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Soixante-quatre enfants vivent coupés du monde, dans une grande maison. Chacun d'eux sait qu'il devra en partir lorsqu'il aura trop grandi. Mais qu'y a t il après la Maison?

Produktbeschreibung
Soixante-quatre enfants vivent coupés du monde, dans une grande maison. Chacun d'eux sait qu'il devra en partir lorsqu'il aura trop grandi. Mais qu'y a t il après la Maison?
Autorenporträt
Yves Grevet, geboren 1961, arbeitet als Grundschullehrer in einem Pariser Vorort. Seine Bücher verschreiben sich der sozialen Realität und richten den Blick auf Themen wie familiäre Beziehungen, Solidarität sowie der Ausbildung von Freiheit und Autonomie.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2012

Gefangen im Turm
Der erste Band von Yves Grevets Bestseller-Trilogie „Méto“ – Von Siggi Seuss
Was für ein Nervenkitzel! Und das, obwohl sich die Geschichte der jugendlichen Helden von der ersten bis zur letzten Seite auf einem Schauplatz abspielt. Das Haus, der erste Band des französischen Jugendromans Méto, ist ein genialer Genremix aus Fantasy, Science Fiction und Psychothriller. In Frankreich wurde das dreiteilige Werk von Yves Grevet auf Anhieb ein Bestseller. Bei uns ist nun Teil eins erschienen, und bereits der versetzt die Leser in Hochspannung. Die Seiten blättern sich fast von selbst um, wie sich das für einen Cliffhanger gehört.
Was unterscheidet die Geschichte von anderen spannenden Jugendromanen? Zuerst fällt die geniale Reduktion der Handlung auf eine Art Kammerspiel ins Auge. 64 Jungs – unten ihnen der vielleicht 14jährige Ich-Erzähler Méto – leben, isoliert von der Außenwelt, in einem turmähnlichen Gebäude in der Mitte einer Insel, ohne Kenntnis der Vorgänge draußen. Die Jungs wissen nichts über ihre Vergangenheit und ihre Zukunft und ihre Gegenwart ist bis aufs i-Tüpfelchen reglementiert. Sie tragen allesamt altrömische Namen und werden von sogenannten Cäsaren gnadenlos, unter systematischem Einsatz von eiserner Disziplin, Psychoterror und Folter, zu Zucht und Ordnung gezwungen. Sie leben in Altersgruppen, erhalten täglich theoretischen Unterricht und werden in Wettkämpfen geschult. Sie führen also ein Leben in einer totalitären Institution. Zum System gehören auch Soldaten, Spitzel in den eigenen Reihen und Diener, die im Hintergrund agieren.
Neben dieser ungewöhnlichen Reduktion auf Kammerspielniveau unterscheidet sich der erste Band von Méto von anderen guten Thrillern durch eine, sagen wir „Dramaturgie der Verzögerung“. Selbst am Ende des ersten Bandes, als eine Gruppe von Jungs um Méto den Aufstand wagt, wissen wir über die Hintergründe der Geschichte so gut wie nichts. Eigentlich nur, dass es einen ominösen Strippenzieher gibt und draußen auf der Insel noch Bauern- und Fischersiedlungen existieren, ein Hafen und ein „Territorium der abgeschnittenen Ohren“.
Wie in Méto – in der Übersetzung von Stephanie Singh – Seite für Seite die Spannung wächst, ohne jegliches Tamtam, nur durch den sukzessiven Aufbau innerer Dramatik, das ist einfach eine Klasse für sich.
Am Ende des ersten Bandes bleibt die große Frage: Kann das gutgehen, wenn junge Menschen, die man ihres individuellen Gesichtes und ihrer persönlichen Geschichte beraubt hat, nicht nur versuchen, sich völlig neu zu orientieren, sondern einen humanen Gegenentwurf zur Terrorherrschaft auf die Beine stellen wollen? (ab 12 Jahre)
Yves Grevet
Méto – Das Haus
Aus dem Französischen von Stephanie Singh. dtv, Reihe Hanser 2012.
222 Seiten, 14,95 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2012

Wenn die Unterdrückten erwachen
Umsturz ist nicht alles: Yves Grevet zeigt, wie schwer es ist, die Muster der Gewalt zu durchbrechen

