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Hochschullehrer aller Fachrichtungen sind der Bitte der Herausgeber gefolgt, über ihre Erfahrungen beim Schreiben zu berichten. Darüber, wie die Kunst des Schreibens am besten erlernt werden könne, streiten sich wie üblich die Schreibenden selbst (auch darüber, worin die »Kunst« bestehe, was gutes Schreiben im einzelnen, etwa im Bereich der Wissenschaft, bedeute). Unstrittig ist aber, daß, wenn Schreiben eine Kunst ist, diese Kunst jedenfalls bis zu einem gewissen Grad erlernt werden kann.

Produktbeschreibung
Hochschullehrer aller Fachrichtungen sind der Bitte der Herausgeber gefolgt, über ihre Erfahrungen beim Schreiben zu berichten. Darüber, wie die Kunst des Schreibens am besten erlernt werden könne, streiten sich wie üblich die Schreibenden selbst (auch darüber, worin die »Kunst« bestehe, was gutes Schreiben im einzelnen, etwa im Bereich der Wissenschaft, bedeute). Unstrittig ist aber, daß, wenn Schreiben eine Kunst ist, diese Kunst jedenfalls bis zu einem gewissen Grad erlernt werden kann.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.02.2000

Orgien, Orgien, wir wollen Orgien

Schreiben ist schwer. Fällt Schreiben übers Schreiben dann doppelt schwer? Vierundzwanzig Berliner Professoren und Professorinnen wollen "Tipps und Denkanstöße" geben, damit den Studierenden "das Geschäft des Schreibens mehr zur Lust denn zur Last werde" ("Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens". Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer geben Studierenden Tipps. Herausgegeben von Wolf-Dieter Narr und Joachim Stary. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1999. 284 S., br., 22,80 DM). Wer wollte nicht gern dem Lustprinzip frönen? Damit "es kommt", trinkt Ekkehart Krippendorff am Schreibtisch gern ein Gläschen Grappa. Seine Kollegen möchten "Eleganz, Sinnlichkeit und Esprit" in Diplomarbeiten fördern, indem sie schreibunwilligen Studierenden Champagner reichen. Was haben die akademischen Schreibhelfer wohl getrunken? In der Angst vor dem leeren Blatt prosten sie sich wechselseitig Mut zu. Man könne nur schreiben, wenn man etwas zu sagen habe, lautet ihr erster Tipp. Man solle sich jeden Einfall gleich notieren, ein anderer Ratschlag. Man müsse Exzerpte anlegen und sich eine gute Gliederung überlegen, heißt das dritte Gebot. Der Student soll viel lesen und immer wieder "die Trainingsschuhe sprachlichen Laufs" anziehen, um seine "sprachlich-darstellerische Muskelschwäche" zu überwinden. Andere Schreibratgeber bieten Kurse in der "sprachlichen Tanzschule" an, um zum "Schreib-Flow" zu gelangen. Mehr Metapher braucht die Wissenschaft, rufen sie uns zu, sie wollen "die Messer des Geistes in die Scheide der Sprache" stecken. Sie leiden unter dem hermetischen, hässlichen Fachjargon und suchen nach neuer Anschaulichkeit. Vermeide allzu viele Fremdwörter! Überlege dir gelungene Bilder! Denke nach, bevor du zu schreiben beginnst! Schreibe kurze, klare Sätze, empfehlen die HochschullehrerInnen ihren studierenden "Skribentinnen und Skribenten". Für Triviales erzeugen sie professorale Evidenz. "Die Erfordernisse stehen freilich auf einem anderen Blatt, wie und auf welche Weise der wissenschaftliche Turmbau zu Babel, der die Universität zerstört hat, abgebaut werden könnte." Oder: "Wir leben wohl als Schreibende in einer Ambiguitäts-Situation, in der wir amalgamhaft aus aufklärungsbedürftigen und zugleich selbstvergewisserten Anteilen bestehen müssen: einer Mixtur aus Stabilität und Instabilität." Oder: "All die nächtlichen Schreiborgien, deren Pathetisierung wir dem bürgerlichen Geniekult des letzten Jahrhunderts verdanken, sind vom Ergebnis her wenig effektiv." Wer wollte jetzt noch bestreiten, dass "sich Sprache und ihre jeweilige Komposition alles andere als von selbst verstehen"? So bleibt nur "die Traute zum eigenen Gedanken". "Sie sollten Ihr Subjekt, besser Ihre Person nie pseudoszientifisch verstecken. Solches Versteckspiel entbirgt sich meist in passivischen Formulierungen und allen möglichen Umständeleien." Umständeliger kann man es den Studierenden wirklich nicht sagen. Haben die ProfessorInnen im Genie-Rausch des nächtlichen Schreibens keinen Flow erlebt? Oder sind sie einem Ratgeber für akademische Beratungsprosa gefolgt?

FRIEDRICH WILHELM GRAF

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