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Wir alle wissen noch, wo wir am 11. September 2001 waren und wie wir die Nachrichten aus New York aufgenommen haben. Dieses Ereignis hat sich uns vor allem durch seine mediale Aufbereitung so stark eingeprägt. Die mediale Darstellung wird dabei selbst Ereignis - Medienereignis. Der Begriff "Medien" ist hier nicht als Instrument der individuellen Kommunikation zu verstehen, sondern als technisches Mittel der Massenverbreitung. In den Blick rücken daher Druck, Photographie, Film und Fernsehen, Radio und Internet. Friedrich Lenger und Ansgar Nünning stellen in diesem Band elf herausragende…mehr

Produktbeschreibung
Wir alle wissen noch, wo wir am 11. September 2001 waren und wie wir die Nachrichten aus New York aufgenommen haben. Dieses Ereignis hat sich uns vor allem durch seine mediale Aufbereitung so stark eingeprägt. Die mediale Darstellung wird dabei selbst Ereignis - Medienereignis. Der Begriff "Medien" ist hier nicht als Instrument der individuellen Kommunikation zu verstehen, sondern als technisches Mittel der Massenverbreitung. In den Blick rücken daher Druck, Photographie, Film und Fernsehen, Radio und Internet. Friedrich Lenger und Ansgar Nünning stellen in diesem Band elf herausragende historische Ereignisse zusammen, die in besonderer Weise durch ihre Darstellung in den Medien geprägt wurden. Das Spektrum reicht von Queen Victorias Thronjubiläen über den Untergang der Titanic, die Mondlandung und die Ermordung John F. Kennedys bis zum Irakkrieg und "9/11" in New York. Der Band stellt damit nicht nur eine historische Anthologie dar, sondern zugleich eine über die Medien selbst und zeigt so deren Funktion und Wirkung.
Autorenporträt
Friedrich Lenger, geb. 1957, ist Professor für Neuere Geschichte an der Universität Gießen. Er ist Sprecher des Graduiertenkollegs "Transnationale Medienereignisse" Ansgar Nünning, geb. 1959, ist Professor für Anglistische Literaturwissenschaft an der Universität Gießen. Er ist Geschäftsführender Direktor des Gießener Graduiertenzentrums Kulturwissenschaften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2008

EIN AUFSATZ
Winke, winke
Königin Viktoria hat die Medien-Monarchie erfunden
Die Queen steht auf dem Balkon und winkt. Winkt sie dem versammelten Volk vor dem Palast? Winkt sie für die Fotografen, die mit ihren Kameras hinter dem Volk Stellung bezogen haben? Sind die Fotografen gekommen wegen der Queen? Oder machen sie Fotos vom Volk, das ihr huldigt? Ist das Volk wegen der Queen zum Palast gepilgert? Oder um an einem Ereignis teilzunehmen, das seine Bedeutung durch die Bilder der Fotografen erhalten wird? Man könnte dieses Spiel immer weiter treiben, ehe man zum Schluss kommt, dass „Bedeutung” nur generiert, „Ereignisse” nivelliert und „Medien” medialisiert werden. Diese Erkenntnis – bekannt spätestens dank Marshall McLuhan – hat zwar bis heute keinen kritischen Umgang mit den Medien hervorgebracht. Aber faszinierend bleibt der Blick hinter die Bilder auch dann, wenn er keine praktischen Auswirkungen hat. Das zeigen boomende Forschungszweige wie Bildwissenschaft und Medientheorie, die selbst Teil des medialen Betriebssystems geworden sind.
Ansgar Nünning und Jan Rupp stellen in ihrem Aufsatz über „Königin Viktorias Thronjubiläen 1887 und 1897” die Queen noch einmal auf den Balkon und beobachten, wie die Blicke gelenkt wurden (in: Medienereignisse der Moderne, hrsg. von Friedrich Lenger und A. Nünning, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, 216 S., 39,90 Euro). Ihre These ist einfach und überzeugend: Auch wenn die technischen Mittel vor mehr als hundert Jahren andere waren als heute, erfolgte die Manipulation der Zuschauer bereits damals über die mediale Orchestrierung.
Und die war schier überwältigend. Seit dem Tod ihres Mannes 1861 hatte sich Viktoria aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nach mehr als zwanzig stillen Jahren, in denen repräsentative Auftritte rar waren, nahm sie das 50. Thronjubiläum zum Anlass glorioser Selbstinszenierung. Die Feier, vor allem aber die anschließende Berichterstattung, dienten dabei als Folie für patriotische Interpretationen, die sich immer weiter aufschaukelten. „Patriot Architect” und „Empire builder” nannte der Poet Laureate Alfred Tennyson Victoria schon 1887, eine symbolische Bedeutung, die immer wichtiger wurde, je mehr die Briten um die Frage stritten, ob ihr Reich überhaupt ein „Imperium” sei.
2003 erschien John Plunketts Buch „Queen Victoria, the first Media Monarch”. Diesen Gedanken greifen Nünning und Rupp auf, indem sie erneut verdeutlichen, wie bewusst sich die Queen als „Emperess” inszenierte, indem sie – medialisiert – in die politischen Diskussionen ihrer Zeit eingriff. Bei den 60. Thronfeiern 1897 blähte sie, daheim und in den Kolonien, ihre Aura derart stark auf, dass die Bilder der Macht die realen politischen Verhältnisse überboten. Das setzte genaue Planung voraus, ein geschicktes Spiel mit höfischem Zeremoniell und Traditionen. Die einmal gerufenen Geister sind die Medienmonarchen nie mehr los geworden: An der Diskrepanz zwischen Bild und Bedeutung, die mit Viktoria greifbar wird, leiden die Royals dieser Welt bis heute. CHRISTIAN WELZBACHER
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