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Der geheimnisvolle, bislang nur maskiert auftretende Subcomandante der Indios von Chiapas im Gespräch mit dem Autor von Pepe Carvalho.
Vazquez Montalban beschreibt eine Reise zu den Nachfahren der Mayas nach Chiapas, das Warten auf den Subcomandante, der sich auch "Herr der Spiegel" nennt, schließlich das mehrere Tage und Nächte andauernde Gespräch. Dabei geht es um die Entwicklung der zapatistischen Bewegung seit 1994, um die Rolle von Marcos als Vermittler einer neuen Sprache, die Bedeutung der Maske als Symbol, um Globalisierung und Neoliberalismus.Der Romancier Manuel Vazquez Montalban…mehr

Produktbeschreibung
Der geheimnisvolle, bislang nur maskiert auftretende Subcomandante der Indios von Chiapas im Gespräch mit dem Autor von Pepe Carvalho.

Vazquez Montalban beschreibt eine Reise zu den Nachfahren der Mayas nach Chiapas, das Warten auf den Subcomandante, der sich auch "Herr der Spiegel" nennt, schließlich das mehrere Tage und Nächte andauernde Gespräch.
Dabei geht es um die Entwicklung der zapatistischen Bewegung seit 1994, um die Rolle von Marcos als Vermittler einer neuen Sprache, die Bedeutung der Maske als Symbol, um Globalisierung und Neoliberalismus.Der Romancier Manuel Vazquez Montalban wird mit diesem Buch in Deutschland erstmals auch als brillanter Essayist und scharfer Gesellschaftskritiker vorgestellt.
Autorenporträt
Manuel Vazquez Montalban wurde 1939 in Barcelona geboren. Nach dem Studium der Literatur, Philosophie und Publizistik arbeitete er zunächst als Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. Vazquez Montalban war Lyriker, Romanautor, Essayist, Kolumnist, Gourmet und Erfinder des Privatdetektivs Carvalho in so berühmten Kriminalromanen wie Die Vögel in Bangkok. Für sein Werk wurde "der wichtigste Chronist des zeitgenössischen Spaniens" (Der Spiegel) mit zahlreichen internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Manuel Vazquez Montalban starb 2003 in Bangkok.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2001

Ferne

"Marcos. Herr der Spiegel" von Manuel Vázquez Montalban. Wagenbach Verlag, Berlin 2000. 221 Seiten. Gebunden, 34 Mark. ISBN 3-8031-3606-7.

Ein Reisebericht ist es eigentlich nicht, den der spanische Schriftsteller Manuel Vázquez Montalban über seine Reise nach Chiapas zu Subcomandante Marcos geschrieben hat. Eher ein Essay über den Zustand Mexikos und der Welt. Kernstück ist ein Interview mit dem Rebellenführer, der im Dienste der Indios seit fünf Jahren eine Revolution anführt, die gar keine ist und daher auch nicht niedergeschlagen werden kann. Denn die Zapatisten, wie sie sich nennen, wollen nicht an die Macht, sondern nur die Mächtigen zur Anerkennung der différence der Indianer zwingen. Als Mittel wählt der Subcomandante denn auch weniger den bewaffneten Kampf als das gesprochene Wort. Diese poetische und ironische Form des Widerstands fasziniert Montalban, und er greift sie in seiner eigenen Analyse auf, insbesondere die zentralen Metaphern des Spiegels und der Maske. Indem Marcos stets eine Maske trägt - obwohl seine Identität längst enthüllt ist -, hält er dem System den Spiegel der eigenen Maskerade vor. Gleichzeitig betätigt er sich als Spiegel in der Art, wie ihn "Alice" in der Fortsetzung ihrer Abenteuer im Wunderland findet: ein Spiegel, durch den man eintreten kann, um eine andere Sicht auf Dinge zu erhalten, in diesem Fall die Sicht der Globalisierten in einer Welt der Globalisierer. Und so ist das Buch letztlich doch ein Reisebericht, nämlich der Bericht einer Reise in die Welt der Indianer Lateinamerikas, und von da aus in die vollständig vom Neoliberalismus beherrschte Welt. Vollständig? Nein, eben nicht. Denn es gibt da ein kleines unbesiegbares Dorf im mexikanischen Dschungel. (maha)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2000

