Weites, grünes Land, beschauliche Bauernhöfe, deftige Spezialitäten und romantische Wasserschlösser - das Münsterland ist die perfekte Gegend für kleine Fluchten aus dem Alltag. Der Ausflugs-Verführer Münsterland serviert 30 Genießer-Ausflüge: eine Kanutour auf der Issel, ein Moor-Spaziergang mit Grusel-Garantie, ein Feinschmecker-Ausflug ins Herz des münsterländer Spargel-Reichs und vieles mehr.
Braves Münsterland, du hast es besser. Roter Klinker, Sprossenfenster und Türbögen aus honigblondem Nottulner Sandstein verleihen selbst dem bescheidensten Kotten einen Hauch Schlaunschen Barocks. Wohin der Wind einen durch die Wiesen und Wälder scheucht, darf man auf Radwege vertrauen - insgesamt neuntausend Kilometer sind ausgewiesen. In schöner Regelmäßigkeit belohnt der Blick auf einen beschaulich in die Parklandschaft gesetzten Adelssitz den Tritt in die Pedale. Allein die "100- Schlösser-Route" umfaßt zweitausend Kilometer. Entsprechend umfangreich ist die Literatur für Radausflügler. Jetzt jedoch bekommt auch der Wanderfreund ein Buch an die Hand, das mit dreißig Touren eine fußläufige Ordnung in das reiche Angebot an Kultur und Natur bringt. Apropos Ordnung: derselben halber sei erwähnt, daß eine Paddeltour und eine Rollschuhtour ebenfalls im "Ausflugsführer Münsterland" stehen und einige Wanderungen eher ausgedehnten Spaziergängen gleichen. "Du bist nicht mächtig, bist nicht wild, bist deines stillen Kindes Bild", dichtete Annette von Droste-Hülshoff ihrer Heimat an. Wir aber sagen mit dem Buch in der Hand: Hier irrte die Dichterin. Denn wo ist das Roß sonst noch so sehr König wie in Warendorf, wo Tour 1 das Nordrhein-Westfälische Landgestüt streift und die Hengstparaden im Herbst eine Leistungsschau auf internationalem Niveau darstellen? Wo wäre ein Moor dusterer als im Naturschutzgebiet Venner Moor? Wo tönte ein Glockenklang heller als in Gescher, von wo die Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock Glocken seit dreihundert Jahren in alle Welt liefert? Allein, der Münsterländer ist ein bescheidener, ein genügsamer Geselle und macht wenig Aufhebens um seine Heimat. Ganz so genügsam wie die Einkehrtips bisweilen suggerieren, ist er nun allerdings auch wieder nicht. Als Beispiel sei Tour 23 zu den "Fingern Gottes", vulgo Ludgersdom zu Billerbeck, genannt. Nichts gegen die empfohlene Konditorei am Markt und den Biergarten in der Schmiedestraße. Guet un fien sind beide, so wie man's im honetten Münsterland erwarten darf. Am Markt jedoch steht mit Frank Groll ein begnadeter Koch am Herd der seit hundertfünfundzwanzig Jahren in Familienbesitz befindlichen "Domschenke". Bei den Grolls einzukehren verliehe der Pättkesfahrt durch die sanften Hügel der Baumberge obendrein kulinarische Weihen. Kiek äs moal an!
ksi
"Der Ausflugsführer Münsterland", herausgegeben von Ann Baer-Schremmer. ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2005. 179 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Broschiert, 12,90 [Euro]. ISBN 3-89716-533-3.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als Gewinn für Wanderer und Spaziergänger betrachtet Rezensentin "ksi" diesen Ausflugsführer. Die darin empfohlenen Touren bringen aus ihrer Sicht nicht nur Ordnung in das "reiche Angebot an Natur und Kultur" der Region. Das Buch weiß dem Eindruck von "ksi" zufolge auch manches besser, als die münsterländer Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, beispielsweise wenn es um die Lokalisierung der finstersten Moore geht. Ergänzend präsentiere das Buch außerdem eine "Paddeltour" sowie eine "Rollschutour". Lediglich die kulinarischen Empfehlungen findet "ksi." nicht in allen Fällen beispielhaft.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH