Konzept- und Performancekünstlerin ante festum gelten, jedenfalls als Gegenentwurf zu Wohlanständigkeit und Affektkontrolle, ist also ideale Projektionsfläche für den Ausbruch aus aller Konvention. Als sie 1927 verarmt in Paris starb, war das Gasventil in ihrer Wohnung aufgedreht; bis heute ist ungeklärt, ob es ein Unfall oder Suizid war. Es ist übrigens die amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt, die sie in ihrem 2019 erschienen Roman "Damals" in die Geschichte ihrer Ich-Erzählerin als "die Baroness" hineinschreibt, als wäre sie nicht längst gestorben. Auch Veronika Peters lässt die Baroness oder einfach Elsa nun leibhaftig auferstehen. In deren diversen Suaden zu ihrem abenteuerlichen Vorleben klingt auch der Zorn über ihre Missachtung seitens Duchamps an.
Aber es geht Peters gar nicht um eine minutiöse Rekonstruktion dieser Biographie. Die schräge alte Dame, die sich so selbstverständlich, ja hochwillkommen und geschätzt, inmitten der Dorfgemeinschaft zu bewegen scheint, ist Folie für die Geschichte einer anderen Befreiung aus engen bürgerlichen Normen: für die ihrer Protagonistin und womöglich deren Mutter Emma Bachmann, "geboren am 3. 11. 1946, verstorben am 15. 06. 2013". So steht es im Testament, aufgesetzt zwei Jahre vor ihrem Hinscheiden bei einem Notar in Gießen, das Toni zugeschickt worden war. "Und Elsa? Gehörte die ebenfalls zur Erbmasse?", fragt diese sich da. Dabei hatte schon eine erste Emma Bachmann, Tonis Großmutter, ihre Tochter Emma in Lindbach ohne Vater großgezogen. Peters macht daraus einen imaginären Trialog der Frauen, über drei Generationen hin: zwischen der geliebten "Oma", die als innere Stimme Tonis im alten, vom Verfall bedrohten Haus ständig gegenwärtig ist; der Mutter, die ihre heranwachsende Tochter vernachlässigte, weil sie Alkoholikerin war und der ihre Malerei in einem maroden Nebengebäude wichtiger war; und der nun eher widerwillig in die einstige Heimat zurückgekommenen Tochter.
Veronika Peters findet dafür einen Erzählton, der diese Historie in das Provinzleben einbettet, in die Eigenarten von dessen Bewohnern, die Toni nur wenig verändert antrifft. Es gibt noch den Taxi-Herbert, der eigentlich Tierfilmer hatte werden wollen, und die Arnoldjungs, einst ihre engen Gefährten, oder den Sohn des Blumen-Weidner mit dem Hang zur Expansion seines Anbaugebiets. Diese Begegnungen, bei denen durchaus auch Konflikte auftauchen, sind federleicht erzählt. Peters lässt das Personal der Kindheit und Jugend von Toni Bachmann Revue passieren und zeichnet so mit versöhnlichem Witz ein dörfliches Sittenbild. Alle bekommen ihre Rollen in einem Verwirrspiel, in dessen Zentrum nicht zuletzt Tonis Erbe gerät. Dazwischen bewegt sich mit der ihr eigenen speziellen Grazie, die keinen zu verwundern scheint, eben die wiedergekehrte Elsa von Freytag-Loringhoven.
Bei einem Gartenfest, das alle vereint, hat die Baroness auf einer improvisierten Bühne noch einmal einen aufregenden Auftritt. Und was sagt sie da? "Begebt euch selber auf die Suche nach Poesie, nach Farben, nach Worten und Bildern, ihr Leute von Limbach! Ihr habt eine von meinem Fleisch bei euch beherbergt und nicht gesehen, was sich hinter der Hecke verborgen hat. Aber ihr habt sie sein, habt sie leben, malen und atmen lassen, und das ist groß. Dennoch spreche ich hier niemanden von nichts frei. Das müsst ihr schon selber übernehmen. Die, die ich bin, kann nicht sein. Und doch, und doch, und doch bin ich hier. Es ist ein Mysterium, ein Geheimnis, ein Puzzle, ein Quiz." Das ist Appell und zugleich Botschaft der Baroness, dass vielleicht mitten in Lindbach ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen geschehen konnte. So gesehen erzählt Veronika Peters in ihrem Roman - in nuce gewissermaßen, ohne gleich das übergroße Wort von weiblicher Selbstermächtigung zu strapazieren - über eine Emanzipation von überkommenen Regeln, fern der Metropolen. Sie tut das mit kleinsten Hinweisen auf eine gedoppelte Wiedergängerin, aus der Vergangenheit in die Gegenwart gekommen, aus einem früheren Leben in eine neue Freiheit aufgebrochen. Ihre Strategie geht auf. ROSE-MARIA GROPP
Veronika Peters: "Nackt war ich am schönsten". Roman.
