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Als "Eiserne Lady" war die britische Premierministerin Margaret Thatcher(1925 - 2013) weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt. Die erste Frau im höchsten Regierungsamt eines europäischen Staates erregte schon bei ihrer Wahl internationale Aufmerksamkeit; in der Folgezeit sicherte ihr der konfrontative Stil ihrer Politik Verehrung und Abscheu weit über das Ende der Amtszeit hinaus. Thatcher präsentierte sich als Kämpferin gegen den ökonomischen und moralischen Niedergang ihres Landes, den sie auf die Auswirkungen einer expansiven sozialstaatlichen Fürsorge und den politischen Einfluss…mehr

Produktbeschreibung
Als "Eiserne Lady" war die britische Premierministerin Margaret Thatcher(1925 - 2013) weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt. Die erste Frau im höchsten Regierungsamt eines europäischen Staates erregte schon bei ihrer Wahl internationale Aufmerksamkeit; in der Folgezeit sicherte ihr der konfrontative Stil ihrer Politik Verehrung und Abscheu weit über das Ende der Amtszeit hinaus. Thatcher präsentierte sich als Kämpferin gegen den ökonomischen und moralischen Niedergang ihres Landes, den sie auf die Auswirkungen einer expansiven sozialstaatlichen Fürsorge und den politischen Einfluss der Gewerkschaften zurückführte. Dagegen stellte sie ein nationales Regenerationsprogramm, das durch Privatisierungen und monetaristische Geldmengensteuerung die ökonomischen Wachstumskräfte und persönlichen Initiativgeist anregen sollte. Auf der Bühne der internationalen Politik erwarb sie sich den Ruf einer überzeugten "Kalten Kriegerin", deren Hauptziel darin bestand, den sowjetischen Kommunismus zurückzudrängen. Der vorliegende biographische Essay beschreibt Thatchers Sicht auf die Politik als Dramatisierung politischer Differenzen zu unvereinbaren Gegensätzen von Gut und Böse.
Autorenporträt
Detlef Junker, geb. 1939, ist Curt-Engelhorn-Professor für Amerikanische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Er war von 1994 bis 1999 Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington und ist Autor zahlreicher Publikationen zu den transatlantischen Beziehungen im 20. Jahrhundert sowie zur amerikanischen Außenpolitik.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2015

Die Eiserne Margaret
Thatchers Regierungszeit

Margaret Thatcher wird bis heute meist schwarz oder weiß gesehen. Grautöne sind in dem Bild, das sich die Nachwelt von der 2013 gestorbenen Ex-Premierministerin Großbritanniens macht, eher selten. Die einen bewundern sie als Ikone politischer Überzeugungsstärke, die bewiesen habe, wozu eine entschlossene und hart zupackende Reformerin in einer erschöpften Demokratie im späten 20. Jahrhundert fähig ist. Die anderen verachten sie als skrupellose Egomanin, die ihr Land mit einer wirtschaftspolitischen Rosskur tief gespalten und gesellschaftlich zerrüttet habe. Entsprechend heftige Reaktionen löst bis heute der zeitgenössische Kampfbegriff des Thatcherismus aus.

Je genauer man hinschaut, desto schwerer fällt es allerdings, exakt zu definieren, was darunter zu verstehen ist. Ein Vierteljahrhundert nach dem Rücktritt der Eisernen Lady hat die Zeitgeschichtsforschung viele scheinbare Gewissheiten relativiert. Sie betont die opportunistisch-situativen Facetten von Thatchers Regierungshandeln ebenso wie die Widersprüche und unbeabsichtigten Nebenfolgen ihrer Politik. Die Premierministerin, die angetreten war, Großbritannien als ehemalige Werkbank der Welt industriell wieder auf Vordermann zu bringen, zeichnete für eine brachiale Entindustrialisierung verantwortlich und machte die britische Volkswirtschaft stärker denn je vom Finanzsektor abhängig. Wo sie Erfolge feiern konnte, erscheint Thatcher im Rückblick als Profiteurin des rasanten gesellschaftlichen und ökonomischen Wandels, weniger als dessen Urheberin. Die Frage, worin das Spezifikum von Thatchers Politik zu sehen ist, beantwortet der Darmstädter Historiker Detlev Mares in seiner kompetenten, konzisen Kurzbiographie mit dem Hinweis auf die "Dramatisierung des Politischen". In der theatralischen Inszenierung einer Einheit von Programm und Persönlichkeit sieht er den maßgebenden Faktor von Thatchers Politik. Die Selbstverpflichtung, Großbritannien aus den verderblichen Klauen von Konsensverliebtheit und Kompromisslertum zu retten, habe ihr Handeln durchzogen: "als ein missionarisches Drängen, das ihrer Tätigkeit den Anschein von Energiegeladenheit, aber auch Unduldsamkeit gab".

Nach dem Ende des Kalten Krieges schien ein derartiger Politikstil hoffnungslos überholt. Gefragt waren keine Polarisierer, sondern Versöhner, weniger ideologische Zuspitzung als pragmatische Mehrdeutigkeit, nicht die Mobilisierung der eigenen Anhängerschaft, sondern die asymmetrische Demobilisierung der anderen Seite. Mares erwähnt am Ende seiner Studie Anzeichen einer Trendwende. Die Aporien der europäischen Integration, die Krise des Euro, die Rückkehr geopolitischer Machtspiele in Europa - all das bringe "wieder eine Dramatik in die Politik, die an das Freund-Feind-Denken der Eisernen Lady" erinnere.

DOMINIK GEPPERT

Detlev Mares: Margaret Thatcher. Die Dramatisierung des Politischen. Reihe Persönlichkeit und Geschichte, Band 171. Muster-Schmidt Verlag, Sudheim 2014. 118 S., 14,- [Euro].

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