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Wurde Napoleon ermordet? Standen die Hexen von Eastwick unter Drogeneinfluß? Können uns Maden in einer Leiche die Todeszeit verraten? In seinem spannenden und amüsanten Stil erzählt Brian Kaye von spektakulären historischen Fällen, in denen die Kriminaltechnik eine Hauptrolle spielte. Aber auch forensische Nachweismethoden, die im heutigen Gerichtssaal über schuldig oder nicht schuldig entscheiden können, werden in diesem Buch beschrieben. In einem Kapitel über Betrug wird der Leser in die Welt der Geldfälscher eingeweiht. Lügendetektoren, Stimmenanalysen, Untersuchungsmethoden für Schußwunden…mehr

Produktbeschreibung
Wurde Napoleon ermordet? Standen die Hexen von Eastwick unter Drogeneinfluß? Können uns Maden in einer Leiche die Todeszeit verraten? In seinem spannenden und amüsanten Stil erzählt Brian Kaye von spektakulären historischen Fällen, in denen die Kriminaltechnik eine Hauptrolle spielte. Aber auch forensische Nachweismethoden, die im heutigen Gerichtssaal über schuldig oder nicht schuldig entscheiden können, werden in diesem Buch beschrieben. In einem Kapitel über Betrug wird der Leser in die Welt der Geldfälscher eingeweiht. Lügendetektoren, Stimmenanalysen, Untersuchungsmethoden für Schußwunden und für Kunstraub sind nur eine kleine Auswahl der weiteren Themen dieses Buches. Kriminalfälle können nicht ohne Wissenschaft gelöst werden. Für alle, die Krimis mögen, beschreibt dieses Buch die Grundlagen der analytischen Methoden, die zur Spurensicherung in Straftaten vom Doping bis hin zum Mord eingesetzt werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.1998

Die Hundehaare der Baskervilles
Brian Kaye erklärt, wie die forensische Wissenschaft ihre Ermittlungsfäden spinnt

Dieses Buch gehört definitiv nicht in unsere Gefängnisbibliotheken. Die Gefahr ist zu groß, daß unsere gestrauchelten Brüder sich in ihren erzwungenen Mußestunden damit weiterbilden könnten. In einer Zeitung, die eher von Dr. Jürgen Schneider als von O. J. Simpson gelesen wird, kann man es aber guten Gewissens empfehlen. Es geht darin nämlich hauptsächlich um die altmodischen Verbrechen, bei denen man sich noch die Hände schmutzig macht.

Brian H. Kaye, ein kanadischer Physikprofessor erörtert die Untersuchung von Spuren mit naturwissenschaftlichen Methoden. Das können die Spuren von Verbrechen oder Unglücksfällen sein oder auch von etwas ganz anderem. Wir erfahren auch etwas über die Reihenfolge, in der Gutenberg und seine Arbeiter die Seiten der Bibel gedruckt haben. Es war nämlich so, daß die Druckerschwärze täglich frisch angerührt wurde und die Anteile ihrer Bestandteile deshalb leicht schwankten. Mit Röntgenuntersuchungen konnte man das feststellen, ohne Material aus dem kostbaren Buch entnehmen zu müssen. Es stellte sich heraus, daß die Bibel in sechs Teile zerlegt worden war, die parallel gesetzt und gedruckt wurden. Aber im Mittelpunkt steht bei Kaye doch das Verbrechen, und zwar natürlich das Kapitalverbrechen, weil sich sonst der erhebliche Aufwand für die Untersuchung nicht lohnen würde. Und der Erfindungsreichtum der forensischen Wissenschaftler kennt keine Grenzen. Fast jeden Apparat, der in irgendeinem Labor herumsteht, können sie verwenden.

Wem können wir das Buch empfehlen? Liebhaber des klassischen englischen Kriminalromans, in dem es noch um die Lehmspuren an den Schuhen des Butlers und nicht um den Ödipuskomplex des Saxophonspielers geht, kommen sicher auf ihre Kosten. Es wird gemordet, betrogen und gefälscht, daß es eine wahre Freude ist. Bomben, Schußwaffen, Messer, Arsen, Zyankali und Kohlenmonoxyd, alles wird eingesetzt. Die Täter hinterlassen Fingerabdrücke, Fußspuren, Blut, Haare und Sperma. Es werden Banknoten, Briefmarken, Ölgemälde, Tagebücher, Fossilien und historische Landkarten nachgemacht. Und die Gerechtigkeit triumphiert. Alle Schuldigen werden ihrer gerechten Strafe zugeführt. Es liegt in der Natur des Gegenstands, daß Mißerfolge nicht erwähnt werden. Das wirklich perfekte Verbrechen macht keine Schlagzeilen.

Auch Autoren von Kriminalromanen und einschlägigen Filmen benötigen dieses Werk. Es kann ihnen helfen, die peinlichsten Fehler zu vermeiden. Aus welcher Entfernung ist ein Schrotschuß noch tödlich? Kann man auf Leichen Fingerabdrücke hinterlassen? Welche Blumenzwiebeln enthalten wirksame Gifte? Lenkt man einen Spürhund mit Alaun oder einem Bückling ab? Kayes Kompendium ersetzt ein Regalbrett voller Fachliteratur und ist gleichzeitig noch viel amüsanter.

