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Eine faszinierende Musikgeschichte Europas - und darüber hinaus - vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 421 chronologisch angeordnete Essays zu Musik, Musiktheater und Musikleben, geschrieben von namhaften Autorinnen und Autoren, Wissenschaftlern und Journalisten aus einem Dutzend Länder: Ein reich bebildertes Kompendium fundierter und inspirierter Texte zum facettenreichen Zusammenspiel von Musik und Gesellschaft. Ob Festmusik des Mittelalters oder Schlager- und Loveparaden, ob Trinklieder oder Operettenplüsch, Troubadour oder DJ, Gesang der Synagogen oder Geiger der Sinti und Roma, ob Madrigal…mehr

Produktbeschreibung
Eine faszinierende Musikgeschichte Europas - und darüber hinaus - vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 421 chronologisch angeordnete Essays zu Musik, Musiktheater und Musikleben, geschrieben von namhaften Autorinnen und Autoren, Wissenschaftlern und Journalisten aus einem Dutzend Länder: Ein reich bebildertes Kompendium fundierter und inspirierter Texte zum facettenreichen Zusammenspiel von Musik und Gesellschaft. Ob Festmusik des Mittelalters oder Schlager- und Loveparaden, ob Trinklieder oder Operettenplüsch, Troubadour oder DJ, Gesang der Synagogen oder Geiger der Sinti und Roma, ob Madrigal oder Riff, imperiale Symphonik oder Volksmusik, Opernhaus oder YouTube, Heimatkunst oder Stadiongesang, Heavy Metal, Rap oder Katzenmusik - Musik und Gesellschaft handelt vom großen Reichtum und den Armutszonen der internationalen Musikszenen, bietet Geschichte und Geschichten, interpretiert Fakten, Theorien und Anekdoten, durchstreift Bekanntes und Unbekanntes zu allen Entwicklungen und Spielformen der Tonkünste. Diese waren und sind oft eingebunden in die Repräsentation von Kirchen, Herrschern, Diktatoren und Demokratien. Oft begleiteten sie deren Feldzüge, dienten und dienen aber auch als Klage und Widerstand gegen Unrecht, Unterdrückung und Krieg oder Gleichmacherei und Dummheit. Wer die opulent und bibliophil ausgestatteten Bände aufschlägt, liest, hinein liest, sich fest liest, der wird erkennen: was für ein Statement!
Autorenporträt
Frieder Reininghaus, *1949 in Korntal; seit 1971 Mitarbeiter u. a. von Deutschlandfunk, WDR, NDR und SWR; Autor bzw. Kulturkorrespondent verschiedener Zeitungen und Zeitschriften; in den 1970/80er Jahren Klavierbegleiter, Plattenaufnahmen und Filmmusiken; seit 1991 Lehraufträge u. a. an den Universitäten Bayreuth, Bratislava, Wien und Salzburg; (Mit-)Herausgeber von wissenschaftlichen Handbüchern sowie 2011-2018 der Österreichischen Musikzeitschrift (ÖMZ). Judith Kemp, *1983 in München; studierte Musik- und Theaterwissenschaft sowie Germanistik in München und London; 2015 Promotion über Münchens Kabarett »Die Elf Scharfrichter«; Redakteurin der ÖMZ und Mitarbeiterin der Internationalen Schönberg-Gesellschaft in Wien; seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Musikinstrumentensammlung des Deutschen Museums in München. Alexandra Ziane, *1973 in Vilshofen; studierte Musikwissenschaft und Kunstgeschichte in Augsburg, Cremona, Wien und Heidelberg, wo sie 2008 promovierte; 2002/2003 Stipendiatin des Deutschen Historischen Instituts in Rom. 2007-2012 arbeitete sie als Lektorin beim Laaber-Verlag, seit 2012 ist sie Mitarbeiterin der Redaktion des Wiener Konzerthauses und war Autorin der ÖMZ für Alte Musik.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Michael Stallknecht blättert beglückt vor und zurück in dem von Frieder Reininghaus, Judith Kemp und Alexandra Ziane herausgegebenen Sammelband mit über 400 kurzen Essays von 107 Autoren und Autorinnen. Unter welchen sozial- beziehungsweise realhistorischen Bedingungen Musik entsteht, erfährt Stallknecht hier in lockerem Ton und heterogener Gesamtanlage. Wie technische Errungenschaften wie die Eisenbahn sich in Musicals und Polkastücken niedergeschlagen haben, oft mit jahrzehntelanger Verzögerung, wie Kreuzzüge zu Opernstoff wurden, liest Stallknecht mit Spannung, auch wenn die vielen Querverweise zwischen den Texten und die Mischung von "E" und "U" ihn durchaus fordern.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.11.2020

Wiegenlieder
und Virtuosen
Essays beleuchten
1000 Jahre Musikgeschichte
Barockopern erfreuen sich heutzutage einer Beliebtheit, die ein Publikum der 1950er Jahre noch mächtig erstaunt hätte. Was ein Kastrat war, wissen deshalb die meisten Operngänger. Was sie in der Regel nicht wissen ist, was mit den unzähligen kastrierten Jungen passierte, bei denen es nicht zum Farinelli reichte. Nicht selten verdienten sie ihren Lebensunterhalt als Stricher. Diesem Gewerbe dürften zwar die wenigsten der vielen überzähligen Musiker nachgehen, die heutzutage an den Musikhochschulen ausgebildet werden. Aber auch ihre Lebensbedingungen bleiben oft prekär und keine der herkömmlichen Musikgeschichten verzeichnet ihre Namen. Denn deren Erzählungen breiten sich eher entlang der Meisterkomponisten und der Stilgeschichte aus.
