Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 12,00 €
  • Broschiertes Buch

Ich lüge, ich sage die Wahrheit. Obwohl der Diskurs der Wahrheit nicht - wie der der Lüge - paradox ist, ist er von derselben metakommunikativen Doppelbödigkeit bestimmt. Er verzaubert die eigene Aussage, so wie der Kreter sie zu entzaubern sucht. Der Band geht dieser Doppelbödigkeit in drei Teilbereichen nach. Er untersucht zum einen Textsorten, denen an sich oder kraft ihrer Tradition ein spezifischer Wahrheitswert eingeschrieben ist, wie etwa der Autobiographie oder der theologischen Rede, und zeigt an ihrer gegenläufigen Verschränkung mit anderen Textsorten die Brüchigkeit der Wahrheit…mehr

Produktbeschreibung
Ich lüge, ich sage die Wahrheit. Obwohl der Diskurs der Wahrheit nicht - wie der der Lüge - paradox ist, ist er von derselben metakommunikativen Doppelbödigkeit bestimmt. Er verzaubert die eigene Aussage, so wie der Kreter sie zu entzaubern sucht. Der Band geht dieser Doppelbödigkeit in drei Teilbereichen nach. Er untersucht zum einen Textsorten, denen an sich oder kraft ihrer Tradition ein spezifischer Wahrheitswert eingeschrieben ist, wie etwa der Autobiographie oder der theologischen Rede, und zeigt an ihrer gegenläufigen Verschränkung mit anderen Textsorten die Brüchigkeit der Wahrheit auf. Er fragt zum zweiten der Qualifikation des Sprechers als Träger der Wahrheit nach und zeigt, daß frühaufklärerisches Denken sich mit der Aufwertung von Begriffen wie Einbildungskraft und verhaltensmäßiger Klugheit unter dem Deckmantel der Anthropologie auf die Seite der Lüge schlägt. Und er betrachtet drittens das Verhältnis von Wahrheit und Lüge als zwischenmenschliches Verhältnis und arbeitet am Thema von Liebe und Betrug heraus, daß das Pathos einer neuen Wahrheit zwischen den Liebenden nicht ohne Betrug auskommt und durch den libertinären Diskurs konterkariert wird.

Inhaltsverzeichnis:
Einleitung der HerausgeberI. AussagesystemeWalburga Hülk-Althoff: Lügenzauber und WahrheitsterrorAndreas Gipper: Rhetorik und Lüge bei PascalGisèle Mathieu-Castellani: "Mentir de bonne foi": la vérité du mensonge dans les Essais de MontaigneHelmut Pfeiffer: Vitam impendere vero. Rousseaus Devise, das Auge der Vernunft und die Verstrickungen des SelbstbetrugsGerhild Fuchs: "D'abord faut-il y croire, ou veut-il seulement tromper tout le monde, et jusqu'à la fin?" Das Lügengeflecht der Liaisons dangereuses als inner- und metatextuelles PhänomenII. Anthropologische ModelleRudolf Behrens: Zwiespältige Einbildungskraft. Zur Selbsttäuschung des Erzählers in Prévosts Roman Histoire d'une Grecque moderneFrank Wanning: Sympathische Betrüger? Anmerkungen zu Diderots Jacques le fatalisteIII. InteraktionsmodelleFranziska Sick: Die inszenierte Wahrheit der Leidenschaft. Zum Verhältnis von dissimulatio, sincérité und Leidenschaft bei RacineMatthias Waltz: Das Objekt des Begehrens im Betrug (Boccaccio, Crébillon fils)

Zum Autor/Herausgeber: Helmut Pfeiffer, geb. 1952, Studium der Anglistik, Romanistik, Germanistik und Philosophie in Konstanz, Promotion mit einer Arbeit über Roman und historischer Kontext, Habilitation mit einer Arbeit zur literarischen Anthropologie der Renaissance (Selbstkultur und Selbsterhaltung). Seit 1993 Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Arbeitsschwerpunkte: französische und italienische Literatur, Allgemeine Literaturwissenschaft.Franziska Sick, geb. 1957, Studium der Romanistik und Germanistik in Freiburg i.Br., Promotion 1987 mit einer Arbeit über Literaturpolitik und politische Literatur, Lektorin an der Universität Limoges, Habilitation 1997 mit einer Arbeit über Lüge, Betrug und Tragik im spanischen Ehrdrama, bei Corneille und Racine. Derzeit Hochschuldozentin für Romanische Literaturen an der Universität Stuttgart.

Zielgruppe: Literaturwissenschaftler
Autorenporträt
Andreas Gipper, Professor für französische und italienische Kulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.