Die Quintessenz der Lektüre: Verbrechen lohnen sich vielleicht, aber es ist verflucht schwer, dabei keine Fehler zu machen. Es reicht nicht aus, Handschuhe zu tragen, man muß sie auch nach der Tat vernichten, denn sie könnten Faserspuren hinterlassen. Wer einen Rembrandt fälschen will, sollte alle Pigmente von Hand im Mörser pulverisieren. Was man heute kaufen kann, hat eine zu gleichmäßige Korngröße. Anhand von Haarproben kann man genau nachweisen, in welchen Zeiträumen jemand Kokain konsumiert hat. (Ein bayerischer Starkoch mußte das vor einiger Zeit zu seinem Leidwesen erfahren.) Bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht reicht ein kleines Farbpartikel aus, um Marke und Jahrgang eines beteiligten Fahrzeugs zu bestimmen. Und noch frustrierender ist die Tatsache, daß die Wissenschaft regelmäßig Fortschritte macht. So mancher wurde nachträglich verurteilt, weil es neue Methoden zur Untersuchung der Indizien gab.

Brian Kaye hat das bei Englisch sprechenden Professoren häufiger als bei ihren deutschen Kollegen verbreitete Talent, komplexe Sachverhalte allgemeinverständlich darzustellen, ohne zu stark zu vereinfachen. Seinem Buch merkt man an, daß er die Zettelkästen über viele Jahre gefüllt hat. Die Literaturangaben reichen vom "Reader's Digest" bis zur Fachzeitschrift. Natürlich ist Kaye kein Fachmann für die meisten Gebiete, über die er berichtet, aber das ist kein Nachteil. Er vereinigt die Präzision des Naturwissenschaftlers mit dem Staunen des Laien.

Die klassische Spur am Tatort ist selbstverständlich der Fingerabdruck. Die Spezialisten bestäuben die verdächtigen Stellen mit ihrem Standardpulver, machen ein Foto, und der Henker kann schon mal seinen Knoten anfertigen. Genau so ist es aber nicht. Um Fingerabdrücke sichtbar zu machen, gibt es viele Möglichkeiten. Wenn das Pulver versagt, hat man manchmal Erfolg, wenn man mit elektrostatischer Aufladung arbeitet. Das funktioniert ähnlich wie das Xerox-Verfahren im Fotokopierer. Oder man bestrahlt den Abdruck mit einem Laser und verwendet die resultierende Laserlumineszenz. Auch das Bedampfen mit Gold und Cadmium im Vakuum kann helfen. Man kann nur hoffen, daß die Experten immer wissen, was am sinnvollsten ist.

Wenn es keine Fingerabdrücke gibt, findet man vielleicht Fußabdrücke. Durch die individuelle Abnutzung von Schuhsohlen läßt es sich oft nachweisen, daß eine Spur von einem ganz bestimmten Schuh erzeugt wurde. Auch hier ist es so, daß man manchmal einen großen technischen Aufwand benötigt, um aussagekräftige Bilder zu bekommen. Wieder gibt es viele Methoden. Abdrücke in Teppichen sind oft mit bloßem Auge nicht zu sehen. Aber beim Gehen entstehen elektrische Ladungen in den heruntergetretenen Fasern. Diese ziehen Styroporkügelchen an und werden dadurch sichtbar. Oder man macht sich die Tatsache zunutze, daß sich die Fasern noch lange, nachdem der Teppich betreten wurde, unmerklich in ihre Ausgangsposition zurückbewegen. Wenn auf derselben Photoplatte im Abstand von etwa einer Viertelstunde je ein Hologramm erzeugt wird, sind Bewegungen in der Größenordnung der Wellenlänge des Lichts zu erkennen.

Dann wird es vergnüglicher: Es geht um Fälschungen und Betrug. Das ist schließlich ein Bereich, wo man oft mehr Sympathie für die Täter als für die Opfer empfindet. Wer auf die gefälschten Tagebücher des Diktators hereinfällt, hat es nicht besser verdient. Wenn jemand Siebzigmarkscheine in Umlauf bringt, wie es vor kurzem aus Straubing gemeldet wurde, ist er vielleicht im Sinne des Gesetzes ein Falschmünzer, aber gleichzeitig lieben wir ihn wie W. C. Fields in seinen besten Rollen. Es ist nicht leicht, erfolgreich zu fälschen. Hans van Meegeren besorgte sich zweitklassige Gemälde aus der Zeit Vermeers und kratzte die Farbe ab. Ein besonderes Problem ist auch Papier. So mancher Fälscher ist daran gescheitert, daß er eine Papiersorte verwendete, die es in der Zeit, aus der sein Werk angeblich stammte, noch gar nicht gab. Ähnliches gilt für Tinte. Im Jahre 1957 tauchte die sogenannte Vinland-Karte auf, die angeblich aus der Zeit des Amerika-Fahrers Leif Erikson stammte. Eine genaue Untersuchung ergab, daß die Tinte Titandioxyd enthielt, ein Pigment, das erst seit den zwanziger Jahren im Handel ist. Der Piltdown Man, ein 1912 in Sussex gefundenes Fossil, wurde 1953 schließlich mit chemischen Methoden als Fälschung entlarvt.

Im Kapitel "Leichen, Knochen und Blut" geht es darum, was man bei der Untersuchung von menschlichen Überresten herausfinden kann, handele es sich um eine frische warme Leiche oder um einen alten Knochen. Beispielsweise hat die Untersuchung eines Schädels, der angeblich von Mozart stammte, zu der Spekulation Anlaß gegeben, daß der Komponist sich womöglich im Suff den Schädel gebrochen habe und an den Folgen dieser Verletzung gestorben sei. Das Buch schließt mit einer Beschreibung der Techniken des "genetischen Fingerabdrucks", mit denen 1992 auch die Gebeine der Zarenfamilie untersucht wurden. ERNST HORST

Brian H. Kaye: "Mit der Wissenschaft auf Verbrecherjagd". Aus dem Amerikanischen von Karin Eiermann. Verlag Wiley-VCH, Weinheim 1997. 323 S., Abb., br., 48,- DM.

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