Im Oktober 1777 kam der 21-jährige Wolfgang Amadeus Mozart auf seiner Reise nach Paris für zwei Wochen nach Augsburg. Marianne Thekla Mozart, das "Augsburger Bäsle", begleitete ihren Vetter bei den meisten seiner damaligen Unternehmungen. Zwischen beiden entspann sich eine kleine Romanze. Von der Verliebtheit des jungen Mozarts in seine Cousine zeugen die berühmten "Bäsle-Briefe", die lange Zeit wegen ihrer Direktheit, ihrer drastischen und oft derben Sprache nur auszugsweise veröffentlicht wurden.
Martha Schad beleuchtet aber auch den weiteren Lebensweg der Marianne Thekla Mozart, einer Frau, die zwar nicht zu den Großen ihrer Zeit gehörte, jedoch aus dem Lebenslauf eines der Größten im Reich der Töne nicht hinweggedacht werden kann.
Der Text wird ergänzt durch Illustrationen von Eva Klotz-Reill, der es mit viel Liebe zum Detail hervorragend gelingt, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen.
Martha Schad beleuchtet aber auch den weiteren Lebensweg der Marianne Thekla Mozart, einer Frau, die zwar nicht zu den Großen ihrer Zeit gehörte, jedoch aus dem Lebenslauf eines der Größten im Reich der Töne nicht hinweggedacht werden kann.
Der Text wird ergänzt durch Illustrationen von Eva Klotz-Reill, der es mit viel Liebe zum Detail hervorragend gelingt, die damalige Zeit lebendig werden zu lassen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.03.2006Briefe an das Bäsle Häsle
Was Wolfgang Amadeus Mozart an seine Augsburger Cousine schrieb
Viel, sehr viel war zu lesen Ende Januar rund um Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag. Über seine Kindheit unter den Fittichen von Vater Leopold, über Freund und Feind, missgünstige Arbeitgeber, seine Werke, und den eifrigen Ritter von Köchel, der sie verzeichnete. Jede Stadt, in die Mozart seinen Fuß setzte, ersann eine Mozartfestivität. Salzburg, die Geburtsstadt, ganz klar. Auch Wien, wo Mozarts Gebeine ruhen, genießt die Aufmerksamkeit. Augsburg, die einzige echte deutsche Mozartstadt, ehrt mit Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerten den Komponisten. Das Mozartjahr nimmt seinen Lauf. Nur: Wer um den 27. Januar Lesenswertes verpasste, findet es nun in den Medien kaum noch.
Was bleibt ist die Buchlektüre. Deshalb sei hier auf ein Bändchen verwiesen, das anhand von Briefen Mozarts Verbundenheit mit seiner Augsburger Cousine, der Tochter des Bruders von Vater Leopold, dem Buchbinder Franz Aloys, beschreibt. Erstmals trafen Wolfgang und sein „Bäsle” Marianne Thekla 1763 aufeinander, er siebenjährig, sie drei Jahre jünger. Vierzehn Jahre später begegneten beide einander wieder und hatten ihren Spaß: „daß ist wahr, wir zwey taugen recht zusammen; dann sie ist auch ein bisschen schlimm. wir fopen die leüte mit einander, daß es lustig ist”, schreibt Mozart in einem Brief an Leopold vom 16. Oktober 1777.
Ohne sie hätte er den zweiwöchigen Aufenthalt in der Geburtsstadt seines Vaters schwerlich ertragen, denn beruflich findet er in Augsburg keinen rechten Tritt. Weil Mozart aber bekanntermaßen Freude am verbalen Schlagabtausch hat, was neben anderem Vermutungen zulässt, er habe unter dem Tourette-Syndrom gelitten, ist die ähnlich gesinnte schwäbische Verwandte eine wunderbare Begleiterin und Brieffreundin. Leider sind des Bäsles Zeilen an Mozart nicht erhalten. Aber die Briefe des Komponisten, die seine Frau Konstanze später als „geschmacklos, aber doch sehr witzig” beschrieb, lassen nachempfinden, welchen Humor Wolfgang und Marianne pflegten.
Daraus zitiert wird bisweilen, wenn es um Beispiele mozartscher Vulgarismen geht („dero gehorsamster unterthänigster diener / mein arsch ist kein Wiener), aber von Anrede „Allerliebstes bäsle häsle” bis zur Grußformel sind Mozarts Schriftstücke an die Cousine selten zu lesen. Das kleine Buch „Mozarts erste Liebe”, herausgegeben von der Historikerin Martha Schad, auf der Grundlage des früheren Augsburger Kulturreferenten Ludwig Wegele, bietet Gelegenheit dazu. Ergänzt werden die Texte durch detailreiche Illustrationen von Eva Klotz-Reill und historischen Abbildungen.
