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Blöd
Da Herr Kurz trifft de Frau Lang, na ja, was soll ma soagn, lang woarn de zwei net zam.
Der Herr Kurz trifft die Frau Lang, er lernt sie schätzen näher, kennen, macht se was aus und ladt sie ein, sagt Kurz, mein Name, bin ich angebunden nie.
Na dann, meint die Frau Lang, ich komm ja von der anderen Seitn, langsam gehen mirs an, nur net z'schnell nur net mit Gwalt.
Das war dem Kurz zu lang, sagt er, so geht das nicht, so kommen nie wir nicht zsam.
So nicht.
Acht Joahr später, dem Kurz, langweilig wie ihm ist, überlegt er, fallt ihm ein, da war doch mal sein Gegenteil,
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Produktbeschreibung
Blöd

Da Herr Kurz trifft de Frau Lang,
na ja, was soll ma soagn,
lang woarn de zwei net zam.

Der Herr Kurz trifft die Frau Lang,
er lernt sie schätzen näher, kennen,
macht se was aus und ladt sie ein,
sagt Kurz, mein Name,
bin ich angebunden nie.

Na dann, meint die Frau Lang,
ich komm ja von der anderen Seitn,
langsam gehen mirs an, nur net z'schnell
nur net mit Gwalt.

Das war dem Kurz zu lang,
sagt er, so geht das nicht,
so kommen nie wir nicht zsam.

So nicht.

Acht Joahr später, dem Kurz,
langweilig wie ihm ist, überlegt er,
fallt ihm ein, da war doch mal
sein Gegenteil, allein, was gäb er drum,
wenn er sie wiederfinden tät, de Lang.

Und auch der selbst zur gleichen Zeit,
so wies da Teufel will,
fällt ein der Kurz, ja lang ists her,
sechzehn Joahr bestimmt,
ob wohl aus ihm geworden is?
Was gäb sie drum, es zu erfahrn.

Allein der Kurz lebt in Würzburg mittlerweil,
während de Lang nach Langenlois gezogn is.
Er hat geheiratet sich eine Marianne,
sie ist verfallen einem Heinz,
das scheints ist Schicksal. Jedem seins.
So treffen sie sich nie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.02.2000

Nur kein Schmalz

Seine Vielseitigkeit und Produktivität haben etwas beinahe Beängstigendes. Er kann alles, und das stellt er mehrmals jährlich mit Dramen und Prosa und Gedichten und - bei österreichischem Bedarf - sogar mit Essays zur Politik unter Beweis. Seit der Zuerkennung des Ingeborg-Bachmann-Preises ist Franzobel aus der literarischen Szene seiner Heimat jedenfalls nicht mehr wegzudenken.

Der Titel des Bandes mit Dialektlyrik spielt direkt auf ein großes Vorbild an. "Met ana oanders schwoarzn Tintn" ist naturgemäß eine Hommage an H. C. Artmanns legendäres Erfolgsdebüt von anno 1958. Dessen Devise, "nua ka schmoez ned . . ." (nur kein Schmalz), scheint auch Franzobels Motto zu sein. Lieber gibt er sich mit Makabrem, mit groteskem Humor und Moritaten ab. Und trotzdem: Hin und wieder glaubt man, einen Zipfel von Gemütlichkeit und harmlosem Scherzando zu erhaschen. Doch dürfte der Dichter noch durch eine andere Schule gegangen sein. Manchmal, so bei "Saufn", schaut er der Jandlschen Poetik und Praxis sehr neugierig über die Schulter. Das soll nicht als Vorwurf gedacht sein. Allein: Diese Art der Dialektpoesie, die sich eben nicht als Hymne an das "Weanaheaz" versteht, interessiert im Grunde nur dann, wenn sie durch neue Wege, durch ihren experimentellen Charakter verblüfft. Das Schreiben nach bekannten Weisen mag mit formaler Intelligenz und exotischem Klang beeindrucken, es bleibt doch in der Manier und in der zuweilen virtuosen Etüde stecken. Da ist man versucht, den munteren Wortmusikanten zu zitieren: "Olles scho dogwesn." Wenn aber die Ökonomie der Mittel stimmt - möglichst viel Effekt bei möglichst geringem Aufwand -, sind wir sofort versöhnt. Franzobels Zeilen über das Anderssein sprechen für sich und für ihn. Und die vom Doppelsinn lebende Pointe braucht den Kunstdialekt nicht mehr: "Komplett oanders is er hoit, / er ist verschieden, nämlich tot." (Franzobel: "Met ana oanders schwoarzn Tintn. Dulli-Dialektgedichte". Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 1999, 100 S., geb., 25,- DM.)

u.we.

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