Kein Wunder also, dass der Sammelband „Musik und Gesellschaft“ so dick geworden ist: Mehr als 1400 Seiten umfassen die beiden schweren Bände, die auch den sozialgeschichtlichen und realhistorischen Bedingungen nachgehen, unter denen Musik entsteht. Lesen lassen sie sich trotzdem leicht, geht es den drei Herausgebern doch explizit um die Popularisierung von Ansätzen, die innerhalb der universitären Musikwissenschaft längst etabliert sind. Keine neue Meistererzählung soll hier ausgebreitet werden, sondern ein bewusst heterogenes Geflecht aus 421 Kurzessays von 107 Autoren, die die letzten eintausend Jahre Musikgeschichte beleuchten, gegliedert nur nach Jahreszahlen.
Dass im gängigen Opern- und Konzertbetrieb vieles ausgeblendet bleibt, liegt durchaus in der Sache selbst begründet. Musik bewegt sich immer in einem Wechselspiel von Autonomie und Heteronomie, weil sie zwar als Sprache betrachtet werden kann, aber nur als eine ohne konkrete Semantik. Wo Musik tatsächlich Tagespolitik zu schreiben versuchte, war das Ergebnis oft genug so peinlich, dass die Geschichte nicht zu Unrecht den Mantel des Vergessens darüber breitete. Johannes Brahms’ „Triumphlied“ für den deutschen Sieg über Frankreich im Jahr 1870 ist da nur ein vergleichsweise harmloses Beispiel.
Dennoch klingt Realgeschichte ununterbrochen in der Musikgeschichte nach. Etwa in Gestalt der Eisenbahn, die so häufig in musikalische Strukturen übersetzt wurde wie kein anderes Verkehrsmittel, von Eduard Straussens Schnellpolka „Ohne Bremse“ über Duke Ellingtons „Daybreak Express“ bis zu Andrew Lloyd Webbers „Starlight Express“. Wer beim Jahr 1845 die Gründung mehrerer Eisenbahngesellschaften mitdenkt, versteht besser, warum gleichzeitig die Virtuosenmusik das Rasen anfängt.
Oft genug sind die Wege auch verschlungener, weil historische Ereignisse erst Jahrhunderte später aufgegriffen werden, wenn etwa Kreuzzüge und Troubadoure des Mittelalters zu bevorzugten Opernstoffen des 19. Jahrhunderts werden. Von denen einzelne in der Gegenwart noch immer ebenso gespielt werden wie die vielen Barockopern, deren Wiederentdeckung das Repertoire der Opernhäuser in den letzten Jahren mächtig erweitert hat.
In solchen Momenten löst sich auch die Abfolge der Jahreszahlen auf, wovon die vielen Querverweise zwischen den Essays zeugen. Ebenso wie die Stile hier ohne oben und unten, U oder E nebeneinander zu stehen kommen. Obwohl Klassisches wohl schon aufgrund der Biografien der Herausgeber den dichtesten Knoten des Geflechts bildet, findet der mittelalterliche Spielmann ebenso seinen Auftritt wie die Operette, die Flamenco-Tänzerin ebenso wie der Arbeitergesangverein und das Wiegenlied ebenso wie der Rap.
Dass in einzelnen Essays immer wieder außereuropäische Musiken eingebunden werden, um eine Enthierarchisierung auch der Musikkulturen anzudeuten, wirkt dagegen etwas feigenblatthaft, dient aber wohl der Begrenzung des Umfangs. Eine Globalgeschichte der Musik in einzelnen Schlaglichtern bliebe also noch zu schreiben, aber wenn, wünscht man sie sich wie diese: als bunten Flickenteppich, bei dem man ganz nach Lust und Laune mal diesen, mal jenen Faden hervorziehen und weiterverfolgen kann.
MICHAEL STALLKNECHT
Frieder Reininghaus, Judith Kemp, Alexandra Ziane (Hg.): Musik und Gesellschaft – Marktplätze, Kampfzonen, Elysium. Königshausen & Neumann, Würzburg 2020. 2 Bände, 1442 Seiten, 58 Euro.
Wo Musik Tagespolitik
zu schreiben versuchte,
wurde es oft peinlich
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