Linke Leiden
Manuel Vázquez Montalbán
trifft Subcomandante Marcos
Ungeheuer, was da am Neujahrstag 1994 in Chiapas, dem südlichsten und ärmsten Bundesstaat Mexikos passiert ist: Ein Haufen schlecht ausgerüsteter Guerilleros eroberte eine Kleinstadt im Regenwald, vermummte Indios verbrannten Gerichtsakten und befreiten Gefangene. Es gab ein paar Tote, ja – aber vor allem waren da sehr schnell sehr viele Kameras und sehr viele Reporter. Stunden später hatte die mexikanische Regierung ein Problem und die Linksidealisten in aller Welt einen neuen Popstar: El Subcomandante Marcos.
Lateinamerikanische Militärs haben eigentlich gelernt, wie so eine Hinterhofrebellion binnen Stunden zu lösen ist. Nur die große internationale Aufmerksamkeit, die kleinen Kameras vermasselten jeden strategischen Ansatz. Vor den Mikrofonen räkelte sich ein offensichtlich sehr mestizischer Mexikaner und erklärte allen den Krieg: der mexikanischen Regierung, dem amerikanischen Präsidenten und dem Neoliberalismus. Er erklärte auch, dass er unverheiratet, aber nicht schwul sei, dass sein gutes Englisch auf die Lektüre der Handbücher des Pentagon und des Playboy zurückzuführen sei und dass er gern von den kulinarischen und amourösen Abenteuern des Detektivs Pepe Carvalho lese – solche Töne wecken müde Reporter nach Wochen der Revolutionsberichterstattung im schwülen Regenwald wieder auf und so was schmeichelt auch Manuel Vázquez Montalbán, dem spanischen Schriftsteller, der Carvalho erdachte.
Marcos und seine Diskursguerilla wussten von Anfang an, dass sie mit Munition nicht viel erreichen würden, und gingen schnell dazu über, ihre Bomben ins Internet zu stellen. Der Subcomandante wusste, was die Medien wollten, und er gab es ihnen – Witzchen, Sex und Symbole. Je länger sich aber der Konflikt hinzog, je länger die Regierungsvertreter mauerten, desto konkreter wurden auch die Vorstellungen des Subcomandante, wer ihn interviewen sollte, wer seine Botschaften in seinem Sinne weiterverbreiten sollte. 1997 schrieb Marcos an Vázquez Montalbán, zwei Jahre später reiste der Autor schließlich an, mit Chorizos und einem Tonband im Koffer.
Sein Buch Marcos, Herr der Spiegel liest sich im ersten Drittel wie eine intelligent kommentierte Bibliografie der wichtigsten Bücher zum Thema Chiapas und der Lieblingswerke der lateinamerikanischen Linken. Vázquez Montalbán führt hin zum langen Gespräch mit Marcos, und er nimmt es gleichsam vorweg. Wer noch nie etwas zu Chiapas und zum Ejército Zapatista de Liberación Nacional gelesen hat, braucht diese Aufwärmübung, um überhaupt zu verstehen, wie groß die Sprengkraft dieses Aufstandes war.
Der nun mit einjähriger Verzögerung auf Deutsch erschienene Diskurs der beiden – das zentrale Kapitel des Buches – ist hochinteressant, vielleicht weil Marcos auf dem deutschen Buchmarkt so lang schon nichts mehr gesagt hat, sicherlich aber weil ihm endlich ein präziser, aber dennoch leidenschaftlicher Interviewer gegenüber saß. Die Mitte der neunziger Jahre überhitzt geführte Debatte der Nebensächlichkeiten hat sich abgekühlt, Chiapas ist aus den Nachrichten verschwunden, hier tobt ein Krieg niederer Intensität, einer der keine Toten fordert, sondern den Menschen die Luft zum Atmen, den Atem zum Sprechen nehmen will. Außerdem hat Marcos die Lust daran verloren, sein Liebesleben auszustellen; die Linke und etliche mexikanische Intellektuelle haben sich mit ihm verkracht, weil ihnen seine Poetik der Revolution zu unsachlich erscheint, sie seine Ausflüge in die Literatur belächeln.
Die Zeiten haben sich geändert, und auch die Sprache des Subcomandante – sie wird zunehmend metaphernschwanger, weshalb es schwieriger wird, ihm zuzuhören. Der Autor macht sich nur teilweise die Mühe, ihn vollständig zu dechiffrieren. Marcos ist weniger Guerillero denn PR-Stratege und Wanderer zwischen zwei Welten, der indianischen und der lateinamerikanischen. Als Übersetzer erklärt er seinen Mitstreitern, was sie sich unter einem Kühlschrank und dem Wort „Globalisierung” vorstellen müssen, und der Gegenseite, wieso die Gesellschaft nicht länger das historische Gedächtnis ausblenden darf. Der neu gewählte mexikanische Präsident Vicente Fox hat im Wahlkampf angekündigt, er werde das Chiapas-Problem in 15 Minuten lösen. Die Regierung wurde nach über 70 Jahren abgewählt, der rechte Gegenkandidat gewählt. 15 Minuten – wie wenig Ahnung doch Fox vom Zeit- und Diskursverständnis der indígenas in den Bergen des mexikanischen Südostens hat.
BARBARA LIEPERT
MANUEL VAZQUEZ MONTALBAN: Marcos. Herr der Spiegel. Deutsch von Gerda Schattenberg-Rincón. Wagenbach Verlag, Berlin 2000. 208 Seiten, 32 Mark.
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