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»schweif gemeinsam folgen // das aus dem fenster geschwobene bett / in nachtsamer kuppel, über den häusern // ein streng aufgeschürztes herz / ist mein blaues laken / darunter die stadt, welche nicht atmet // als stille sich dazu legt. weit weit hinten / fieberpunkte in industrietürmen oder / lichterketten, von riesen angebracht / vom weg abgekommen, abgeschweift // ein weiterer punkt / im finstersten himmelswinkel: komet / weit weit hinten. auf halber strecke / richtungswechsel, zickzack auch / komet erhält ein gesicht // ›willst du näher bei den sternen schlafen / all denen, die du verloren…mehr

Produktbeschreibung
»schweif gemeinsam folgen // das aus dem fenster geschwobene bett / in nachtsamer kuppel, über den häusern // ein streng aufgeschürztes herz / ist mein blaues laken / darunter die stadt, welche nicht atmet // als stille sich dazu legt. weit weit hinten / fieberpunkte in industrietürmen oder / lichterketten, von riesen angebracht / vom weg abgekommen, abgeschweift // ein weiterer punkt / im finstersten himmelswinkel: komet / weit weit hinten. auf halber strecke / richtungswechsel, zickzack auch / komet erhält ein gesicht // ›willst du näher bei den sternen schlafen / all denen, die du verloren hast‹ // ich kann nur bejahen / ich erinnere mich vor allem an wärme.« »körper von mann strahlt aus gift – wie es scheint. / leute nimmt abstände ein. / ›seht ihr nicht das gold, das aus ihm strömt.‹ /da wächst dunkelengel seine alte posaune aus dem maul.« heisst es in dunkelengels nachrede 2 und einem der Texte aus dem bemerkenswerten Lyrikdebüt nachreden auf dunkelengel des Berliner Autors und Übersetzers Alexander Kappe: »der namensgebende protagonist – gefallener engel, amnestisch, sprachunbegabt – fällt auf die erde; die gedichte sind seine nachreden. er ist zeuge einer unwahrscheinlichen reihe an katastrophen. kometen fliegen auf die erde zu, erden fliegen auf kometen zu; menschen ruinieren sich, weil sie nicht ruiniert wurden. innere und äußere katastrophe werden sich ähnlich, abgrund im herzen und flügelschmerzen sind unwahrscheinlich doppelgänger. als vormals höllenkundiger kennt er sich in diesen arealen aus. einziger ausweg ist die flucht ins gotische, von der hölle zur höhe, das erneute erlernen des fliegens. doch das gelingt nicht – eine tragödie, wie sie nicht im buche steht. stattdessen wird aus dem dunkelengel: der dunkelesel. was darf er, ein dem abgründigen zugeneigter esel, hoffen? ein der erde verhaftetes tier, das mit allem beladen werden kann. in linker satteltasche eine schriftrolle mit den bestmöglichen sprachfehlern, in der rechten satteltasche einen block mit zeichnungen sonderbarer landschaften. von seinem exil, einem verlassenen leuchtturm aus, schmieden er und seine wenigen mitstreiter einen plan zur reparatur der ruinen – der unter anderem einen fischerhaken und eine flutwelle vorsieht.« »die welt ist das behältnis, welches in sich selbst verwelkt.« (aus: dunkelengels nachrede 3). Auf den Spuren dunkelengels bekommen wir in sieben sehr verschiedenenartigen Zyklen u. a. komplizierte antworten auf falsch gestellte fragen, wie ein Zyklus passend überschrieben ist; wir sehen den Kometen; wir begegnen Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Rumpelstilzchen oder auch Rapunzel sowie Spionen, Agenten, Wissenschaftlern und Homöopathen; oder finden uns wieder als Fensterputzer an einer gläsernen Büroturmfassade. Wie wir überhaupt in ganz unterschiedliche Areale und Gegenden, an verschieden Orte und Schauplätze geführt werden, allesamt gesäumt von allerhand Getier und Wesen. Die verschiedenen Sprachebenen, die Alexander Kappe hier eindrucksvoll anschlägt, machen den Band zu einem Lesegenuss und das Buch zu einem ganz Besonderen. »zuletzt bei mysterien der milchstraße. mann im mond in folge fehlverhalten eilverfahrend aus dem stuhl gehoben. rakete startet in einem fort posaunenförmig. bevor ein wort aus werkvertragsdublette entziffert, bruchlandung auf nach dienstausscheid zu streichender stelle, dem ggt des schiedsgerichts: halber musikant auf rückseite komet. wovon spricht man in kantinen wie den hiesigen, wenn einer plural von willen oder nicht ans ziel getragen wird? treffer: wegbeförderung. weitre nebenrätsel folgen im verlauf der staffel.«
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension

Die Inhalte sind schon einmal nicht das Entscheidende dieser Gedichte, bemerkt Rezensent Tobias Lehmkuhl zu Beginn seiner Rezension des Gedichtbands Alexander Kappes. Das wäre ja ok, fährt er fort, wenn es stattdessen klar ausgearbeitete Motive gäbe, die zum Beispiel auf Innerlichkeit verweisen. Auch in dieser Hinsicht wird er nicht fündig und wendet sich deshalb der Frage zu, ob denn schließlich, quasi als letzte Sinnzuflucht, die Sprache selbst das Anliegen der Verse wäre. Selbst hier jedoch findet Lehmkuhl höchstens Ansätze interessanter Strukturen, die dann vor allem auf das Nicht-Verstehen verweisen. Sich des Sinnes zu entledigen kann eine Freude sein, stellt Lehmkuhl klar, insbesondere wenn es mit Witz geschieht, nur leider kommen die freudigen Aspekte der Sinnlosigkeit in Kappes Band zu kurz.

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