Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 4,24 €
  • Buch

Kulturpolitik ist hauptsächlich Handwerk. Doch Handwerk kann schmutzig machen und hat wenig Glamour. Die Arbeit der kulturpolitischen Handwerker ist nicht besonders angesehen. Der Kulturbereich hat doch so viele schöne, glitzernde Seiten, so viele Rote Teppiche zu bieten, warum soll man sich die Hände dreckig machen? Aber die vielen kulturpolitischen Baustellen werden nur durch den planmäßigen Einsatz von Handwerkern zu einem Abschluss geführt werden können. Renovierungen und Nachbesserungen gehören dazu. Ein ordentlicher Handwerker kommt nicht ohne Pflichtenheft aus, in dem beschrieben ist,…mehr

Produktbeschreibung
Kulturpolitik ist hauptsächlich Handwerk. Doch Handwerk kann schmutzig machen und hat wenig Glamour. Die Arbeit der kulturpolitischen Handwerker ist nicht besonders angesehen. Der Kulturbereich hat doch so viele schöne, glitzernde Seiten, so viele Rote Teppiche zu bieten, warum soll man sich die Hände dreckig machen? Aber die vielen kulturpolitischen Baustellen werden nur durch den planmäßigen Einsatz von Handwerkern zu einem Abschluss geführt werden können. Renovierungen und Nachbesserungen gehören dazu. Ein ordentlicher Handwerker kommt nicht ohne Pflichtenheft aus, in dem beschrieben ist, wie er seine Projekte für seine Kundinnen und Kunden umsetzen will. Olaf Zimmermann, der langjährige Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, legt sein ganz persönliches kulturpolitisches Pflichtenheft vor, in dem er zeigt, welche Themen unter welchen Rahmenbedingungen die Arbeit auf der Kulturbaustelle heute bestimmen, oder bestimmen sollten. Die Themenbereiche sind: Werte, Kunst, Medien, Handel, Bildung, Religion, Erinnerung, Digitales, Natur und Nachhaltigkeit. Stichworte aus dem Buch: Afrika, Anthropozän, Antisemitismus, Arbeiterkultur, Archive, Behinderung, Bürgerschaftliches Engagement, Christentum, Computerspiele, Denkmäler, Deutsche Welle, Digitalität, E und U , Erinnerungskultur, Exil, Fasching-Fastnacht-Karneval, Filmpolitik, Fotografie, Freie Szene, Geschlechtergerechtigkeit, Gleichheit, Heimat, Industriekultur, Islam, Israelfeindlichkeit, Jüdisches Leben, Klima, Kolonialismus, Krieg, Kulturelle Bildung, Kulturgüter, Kunst, Kunstfreiheit, Künstlersozialkasse, Kunstmarkt, Kunstraub, Medien, Meinungsvielfalt, Menschenwürde, Mission, Modekultur, Museen, Nachhaltigkeitspolitik, Natur und Kultur, Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, Politische Bildung, Rassismus, Religion, Stadtentwicklung, Synodaler Weg, Universität, Unterhaltung, Urheberrecht, Zensur, Zweites Vatikanischen Konzil und mehr.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.05.2023

Kultur kompakt
Die Kreativwirtschaft ohne Corona, mit Krieg

Fast zwei Millionen Menschen sind in Deutschland in der Kulturwirtschaft tätig. In diesem Jahr wird die Branche 180 Milliarden Euro umsetzen und drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. Die Bruttowertschöpfung ist höher als im Maschinenbau. Und noch wichtiger: Die Branche ist vital. Wer hätte einen so rasanten Wiederaufstieg nach der Pandemie erwartet? Nun ist eine gute Gelegenheit, einen Überblick über das gesamte Geschehen zu geben. Das macht Olaf Zimmermann, langjähriger Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, in einem persönlichen "kulturpolitischen Pflichtenheft", in dem er darlegt, welche Themen die Kulturwirtschaft derzeit bestimmen. Wo Kultur und Politik draufsteht, ist viel Wirtschaft drin: "Kultur ist auch ein Wirtschaftsfaktor", schreibt der Autor, dabei sei die populäre Kultur ein wichtiger Motor. "Dazu zählt die Veranstaltungswirtschaft mit ihrer Vielzahl von Berufen im nichtakademischen Bereich, etwa Toningenieurinnen, Sounddesigner, Grafikerinnen und andere Gestalter."

Ehemalige Textilstandorte werden durch neue Unternehmen wiederbelebt, am Anfang der Wertschöpfungskette stehen Modekünstler. Für die Freie Szene fordert Zimmermann, den Übergang von selbständiger Tätigkeit und Versicherung in der Künstlersozialversicherung zur abhängigen Beschäftigung mit sozialversicherungsrechtlicher Absicherung einfacher zu gestalten. Schon 2007 erinnerte der Autor daran, dass die Kunstfreiheit auch für Computerspiele gilt.

Zum gesellschaftlichen Zusammenhalt soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk beitragen, auch wenn Zimmermann den Talkshows kaum etwas abgewinnen kann. Des Autors Traum ist eine günstige Jahreskarte für alle Museen. In der Niederlanden gibt es das schon: Für knapp 65 Euro könne man ein Jahr lang alle 450 Museen des Landes besuchen. Ein Wort ist in dieser Tour d'Horizon glücklicherweise nicht zu lesen: Corona; leider spielt etwas anderes nun oft mit hinein: der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. JOCHEN ZENTHÖFER

Olaf Zimmermann: Mein kulturpolitisches Pflichtenheft, Deutscher Kulturrat, Berlin 2023, 215 Seiten, 20 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr