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1968, im Jahr der Studentenrevolution, vollzieht sich auch beim Felsklettern eine bemerkenswerte Veränderung: Reinhold Messner gelingt am Heiligkreuzkofel in den Dolomiten seine schwierigste Erstbegehung; im Yosemite Valley ruft Royal Robbins das »clean climbing« aus. Erst zehn Jahre zuvor waren das technische Klettern in Mode gekommen und die Direttissima an der Nordwand der Großen Zinne und die Nose am El Capitan als Nonplusultra gefeiert worden. Mit seinem Aufsatz »Mord am Unmöglichen« lanciert der 23-jährige Messner 1968 einen glühenden Appell zum Verzicht auf technische Hilfsmittel,…mehr

Produktbeschreibung
1968, im Jahr der Studentenrevolution, vollzieht sich auch beim Felsklettern eine bemerkenswerte Veränderung: Reinhold Messner gelingt am Heiligkreuzkofel in den Dolomiten seine schwierigste Erstbegehung; im Yosemite Valley ruft Royal Robbins das »clean climbing« aus. Erst zehn Jahre zuvor waren das technische Klettern in Mode gekommen und die Direttissima an der Nordwand der Großen Zinne und die Nose am El Capitan als Nonplusultra gefeiert worden.
Mit seinem Aufsatz »Mord am Unmöglichen« lanciert der 23-jährige Messner 1968 einen glühenden Appell zum Verzicht auf technische Hilfsmittel, andere folgen ihm. So entwickelt sich das Freiklettern fort, das sich später, nach der Öffnung der Schwierigkeitsskala, unaufhaltsam steigert.
Heute, fünf Jahrzehnte später, hinterfragen die besten Kletterstars in persönlichen Berichten Messners Thesen und erzählen die Kunst, schwierigste Berge und Felswände zu meistern, weiter. Und geben Messners Plädoyer eine zeitlose Dimension.

Mit über 40 Originalbeiträgen von:
Bernd Arnold - Hansjörg Auer - Hervé Barmasse - Tommy Caldwell - Yvon Chouinard - Matteo Della Bordella - Hazel Findlay - Mick Fowler - Maurizio Giordani - Alessandro Gogna - Yannick Graziani - Alex Honnold - Leo Houlding - Thomas Huber - Jost Kobusch - Igor Koller - Maryna Kopteva - Jurij Koselenko - David Lama - Jacopo Larcher - Heinz Mariacher - Pierre Mazeaud - Simone Moro - Adam Ondra - Fabio Palma - Franco Perlotto - Boyan Petrov - Marko Prezelj - Paul Pritchard - Markus Pucher - Ivo Rabanser - Marek Raganowicz - Angelika Rainer - Tom Randall - Ermanno Salvaterra - Stephan Siegrist - Marcin Tomaszewski - Nicola Tondini - Christian Trommsdorff - Simon Yates - Barbara Zangerl - Maurizio »Manolo« Zanolla
Autorenporträt
Reinhold Messner, 1944 in Südtirol geboren, gelangen zahlreiche Erstbegehungen und die Besteigung aller 14 Achttausender sowie die Durchquerung Grönlands und der Antarktis zu Fuß. Heute widmet er sich vor allem seinen Messner Mountain Museen (MMM) sowie Film- und Buchprojekten. Zuletzt erschienen bei MALIK u. a. seine Autobiografie, der SPIEGEL-Bestseller »Über Leben«, und der große Bildband »m4 Mountains - Die vierte Dimension«, der in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entstand, sowie die Neuausgaben der Bände »Mein Weg« und »Die weiße Einsamkeit«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2019

Senkrecht den Berg hinauf

Dieses Buch ist ein Debattenband. In den sechziger Jahren war technisches Klettern populär, man bediente sich vieler Hilfsmittel, bohrte etwa Haken in den Fels, hielt sich daran fest und hängte kleine Strickleitern ein. So war es möglich, Felswände senkrecht hinaufzusteigen, in der Direttissima. Das war der "Mord am Unmöglichen", wetterte der dreiundzwanzig Jahre alte Reinhold Messner 1968 in einem berühmt gewordenen Aufsatz. Er bemängelte, dass so nichts mehr unmöglich bleibe: "Haken über Haken zwingt der Kletterer einer Wand seine Route auf." Nun, nach fünfzig Jahren, ist dieser Aufsatz neu in einem Buch erschienen, gemeinsam mit Texten zahlreicher Kletterer, jungen und alten. Tatsache ist, dass Messner im Nachhinein Recht bekommen hat. Das technische Klettern spielt fast keine Rolle mehr, heute wird frei geklettert. Technik wird zu Sicherung verwendet, nicht als Steighilfe. Tatsächlich aber haben auch Sportkletterer Vorteile im Vergleich zu früheren Generationen: leichtere Ausrüstung, leichtere Seile, Schuhe, die sehr gut haften.

