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Mit dem Buch liegt eine Aufsatzsammlung vor, die sich aus eigenen Indienerfahrungen speist, - Besuchen, Hospitationen und Korrespondenzen. Es ist ein Zeitdokument der Beobachtung und Reflexion, besonders unter der Perspektive von Behinderung: ein Zeitdokument anbetracht des rasenden Eindrucks, den das öffentliche (und althergebracht koloniale) Bild vom Elefanten Indien abgibt. Ein Elefant aber, so bemerkte ich es in südindischen Tempeln, im Bandipur-Reservat oder in den Talavadi-Bergen, kann still, geruhsam und behäbig wirken, vielleicht sogar duldend und gequält, - er kann in seiner Wut und…mehr

Produktbeschreibung
Mit dem Buch liegt eine Aufsatzsammlung vor, die sich aus eigenen Indienerfahrungen speist, - Besuchen, Hospitationen und Korrespondenzen. Es ist ein Zeitdokument der Beobachtung und Reflexion, besonders unter der Perspektive von Behinderung: ein Zeitdokument anbetracht des rasenden Eindrucks, den das öffentliche (und althergebracht koloniale) Bild vom Elefanten Indien abgibt. Ein Elefant aber, so bemerkte ich es in südindischen Tempeln, im Bandipur-Reservat oder in den Talavadi-Bergen, kann still, geruhsam und behäbig wirken, vielleicht sogar duldend und gequält, - er kann in seiner Wut und Kraft dennoch rasen, wirklich und vollmächtig: selbst der heilige Hindulehrer Shankara des frühen Mittelalters (ca. 850 n.C.), der seinen Schülern die Welt aus Realien als unwirklich und Täuschung, als zaubrische maya lehrte, rettete seine Haut und seine Knochen eilig und leibhaftig, als ein tobender Elefant seinen Schulort erreichte. Sehr wirklich und bedrohlich ist die Wut; oder die Freiheit, oder die Liebe … Maya bezeichnet den unsubstantiellen, erscheinungshaften Charakter sowohl der wahrnehmbaren, greifbaren Welt wie der Seele – nämlich die bewußten, ja auch unbewußte Schichten und Triebkräfte der Person. Denn maya ist gewiß nicht bloß das verzerrte Schattentheater aus Platons Höhlengleichnis oder der konfuse Nebelschleier Shankaras, auch wenn es das Weltenspiel sein mag, heiter und elend und desparat, eine „unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ (Milan Kundera). Vermag der Mensch zwar Komponist seiner Existenz zu werden, bleibt er dennoch Geschöpf seiner und insbesondere anderer Schöpfung – aber versteht er es ? „Maya bedeutet im ursprünglichen Sinn ein verstehendes und in sich festhaltendes Bewußtsein, das befähigt ist, zu umfassen, abzumessen und abzugrenzen, das deshalb formbildend ist; es umreißt, mißt aus, gestaltet Formen im Formlosen, psychologisiert und scheint das Unwißbare wißbar zu machen; es bildet geometrische Figuren und scheint das Unbegrenzte meßbar zu machen“, so eine zusammengefaßte Aussage des Sri Aurobindo (1989, 25) hierzu, sie sei das „phänomenale Bewußtsein“ (ebd, 25), und trifft damit unseren heute gültigen Zeitgeist erstaunlich gut. Maya ist die Kraft, die die Welt in ihrer Vorfindlichkeit `kapieren´ will. Diese Aussage könnte sinngemäß auch eine von Karl Jaspers (1990) gewesen sein, des lebenslang von Krankheit und Politik bedrohten Existenzphilosophen. Die Wirklichkeit zu fassen, die Existenz zu verstehen und zu meistern, zeigt sich umso mehr geboten bei der Frage um Behinderung und ihrer Abhilfe. Sie ist eine lebensgeschichtliche Frage, und jede, jeder mag für sich selber antworten, was sie ihr, ihm anginge.