Produktdetails
  • Verlag: Apitz-Galerie
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 177
  • Abmessung: 180mm
  • Gewicht: 191g
  • ISBN-13: 9783925771163
  • Artikelnr.: 24762312
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.05.1996

Rheingauer Kriminalist wieder bei der Arbeit
Comic-Held Karl spürt abermals einem Mörder nach / Liebe, Eifersucht und Haß

WALLUF. "Jakob Sand war tot. Sein Schädel war zertrümmert. Ich war zu spät gekommen." Der unvermutete Fund einer Leiche in der Burgruine Ehrenfels, hoch über Rüdesheim, stellt Karl vor ein kniffliges Rätsel. Unfall oder Mord? In Eberhard Kunkels historischem Roman schlüpft der Rheingauer Comic-Held Karl zum zweiten Mal in die Rolle des Hobby-Kriminalisten - eine literarische Verwandlung, die ihresgleichen sucht. Welche Comicfigur taugt schon zum Romanhelden, wer kann sich Asterix oder gar Obelix in einer ernsten literarischen Nebenrolle als gallischen Hercules Poirot vorstellen?

Was Asterix keine neuen Freunde bescheren würde, nimmt Karl aber offenbar niemand übel. Das Rheingauer Original hat seit seinem ersten Abenteuer vor acht Jahren an Beliebtheit so gewonnen, daß man ihm jüngst sogar ein Buch über seine "Weinreise" durch die sechs Weinregionen des Landes Rheinland-Pfalz rechtzeitig vor der dortigen Landtagswahl und im Auftrag des Weinbauministers Brüderle (FDP) verziehen hat.

Karl gehört in den Rheingau, doch leidet er manchmal unter der Enge der kleinen Weinbauregion, deren Leserzahl eng begrenzt ist, und folgerichtig lassen ihn sein künstlerischer Vater Michael Apitz und die Texter Eberhard und Patrick Kunkel - wenn immer möglich - die Grenzen des Rheingaus und den Rhein überschreiten, um in anderen Weinregionen sein Glück zu suchen und dabei für den ak-Selbstverlag in Walluf neue Kunden zu finden.

Als Comicfigur hat Karl mittlerweile viele eingefleischte Fans. Was hat er nicht schon alles während seiner vergnüglichen Abenteuer vollbracht: die Spätlese erfunden, die Forschungsanstalt Geisenheim gegründet, Wein in Schaumwein verwandelt und das Gold der Nibelungen im Rhein aufgespürt. Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse wird der neue, siebte Comicband in den Comic-Regalen der Buchläden stehen.

Dort ist schon jetzt der neue "Krimikarlroman" zu finden, der gleichwohl nur auf dem Cover und in einigen wenigen Illustrationen an den Comic-Helden anknüpft. Krimi-Karl sucht den Mörder von Jakob Sand. Und im Gegensatz zu dem im vergangenen Jahr erschienenen ersten Roman "Der Tote zuwenig", der immerhin mehr als 10000 Leser gefunden hat, bleibt es diesmal nicht bei einem Toten.

Wie und warum schließlich vier Menschen zwischen Rüdesheim und Martinsthal ihr Leben lassen, welche Rolle Habgier, Liebe, Eifersucht und Haß dabei spielen und warum über den Mörder am Ende ein ganz besonderes Gericht gehalten wird, das ist eine spannende Geschichte, bei der einige sprachliche Holprigkeiten des spätberufenen Krimiautors nicht so sehr ins Gewicht fallen. Und ganz nebenbei erfahren die Krimifreunde bei der Lektüre dieses dem Geisenheimer Historiker Josef Staab gewidmeten Bandes abermals Wissenwertes aus der wechselvollen Geschichte des Rheingaus gegen Ende des 18. Jahrhunderts. OLIVER BOCK

"Mord hat viele Kleider". Ein historischer Roman von Eberhard Kunkel, 177 Seiten, ak-Verlag Walluf 1996, 14,80 Mark.

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