Kindler Verlag, Hamburg 2004. 318 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Rose-Maria Gropp hat Veronika Peters' neuen Roman mit Vergnügen gelesen. Darin kehrt die Restaurateurin Toni, eigentlich Antonia Bachmann, widerwillig in ihre Heimat, ein kleines Dorf in der oberhessischen Provinz, zurück, um das Erbe ihrer verstorbenen Mutter, mit der sie keinen Kontakt mehr hatte, aufzulösen. Noch jemand allerdings kehrt wieder: die "Dada-Baroness" Elsa von Freytag-Loringhoven, die, geboren 1847, ein unkonventionelles Leben zwischen New York, Berlin und Paris führte und im Rückblick, schreibt Gropp, als unerkannte Konzept- und Performancekünstlerin zu gelten hat. Es werden also zwei Befreiungsgeschichten parallelisiert: die der Baroness, die 1927 mit einem eventuellen Freitod in Paris endete, und die Tonis, deren Fortsetzung inmitten des dörflichen Verwirrspiels noch aussteht. In leichtem Ton und mit Witz, lobt die Rezensentin, erzählt Peters von Frauenleben dreier Generationen und lässt dabei wie nebenbei die Möglichkeit der Emanzipation von überkommenen Regeln aufscheinen. Ein gelungener Roman, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gebundenes Buch
Meine Meinung
Nicht schlecht, aber mit Luft nach oben.
Der Titel und das Cover sind eine Sünde wert. Der Inhalt ist auch nicht zu verachten, jedoch mit ein paar Kritikpunkten.
Antonia kehrt nach 20 Jahren in ihre Heimat zurück. Irgendwie hat sich in dem Haus ihrer verstorbenen …
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Meine Meinung
Nicht schlecht, aber mit Luft nach oben.
Der Titel und das Cover sind eine Sünde wert. Der Inhalt ist auch nicht zu verachten, jedoch mit ein paar Kritikpunkten.
Antonia kehrt nach 20 Jahren in ihre Heimat zurück. Irgendwie hat sich in dem Haus ihrer verstorbenen Oma und Mutter nichts geändert. Anderseits fehlt dem Haus ohne Oma die Seele. In dem kleinen oberhessischen Dorf begegnet man ihr nach so vielen Jahren erstmal mit etwas Abstand. Toni möchte schnellstmöglichst das Haus loswerden und wieder zurück in die Bretagne. Dort hat sie einen Ehemann und verdient ihr Geld als Restaurateurin. Alte beschädigte Dinge restaurieren ist ihre Passion.
Zu ihrer alkoholkranken Mutter hatte sie die letzten 20 Jahre keinen Kontakt mehr. Wohnte auch ihrer Beerdigung nicht bei. Die eigentliche Mutter war ihre Oma. Die Mutter war stets in der Scheune beim Malen oder trinken. Hat Toni nie richtig wahrgenommen. Eigentlich wäre Toni richtig einsam in dem alten Fachwerkhaus, wäre da nicht die verstorbene Baroness Elsa von Freytag-Loringhoven. (geb. 1874 - + 1927) Die Dame mit dem eigenwilligen Mode und Schmuckgeschmack, steht der etwas ratlosen Toni mit Rat und Tat zur Seite.
Ich habe diese Geschichte wirklich sehr gerne gelesen. Aber irgendwie erschließt sich mir nicht, warum den Geist der Baroness wirklich jeder sehen konnte. Die Idee mit der Toten fand ich richtig gut. Warum soll nicht eine längst verstorbene Baronesse als Ratgebertante agieren? Aber als Tote eine Art Berühmtheit im Dorf zu sein, war mir dann doch zu weit hergeholt. Ferner störten mich die häufig eingestreuten französischen Wörter und Sätze. In gesunden Maßen hätten sie Elsas Vergangenheit in Paris unterstrichen. So hatte ich das Gefühl, ich werde damit erschlagen. Elsa war einst eine Dada-Künstlerin. Ihre Art zu sprechen ist so speziell, wie ihre Bilder. Den einen oder anderen Satz musste ich zweimal lesen, damit sich mir der Sinn erschloss. Verstand ich Anfangs nicht, warum Toni keine Fragen über ihre Mutter stellte, so konnte ich ihr Verhalten im späteren Verlauf verstehen. Möchte sogar behaupten, ich hätte stellenweise genauso gehandelt.
Was mir besonders gut gefallen hat, wie Elsa per Gemälde Toni ihre verstorbene Mutter näher gebracht hatte. Toni fand ich eigentlich ganz okay. Jedoch verstand ich ihre Passivität in verschiedenen Dingen nicht.
Trotz der Kritikpunkte habe ich mich immer aufs Weiterlesen gefreut. Das dürfte der unkonventionellen Baronesse geschuldet sein. Widersprüchlich und doch irgendwie total charmant. Eine alte tote Frau, mit der Körperhaut eines jungen Mädchens. Nackt war sie wirklich am schönsten! Den Sinn, den die Baronesse in der Geschichte hatte, fand ich richtig raffiniert dargestellt.
Fazit:
Nicht alles in der Geschichte konnte mich überzeugen. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der bereit ist ein paar Abstriche (aus meiner Sicht)zu machen.
Danke Veronika Peters.
Weniger
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