Auf einer von jeglicher Zivilisation abgeschnittenen Insel leben vierundsechzig Jungen. Sie kennen weder ihre Herkunft noch ihre Zukunft, nur ihr Leben in einer eigentümlichen Mischung aus Kinderheim und Hochsicherheitsgefängnis. Sie werden bewacht von den "Cäsaren", die sie nach dem Motto "Zuckerbrot und Peitsche" ebenso maßregeln wie umsorgen. Die Jungen müssen nicht leiden: Man spielt, treibt Sport, isst ausreichend - all das stets gemeinsam, was den Zusammenhalt der Gruppe zum späteren Leidwesen der Cäsaren stärkt. Zugleich herrscht dumpfe Angst vor den systematischen Repressalien - gegessen wird nur auf Kommando, zur Einschüchterung spielt man das "Ohrfeigenspiel", und wer übermütig wird, den sperrt man zur Strafe in den "Kühlraum", manchmal tagelang. Über allem steht in Yves Grevets Jugendroman natürlich eine höhere Instanz, jener Teufel, der diese Hölle erschuf, dessen Identität sich leider im Verlauf der Handlung auf allzu profane Weise klärt.

Wichtiger sind seine Opfer und Handlanger, die alle seltsam emotionslos und getrieben wirken. Doch irgendwann stellt sich heraus, dass einige von ihnen sich schon lange nicht mehr in dieses Schicksal fügen. Als der besonnene Méto, Erzähler der Geschichte, in den Plan zu rebellieren eingeweiht wird, nimmt eine Revolution ihren Lauf, die zwar in sich nicht ganz schlüssig ist, aber doch durch ihre unsentimentale Kompromisslosigkeit fasziniert. So überwältigen die Kinder ihre schwerbewaffneten Aufseher durch einen einfachen Trick. Die kleinen Maschinen, die dort herangezüchtet wurden, schlagen mit ungeahnter List zurück - der Überraschungseffekt tut seinen Teil.

Das Faszinierende an Grevets Roman ist nicht die Handlung, sondern die Welt, die der Autor bis ins Detail entwirft. Die grundsätzliche Frage "Wie wollen wir leben?" stellen wir uns ja nicht nur, aber vor allem im Jugendalter: uns selbst, und wir stellen mit ihr die Ordnung in Frage, die wir gerade zu erkennen beginnen. Méto lehnt sich gegen ein System auf, das zwar auf sein physisches Wohl bedacht ist, ihn aber zugleich durch gezielte Repressionen unterwirft und gefügig macht.

Das Schlimmste daran ist die Art, wie die Sozialkompetenz der Jungen verkümmert. Das zeigt sich, als die Rebellion schon längst begonnen hat und die Aufständischen vor der Herausforderung stehen, sich zu organisieren, ohne in die strenge Hierarchie der Cäsaren zu verfallen. Die Kleinen prügeln sich skrupellos, weil ihnen der strenge Tagesablauf und nicht zuletzt die ständig Drohung der Bestrafung fehlen. Die Größeren kämpfen mit gegenseitigem Misstrauen und unterschiedlichen Vorstellungen von Humanität - wenn es eine solche denn hier überhaupt gibt. Sollen die Sklaven wie bisher ihre Wäsche waschen oder sich an der weiteren Planung beteiligen dürfen? Welchen Wert hat der Einzelne?

Wissen ist Macht, das ist die Moral auch dieser Geschichte. Indem er die Hintergründe und die Perfidie seiner Lebenssituation erkennt, erlangt Méto die Fähigkeit, sich endlich dagegen aufzulehnen.

Man kann "Das Haus", den ersten Teil einer Trilogie, als jugendgerecht aufbereitete Mischung aus Scorseses FBI-Schauermärchen "Shutter Island" und Kazuo Ishiguros bedrückender Klon-Novelle "Never let me go" lesen. Darüber hinaus zeigt "Méto" die Gefahren totalitären Denkens ohne Zeigefinger, dafür mit pädagogischem Mehrwert: Die beklemmende Darstellung lässt den Leser nachdenklich zurück.

JOHANNA ROTH.

Yves Grevet: "Méto. Das Haus".

Aus dem Französischen von Stephanie Singh. Deutscher Taschenbuchverlag, Reihe Hanser, München 2012. 224 S., geb., 14,95 [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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