Reinhold Messner verschob die Grenzen des Kletterbaren in seiner Generation in aufsehenerregendem Maß. Zu Messners Zeiten gab es sechs Schwierigkeitsgrade, alles jenseits davon galt als unkletterbar, wenn man eben nicht auf Haken trat oder sich daran festhielt. Messner aber kletterte den 7. Grad. Heute haben die Trainingsmöglichkeiten in den Hallen die Dimensionen gigantisch erweitert. Man zählt jetzt bis zwölf.

Wie immer moralisiert und polemisiert Messner. Zum einen analysiert er: "Absicherung ist an die Stelle der inneren Sicherheit getreten." Haut dann aber auf die ganz große Pauke. Der Alpinismus sei zur Mittelmäßigkeit verdammt, es gehe nur noch ums technologisch Machbare, er wettert gegen "Hilfsmittel wie Chemiefaserkleidung, Drogen und andere technische Gerätschaften". Und schreibt: "Wir alle müssen unsere persönliche Grenze erkennen und respektieren." Das aber scheint nun nicht der Satz zu sein, für den Messner mit seinen bahnbrechenden Erfolgen tatsächlich steht. Hat er seine eigenen Grenzen anerkannt? Hat er sie nicht vielmehr immer weiter verrückt? Schade, dass der Aufsatz von 1968 nicht im Original abgedruckt ist. In der jetzt gedruckten Fassung schreibt Messner, wer denke schon daran, dass Stellen, die jetzt mit Hilfe von Bohrhaken gangbar gemacht werden, von der nächsten Generation vielleicht frei bewältigt werden könnten? Der Satz klingt visionär, fast demütig. Im Original stand er nicht.

In ihren Beiträgen erörtern Spitzenkletterer aus aller Welt viele Spielarten des Bergsteigens. Der Italiener Hervé Barmasse fragt, warum Achttausender noch mit zusätzlichem Sauerstoff bestiegen werden, obwohl man weiß, dass es ohne geht. Der Amerikaner Tommy Caldwell relativiert Messners Polemik, hofft aber darauf, dass es weiterhin ferne Gipfel geben wird, die sich nur den zähesten Kletterern ergeben. Hazel Findlay findet, die größten Herausforderungen eines Kletterers lägen in ihm selbst. "Kann ich unbeschwert umkehren und davonziehen, ohne meinen Gipfel eingesackt zu haben?" Ganz entspannt der junge deutsche Kletterer Jost Kobusch zu Messners These: "Das Unmögliche ist unsterblich, denn es wird immer neu erfunden werden." Natürlich kann Messner es auch nicht lassen, im Schlusswort noch einmal gegen die meisten Besucher der Berge loszuwettern. Der Alpinismus heute sei Sport und Tourimus, "Pistenalpinismus!", ruft er.

Für unbedingtes Vertrauen in das eigene Können, den Mut und die Psyche und Klettern ganz ohne Hilfsmittel steht Alex Honnold. Sein Film "Free Solo" läuft demnächst im Kino. Honnold hat den mehr als neunhundert Meter hohen El Capitan im Yosemite Valley auf einer schweren Route ganz ohne Sicherung bestiegen. Auch er äußert sich in dem Buch. Klettern, schreibt er, sei heute "ein echter Sport", mit Training, Diäten, Spitzenleistungen. Dabei sei die Frage nach den Bohrhaken längst nicht mehr das Hauptproblem, Kletterer müssten sich vielmehr mit dem Klimawandel und Umweltproblemen beschäftigen. Es gehe nicht darum, sich um spezielle Kletterstile zu sorgen, sondern "die Umwelt für die nächste Generation von Kletterern zu bewahren".

bär

"Mord am Unmöglichen. Spitzenkletterer aus aller Welt hinterfragen die Grenzen des Möglichen" von Reinhold Messner. Piper Verlag, München 2018. 352 Seiten. Gebunden, 26 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»' Mord am Unmöglichen' ist ein spannender Lesestoff über das Überwinden von Grenzen und das, was der Mensch schaffen kann.« Heilbronner Stimme 20190525