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Als Margarete, fast dreizehn und unübersehbar rothaarig, bei der Bernmüllerin ein altes Buch mit Muschelprägung entdeckt, in dem Generationen von Frauen über Jahrhunderte hinweg die Geschichte des Bernbachs festgehalten haben, gerät sie unversehens in eine fremde, scheinbar ferne Welt.
Die Geschichte des Baches, von jeher verbunden mit der Geschichte der Flussperlmuschel, erzählt nämlich auch von den Menschen, die an ihm lebten - und wundersamerweise immer wieder auch vom Schicksal rothaariger Mädchen ...

Produktbeschreibung
Als Margarete, fast dreizehn und unübersehbar rothaarig, bei der Bernmüllerin ein altes Buch mit Muschelprägung entdeckt, in dem Generationen von Frauen über Jahrhunderte hinweg die Geschichte des Bernbachs festgehalten haben, gerät sie unversehens in eine fremde, scheinbar ferne Welt.

Die Geschichte des Baches, von jeher verbunden mit der Geschichte der Flussperlmuschel, erzählt nämlich auch von den Menschen, die an ihm lebten - und wundersamerweise immer wieder auch vom Schicksal rothaariger Mädchen ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.07.1995

Flußperlen und Muschelkinder
Spannende Geschichten aus dem Bayerischen Wald

Rudolf Herfurtner hat seinem neuen Jugendbuch ein anspruchsvolles Programm zugrunde gelegt: Er erzählt Sagen aus dem Umkreis der Flußperlenfischerei im Bayerischen Wald so, daß sie zugleich als Kapitel einer kleinen Kultur- und Sozialgeschichte der Region gelesen werden können, und er verknüpft ihre Motiv- und Handlungsstränge mit der Geschichte einer heutigen Zwölfjährigen, die sich für eine Umweltschutzaktion engagiert. Trotzdem ist das knapp 220 Seiten umfassende Buch nicht überfrachtet. Stoff, Figuren, Motive hat Herfurtner mit gutem Gespür für die Faszination gewählt, die von Abgelegenem, aber nicht Unbedeutendem ausgeht. Über Flußperlenfischerei und später die Muschlerei und Perlmuttknopfindustrie ist wenig bekannt. Aber jeder kennt Perlen und Perlmuttknöpfe: Ihre Natur- und Kulturgeschichte rückt etwas Vertrautes und zugleich Unbekanntes ins Licht. Dieser Exotismus des Nahen und Alltäglichen wird verstärkt durch die Effekte des Wunderbaren und Geheimnisvollen in den alten Erzählungen.

Herfurtner hat Sagen verschiedener Epochen so arrangiert, daß sie markante historische Situationen und Stationen populärer Phantasien darstellen. Das Spektrum reicht vom mittelalterlichen Märchen über das frühneuzeitliche Volksbuch hin zur abenteuerlichen Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg, schließlich zu einer Rattenfängerversion aus der Zeit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Alle Sagen haben nicht nur den Schauplatz gemeinsam - den Muschelbach im Wald -, ihnen liegt auch das gleiche Handlungsmuster zugrunde: ein Konflikt zwischen Machthabern und Randgruppen der jeweiligen Gesellschaft. Die Mächtigen betreiben die rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen Wald und Wasser, ihre machtlosen Gegenspieler - Fischer, Müller, Jäger - leben mit ihrer natürlichen Umwelt im harmonischen Wechsel von Nehmen und Geben. Zu ihnen gehören die Kinder ungewisser Herkunft, die im Zentrum jeder Geschichte stehen, verstoßene, verlorene, wilde Kinder mit den Zügen von Elementarwesen, die im Wasser verschwinden oder aus dem Wasser auftauchen. Sie sind anders als andere Menschen, zarthäutiger, schöner, haben rote Haare - Verwandte der muschelgeborenen Venus des Botticelli.

In die Reihe dieser Kinder stellt Herfurtner seine zwölfjährige Heldin Margarete, die vertraut ist mit dem Wasser wie eine kleine Undine. Er verzichtet darauf, der behüteten Lehrerstochter und Gymnasiastin des späten 20. Jahrhunderts ein Herkunftsrätsel anzudichten. Vielmehr läßt er uns ihre Fremdheitsempfindungen, die Keime zur Pubertätsphantasie, ein Kuckuckskind zu sein, als Begleiterscheinungen einer altersentsprechenden Entwicklungs- und Identitätskrise verstehen. Margarete wird sich ihrer persönlichen und gesellschaftlichen Verantwortung ebenso bewußt wie ihrer Stärke.

Eines hat Herfurtner seinem Stoff, seiner Erzählweise, seinen Geschichten, Figuren und Metaphern nicht zugetraut: daß sie allein die Belehrung über den sinnvollen Umgang mit der natürlichen Umwelt leisten könnten. Deshalb verstrickt er seine Heldin in eine Umweltintrige, wie sie von der antiautoritären Kinderliteratur der siebziger Jahre vertraut ist: Da gibt es einen Fabrikanten mit dem sprechenden Namen Speck, der den Bach und seine Muscheln bedroht, es gibt eine Verschwörung gegen ihn, in die Margarete hineingerät, und am Ende ist sie es, die mit einer heldenhaften Aktion die Öffentlichkeit mobilisiert und zu neuerlicher Prüfung des Fabrikprojekts zwingt. Die Überforderung der Kinder durch solchen Heroismus ist heute nicht weniger problematisch als vor zwanzig Jahren. Doch mindert der Griff in die Klamottenkiste der politischen und ökologischen Agitation die Freude an diesem schönen, informativen und phantasieanregenden Buch nur geringfügig.

GUNDEL MATTENKLOTT Rudolf Herfurtner: "Muschelkind". Oetinger, Hamburg 1995. 192 S., geb., 19,80 DM. Ab 14 J.

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"Herfurtners Märchen und Legenden vermitteln auch historische Zusammenhänge ... Und sie erzählen auch immer wieder vom Sieg habgieriger Menschen über arme machtlose Geschöpfe." Süddeutsche Zeitung

"Schön, informativ und fantasieanregend." Frankfurter Allegmeine Zeitung

"Ja, es gibt Bücher, in die wird man hineingezogen. Rudolf Herfurtners 'Muschelkind' ist so eines. Und das ist keine Warnung, sondern eine ausdrückliche Empfehlung." Die Rheinpfalz