Sabine Buchwald
Martha Schad (Hg.): Mozarts erste Liebe. Das Bäsle Marianne Thekla Mozart; Wißner-Verlag, Augsburg 2005, ISBN 3-89639-416-9, 96 Seiten, 9,80 Euro
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Was Wolfgang Amadeus Mozart an seine Augsburger Cousine schrieb
Viel, sehr viel war zu lesen Ende Januar rund um Wolfgang Amadeus Mozarts 250. Geburtstag. Über seine Kindheit unter den Fittichen von Vater Leopold, über Freund und Feind, missgünstige Arbeitgeber, seine Werke, und den eifrigen Ritter von Köchel, der sie verzeichnete. Jede Stadt, in die Mozart seinen Fuß setzte, ersann eine Mozartfestivität. Salzburg, die Geburtsstadt, ganz klar. Auch Wien, wo Mozarts Gebeine ruhen, genießt die Aufmerksamkeit. Augsburg, die einzige echte deutsche Mozartstadt, ehrt mit Ausstellungen, Theateraufführungen, Konzerten den Komponisten. Das Mozartjahr nimmt seinen Lauf. Nur: Wer um den 27. Januar Lesenswertes verpasste, findet es nun in den Medien kaum noch.
Was bleibt ist die Buchlektüre. Deshalb sei hier auf ein Bändchen verwiesen, das anhand von Briefen Mozarts Verbundenheit mit seiner Augsburger Cousine, der Tochter des Bruders von Vater Leopold, dem Buchbinder Franz Aloys, beschreibt. Erstmals trafen Wolfgang und sein „Bäsle” Marianne Thekla 1763 aufeinander, er siebenjährig, sie drei Jahre jünger. Vierzehn Jahre später begegneten beide einander wieder und hatten ihren Spaß: „daß ist wahr, wir zwey taugen recht zusammen; dann sie ist auch ein bisschen schlimm. wir fopen die leüte mit einander, daß es lustig ist”, schreibt Mozart in einem Brief an Leopold vom 16. Oktober 1777.
Ohne sie hätte er den zweiwöchigen Aufenthalt in der Geburtsstadt seines Vaters schwerlich ertragen, denn beruflich findet er in Augsburg keinen rechten Tritt. Weil Mozart aber bekanntermaßen Freude am verbalen Schlagabtausch hat, was neben anderem Vermutungen zulässt, er habe unter dem Tourette-Syndrom gelitten, ist die ähnlich gesinnte schwäbische Verwandte eine wunderbare Begleiterin und Brieffreundin. Leider sind des Bäsles Zeilen an Mozart nicht erhalten. Aber die Briefe des Komponisten, die seine Frau Konstanze später als „geschmacklos, aber doch sehr witzig” beschrieb, lassen nachempfinden, welchen Humor Wolfgang und Marianne pflegten.
Daraus zitiert wird bisweilen, wenn es um Beispiele mozartscher Vulgarismen geht („dero gehorsamster unterthänigster diener / mein arsch ist kein Wiener), aber von Anrede „Allerliebstes bäsle häsle” bis zur Grußformel sind Mozarts Schriftstücke an die Cousine selten zu lesen. Das kleine Buch „Mozarts erste Liebe”, herausgegeben von der Historikerin Martha Schad, auf der Grundlage des früheren Augsburger Kulturreferenten Ludwig Wegele, bietet Gelegenheit dazu. Ergänzt werden die Texte durch detailreiche Illustrationen von Eva Klotz-Reill und historischen Abbildungen.
Sabine Buchwald
Martha Schad (Hg.): Mozarts erste Liebe. Das Bäsle Marianne Thekla Mozart; Wißner-Verlag, Augsburg 2005, ISBN 3-89639-416-9, 96 Seiten, 9,80 Euro
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... Deshalb sei hier auf ein Bändchen verwiesen, das anhand von Briefen Mozarts Verbundenheit mit seiner Augsburger Cousine, der Tochter des Bruders von Vater Leopold, dem Buchbinder Franz Aloys, beschreibt. ... Daraus zitiert wird bisweilen, wenn es um Beispiele mozartscher Vulgarismen geht ("dero gehorsamster unterthänigster diener / mein arsch ist kein Wiener"), aber von Anrede "Allerliebstes bäsle häsle" bis zur Grußformel sind Mozarts Schriftstücke an die Cousine selten zu lesen. Das kleine Buch "Mozarts erste Liebe", herausgegeben von der Historikerin Martha Schad, auf der Grundlage des früheren Augsburger Kulturreferenten Ludwig Wegele, bietet Gelegenheit dazu. Ergänzt werden die Texte durch detailreiche Illustrationen von Eva Klotz-Reill und historische Abbildungen.
(Sabine Buchwald, Süddeutsche Zeitung, 29.3.2006)
(Sabine Buchwald, Süddeutsche Zeitung, 29.3.2006)