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Produktdetails
  • Verlag: Dölling & Galitz
  • Seitenzahl: 205
  • Abmessung: 255mm
  • Gewicht: 765g
  • ISBN-13: 9783933374271
  • Artikelnr.: 07911120
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.1999

Die Kunst, Geld auszugeben
Eckart Kleßmann schreibt die Geschichte der Warburg-Bank

Aby M. Warburg, der Kunsthistoriker und Ikonologe, soll eines Tages seinen vier Brüdern, allesamt Bankiers, den selbstbewussten Bescheid erteilt haben, in den großen Brockhaus kämen sie wohl alle, in den kleinen käme nur er allein. Nun ist - nach so vielen Schriften über Aby Warburg und seine Bibliothek - endlich auch den weniger berühmten vieren der "Famous Five" Gerechtigkeit widerfahren. In Eckart Kleßmanns Geschichte des Bankhauses M. M. Warburg & Co. kommt der Kulturhistoriker so gut wie gar nicht, das Bankiersquartett aber um so ausführlicher vor. Im Sinne der nachweltlichen Gerechtigkeitsbilanz mag das in Ordnung sein, im Sinne der historischen Schärfentiefe ist es nicht.

Denn Aby Warburg trat nicht nur gelegentlich als finanzpolitische Kassandra gegenüber seinen Brüdern auf ("Ich höre die Fittiche des Pleitegeiers rauschen!"), er und seine kostspielige Bibliothek repräsentieren auch das mäzenatische und kulturpolitische Engagement dieser großen Familie von Finanziers (die darüber den anderen "klassischen" Weg jüdischer Wohltätigkeit, die Sorge für die Kranken und Schwachen, nicht vergaß). Indem Kleßmann sich auf die Geschichte des Bankhauses im engeren Sinn beschränkt, verspielt er leider die Chance, die komplexe Situation der Familie und der Bank zwischen Wilhelminismus und Weimarer Republik, als "Kaiserjuden" und Wegbereiter einer neuen Politik, zu beschreiben.

Über die älteren Studien zur Geschichte der Bank von Rosenbaum/Sherman und Vagts geht Kleßmann nur insofern hinaus, als er seinen Bericht bis in unsere Tage fortführt. Der Familiensaga von Ron Chernow, die 1994 auch auf Deutsch erschien (F.A.Z. vom 6. Dezember 1994), hat er die Seriosität einer soliden deutschen Wirtschaftsgeschichte voraus. Erfreulich sind die zahlreichen, durchweg gut gedruckten und interessanten Abbildungen; sie führen tatsächlich über den zu eng gesteckten Rahmen des Texts hinaus und geben dem Band Atmosphäre.

Zweifellos ist M. M. Warburg & Co. eines der interessantesten deutschen Bankhäuser. Zeitweise, am Ende des Kaiserreichs und zu Beginn der Republik, als Max M. Warburg in Versailles verhandelte und sowohl Max von Baden wie Rathenau beriet, hat dieses Haus eine nicht geringe Rolle in der deutschen Politik gespielt. Wer seine historischen Interessen bei diesem Institut platzieren möchte, findet in dem Band von Kleßmann einen zuverlässigen, wenngleich etwas biederen Anlageberater.

ULRICH RAULFF

Eckart Kleßmann: "M. M. Warburg & Co." Die Geschichte eines Bankhauses. Verlag Dölling und Galitz, Hamburg 1999. 205 S., Abb., geb., 48,- DM.

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