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Marcelo Brodsky war 22 Jahre alt, als eine Handvoll Offiziere unter General Vileda putschte und Argentinien bis 1984 unter eine grausame Militärdiktatur zwang. Das Ergebnis der Schreckensherrschaft: 2300 offiziell getötete Regimegegner und mindestens 30 000 Vermisste. Der Künstler und Menschenrechtsaktivist Brodsky rettete sich nach Barcelona ins Exil.
Nach seiner Rückkehr schuf er Buena memoria, eine komplexe und tief bewegende Studie über das von Terror verursachte individuelle Leid, die im vorliegenden Band dokumentiert wird. Grundlage dieser Arbeit ist eine Fotografie, die die
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Produktbeschreibung
Marcelo Brodsky war 22 Jahre alt, als eine Handvoll Offiziere unter General Vileda putschte und Argentinien bis 1984 unter eine grausame Militärdiktatur zwang. Das Ergebnis der Schreckensherrschaft: 2300 offiziell getötete Regimegegner und mindestens 30 000 Vermisste. Der Künstler und Menschenrechtsaktivist Brodsky rettete sich nach Barcelona ins Exil.

Nach seiner Rückkehr schuf er Buena memoria, eine komplexe und tief bewegende Studie über das von Terror verursachte individuelle Leid, die im vorliegenden Band dokumentiert wird. Grundlage dieser Arbeit ist eine Fotografie, die die Abschlussklasse des Colegio Nacional in Buenos Aires, Jahrgang 1967, zeigt. Sie dient als Ausgangspunkt einer vielschichtigen biografischen Recherche, in der Fotografien aus Familienalben, Videoaufnahmen, persönliche und literarische Aufzeichnungen und neuere Dokumente der Auseinandersetzung mit der Diktatur nebeneinander stehen. In dieser Rekonstruktion der Lebensläufe seiner Freunde und seines bis heute vermissten Bruders Fernando Ruben gelingt Marcelo Brodsky ein eindrucksvolles Mahnmal.
Autorenporträt
Martín Caparrós wurde 1957 in Buenos Aires geboren. Er ging 1976 ins Exil, studierte in Paris an der Sorbonne Geschichte, lebte in Madrid und New York, leitete Literaturzeitungen, übersetzte Voltaire, Shakespeare und Quevedo, erhielt 1992 den Premio Rey de España, 1994 ein Guggenheim-Stipendium und 2004 den Premio Planeta Latinoamérica für seinen Roman Valfierno, war in der Jury des Premio Cervantes und schrieb mehrere Bücher. Heute lebt er als Schriftsteller und Journalist in Buenos Aires. Er zählt zu den führenden Intellektuellen seines Landes.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.06.2003

Verschwundene Gesichter
Marcelo zeigte ihm ein Bild von seinem Bruder Fernando als dieser zwölf Jahre alt war. Es war ein seltsames Foto: Fernando sitzt auf einem Bett und schaut in die Kamera, den Kopf leicht nach links geneigt, doch sein Gesicht ist nicht zu erkennen. Durch einen plötzlichen Lichteinfall verschwimmen seine Gesichtszüge. Form- und konturlos sind sie wie ausgelöscht und scheinen allegorisch vorwegzunehmen, was Jahre später tatsächlich eintreten sollte: Fernandos Auslöschung. Der Bruder war einer von jenen 30.000 Opfern, die während der Diktatur in Argentinien spurlos verschwanden – ein „Desaparecido”.
Das neue Argentinien sei das Ergebnis von vielen Verschwundenen und Toten, heißt es in Marcelo Brodskys Bildband „Buena memoria” (Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2003, 14,80 Euro), und es tat deshalb alles, um nicht über das Leben dieser Verschwundenen zu sprechen. Ausgehend von einer Fotografie seiner eigenen Abschlussklasse – Brodsky war zweiundzwanzig, als Offiziere unter General Vileda putschten – hat der Fotograf exemplarische Lebensläufe von Verschwundenen rekonstruiert. Er gab dabei auch Fernando sein Gesicht wieder: ein Gesicht im leeren Kino.
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SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005

Der kalte Widerschein der Wirklichkeit

Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.

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"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Es braucht Leute wie Marcelo Brodsky, die rechtzeitig dagegen ankämpfen, die Opfer von Diktaturen jenem zweiten Tod zu entreissen, der "Vergessen" heisst." Basler Magazin