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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.04.2003

Thriller aus Mainhattan

VON CLAUDIA SCHÜLKE

FRANKFURT. Er macht seinem Namenspatron alle Ehre: Andreas Schäfer fischt Menschen, indem er Leser ködert. Wie just in der evangelischen Pfarrgemeinde St. Andreas in Eschersheim, wo der 35 Jahre alte Hauptkommissar der Frankfurter Polizeidirektion Mitte seinen zweiten Frankfurt-Krimi vorstellte. Unter dem Titel "Mainhattan Blues" ist das Buch vor kurzem im Societäts-Verlag erschienen und verschlug den Zuhörern, die zuhauf in die gut bestückte Gemeindebücherei gekommen waren, glatt den Atem. Zu gern hätten sie auch noch erfahren, wer denn der psychopathische Serienmörder ist. Immerhin erfuhren sie, wie ein Insider mit AFIS Fingerabdrücke elektronisch auswertet und kategorisiert oder mit dem amerikanischen Computersystem ViCLAS Täterprofile analysiert. Und daß ein "Copycatkiller" kein Vertreter einer neuen Katzenrasse ist, sondern jemand, der die bizarren Macken früherer Mörder nachahmt. Solch einem Imitator ist Hauptkommissar Thomas Bach auf der Spur.

Eigentlich ist dieser Krimi eher ein Thriller, denn man ahnt schon sehr früh, wer hinter den Morden im Frankfurter Edel-Rotlicht-Milieu steckt. Zu durchsichtig ist das Gewebe, das hier der Profi aus Lokalkolorit und Berufserfahrung gesponnen hat. Schäfer läßt es sich auch nicht nehmen, die Perspektiven zwischen dem Täter in der dritten Person und dem Ermittler als erzählendem Ich reichlich unvermittelt und ohne satztechnische Markierung zu wechseln. Dennoch fühlten sich die Hörer ebenso gebannt wie die nächtlichen Weiterleser, die nicht genug kriegen konnten vom schaurigen Mainufer, dem noblen Westend mit seinen schicken Folterstudios und den Polizeibüros mit ihren Computern und Akten. Sogar eine Liebesgeschichte hat der Verfasser seinem Helden gegönnt, aber einen Schlüsselroman hat er sich verkniffen.

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