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Fermors legendäres Griechenlandbuch in neuer Übersetzung: eine Leseverführung der schönsten Art.Mit keinem anderen Land ist der große Reisende und Schriftsteller Patrick Leigh Fermor so verbunden wie mit Griechenland. Insbesondere mit der steinigen Halbinsel Mani auf der südlichen Peloponnes, wo er jahrzehntelang, bis zu seinem Tod im Jahr 2011, lebte. Seine kenntnisreiche und wunderbar unmittelbare Schilderung dieser rauen und durch das Taygetos-Gebirge isolierten Region erschien erstmals 1958. Auf seinen Wanderungen entdeckt der Autor ein archaisches Griechenland, eine unberührte Landschaft,…mehr

Produktbeschreibung
Fermors legendäres Griechenlandbuch in neuer Übersetzung: eine Leseverführung der schönsten Art.Mit keinem anderen Land ist der große Reisende und Schriftsteller Patrick Leigh Fermor so verbunden wie mit Griechenland. Insbesondere mit der steinigen Halbinsel Mani auf der südlichen Peloponnes, wo er jahrzehntelang, bis zu seinem Tod im Jahr 2011, lebte. Seine kenntnisreiche und wunderbar unmittelbare Schilderung dieser rauen und durch das Taygetos-Gebirge isolierten Region erschien erstmals 1958. Auf seinen Wanderungen entdeckt der Autor ein archaisches Griechenland, eine unberührte Landschaft, in der man noch überall den Mythos, das Altertum und die Spuren abendländischer Geschichte finden kann.
Autorenporträt
Patrick Leigh Fermor, 1915 geboren, unternahm 1933 als achtzehnjähriger eine legendäre Reise zu Fuß von Rotterdam nach Constantinopel. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Verbindungsoffizier in Griechenland und auf Kreta gegen die deutsche Besatzung. Er reiste in die Karibik, wo sein erster und einziger Roman entstand. In der englischsprachigen Welt als Reiseschriftsteller hochgeachtet, lebte er in Griechenland, in einem Haus, das er selbst entworfen und gebaut hat. Patrick Leigh Fermor starb am 10. Juni 2011.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.07.2011

Durch das unentdeckte Griechenland
Das Buch des jüngst verstorbenen Reiseschriftstellers Patrick Leigh Fermor über die Mani in neuer Übersetzung

Wie unwirtlich das Ziel der Wanderung sein würde, verriet schon der Blick in den Atlas: "Auf der Karte sieht der Südteil der Peloponnes wie ein unförmiger Zahn aus, der eben erst aus dem Gaumen gerissen wurde, und drei Halbinseln zeigen südwärts wie zerklüftete, karieszerfressene Wurzeln." Die berühmten Schauplätze der Antike, die legendären Erinnerungsorte der Menschheit erwarte man hier vergebens, warnt Patrick Leigh Fermor im Vorwort seines 1958 erstmals veröffentlichten, nun neu übertragenen Buches über die Halbinsel Mani.

Sein Bericht sei das Gegenteil eines Reiseführers, sein Streifzug ein Abenteuer in den entlegensten, kaum von Touristen heimgesuchten Landstrichen Griechenlands - "denn dort findet man, wonach ich suche". Jene Berg- und Inselbewohner nämlich, die noch im Einklang sind mit ihrem Lebensraum und ihrer Geschichte. In den zivilisierteren Gegenden wäre ein solches Unternehmen bereits sinnlos: "In den Städten und im zugänglicheren Flachland werden Bereiche des Lebens, die jahrhundertelang unberührt blieben, jetzt in Windeseile zerstört - ja, vieles ist verschwunden, seit ich zum ersten Mal nach Griechenland gekommen bin. Antike und berühmte Stätten werden sorgfältig bewahrt, doch zwischen Coca-Cola-Flasche und Eisernem Vorhang wird vieles, was alt und ehrwürdig ist, werden viele lebendige Zeugen der Geschichte dieses Landes in den Staub getreten."

Die Schatten der Vergangenheit können sich allerdings, wie Phönix aus der Asche, wieder aus dem Staub erheben, lebendig werden für den, der ihnen abseits ausgetretener Pfade nachspürt. Ähnlich wie Claude Lévi-Strauss sucht Fermor nach dem, was von der westlichen Kontamination noch eben verschont blieb, und er findet davon reichlich: die exzessiven Trauer- und Begräbnisriten der Frauen, das Miteinander christlicher und heidnischer Bräuche, die Heiligung der Gastfreundschaft wie der Blutrache und die Allgegenwart des Sterbens. Wie sehr sich der vor kurzem mit 96 Jahren verstorbene Autor (F.A.Z. vom 14. Juni) der schriftstellerischen Aufgabe des Bewahrens, der Rettung durch Vergegenwärtigung verpflichtet fühlte, wussten schon die Leser seiner sagenhaften Wanderung nach Konstantinopel, deren erste beide Bände wie das hier besprochene Buch zu der im Züricher Dörlemann Verlag erscheinenden Werkausgabe gehören. Am dritten, abschließenden Band schrieb Fermor bis zuletzt. 1933 war er, achtzehn Jahre alt, von London aus zum Bosporus aufgebrochen, hatte Holland und Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien durchquert und war überall auf letzte Reste einer untergegangenen Epoche gestoßen. Die verarmten Adligen der zerbrochenen k.u.k Monarchie erzählten ihm ebenso wie die plötzlich auf rumänischem Boden sitzenden ungarischen Gutsbesitzer vom Glanz einer Welt, die im Ersten Weltkriegs versunken war. Für den heutigen Leser, der um die ungleich größeren Verheerungen des folgenden Völkerschlachtens weiß, ist auch diese Zwischenkriegszeit längst nostalgisch verklärt, eine Welt von gestern.

Dass der Erkunder der Mani schon halb Europa durchwandert und in Kreta als britischer Offizier gegen die deutschen Invasoren gekämpft hat, merkt man dem Buch nur selten an. Es ist ein Zeugnis jugendlicher Welteroberung, das sich um streng chronologische Reiseschilderungen ebenso wenig schert wie um Fragen erzählerischer Ökonomie. Das angelesene Wissen, die gehörten Anekdoten, die eigenen Erlebnisse werden in enzyklopädischer Fülle ausgebreitet, ohne Rücksicht auf die Aufnahmefähigkeit des Lesers, sein vielleicht nicht ganz so ausgeprägtes Interesse an genealogischen Verästelungen, den manchmal erst nach Seiten endenden Aufzählungen von Herrschergeschlechtern und Schlachterfolgen - "wurde aber auch Zeit, höre ich den Leser murmeln".

Dass die Faszination für den mäandernden Gang des Berichts nie nachlässt, liegt an der literarischen Meisterschaft, dem erzählerischen Charme dieser "Reise ins unentdeckte Griechenland" (so der Untertitel einer früheren Ausgabe), den die Neuübersetzung von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié wunderbar bewahrt. Fermor begegnet der Ödnis dieser Beinhaus- und Totenschädellandschaft und der Verschlossenheit ihrer Bewohner mit ungebrochener Empathie. Warnungen vor Räubern, Mördern, Diebsgesindel gelten ihm wenig. So werden selbst Darstellungen gefahrvoller Situationen zu zauberhaft atmosphärischen Schilderungen, die alle Qualen und Mühen gleichsam in sich aufheben: "Die Sonne stand hoch am Himmel, kein einziger Schatten, die Felsen warfen das Licht mit einem metallischen Gleißen zurück; die ganze Landschaft flirrte, sie wogte und waberte in der gnadenlosen Mittagsglut. Das einzige Zeichen, dass es doch Hoffnung auf Rettung gab, lag südostwärts in weiter Ferne. Dort schimmerte durch eine tiefe Kerbe im Ring der Gebirge bleich und dunstig das Ionische Meer ... Alles bis auf diesen fernen Schimmer war ein Abgrund der Verzweiflung."

Ein Abgrund der Verzweiflung war die Mani immer wieder auch für jene, die sie beherrschen wollten. Nicht nur die türkischen Eroberer wurden vertrieben, auch die griechische Regierung musste bald erkennen, dass keine Region weniger zu einem modernen europäischen Staat passen wollte. Schulen waren hier lange Zeit unbekannt, die Alphabetisierung entsprechend gering, in kultureller Hinsicht schien der rückständige, bildungsferne Landstrich gänzlich unfruchtbar. Die Flüche der Mani aber, und das sollte zu denken geben, gelten noch immer "als die schlimmsten und wirksamsten in ganz Griechenland".

MATTHIAS WEICHELT

Patrick Leigh Fermor: "Mani". Reisen auf der südlichen Peloponnes.

Aus dem Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Dörlemann Verlag, Zürich 2010. 475 S., geb. 24,90 [Euro].

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