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Aufbruch einer jungen Frau zu einem neuen, leidenschaftlichen LebenMit großem Einfühlungsvermögen und zarter Poesie erzählt Willa Cather die Geschichte einer Selbstfindung. Lucy Gayheart ist das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die zu neuen Ufern aufbricht: das erste eigene Zimmer, die erste große Liebe und die ewige Frage, warum man nie den Mann will, den man haben könnte.Jeder im amerikanischen Städtchen Haverford sagt Lucy Gayheart eine glänzende Zukunft voraus: Sie ist jung, hübsch und eine ausgezeichnete Klavierspielerin. Doch Lucy wünscht sich mehr als das langweilige Kle...
Aufbruch einer jungen Frau zu einem neuen, leidenschaftlichen Leben
Mit großem Einfühlungsvermögen und zarter Poesie erzählt Willa Cather die Geschichte einer Selbstfindung. Lucy Gayheart ist das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die zu neuen Ufern aufbricht: das erste eigene Zimmer, die erste große Liebe und die ewige Frage, warum man nie den Mann will, den man haben könnte.
Jeder im amerikanischen Städtchen Haverford sagt Lucy Gayheart eine glänzende Zukunft voraus: Sie ist jung, hübsch und eine ausgezeichnete Klavierspielerin. Doch Lucy wünscht sich mehr als das langweilige Kleinstadtleben und den wohlhabenden, doch allzu bodenständigen Harry, der sich im geheimen schon als ihr Ehemann sieht. Sie zieht zum Musikstudium nach Chicago, wo sie das Großstadtleben und ihre neugewonnene Unabhängigkeit fern der Heimat genießt. Mit dem berühmten, schon wesentlich älteren Tenor Sebastian erlebt sie schließlich die Aufregungen und das Glück der ersten Liebe. Als Harry jedoch plötzlich in Chicago auftaucht und Lucy einen Heiratsantrag macht, erfindet sie aus der Not heraus eine Lüge, die ihrer beider Leben für immer verändern wird.
Mit großem Einfühlungsvermögen und zarter Poesie erzählt Willa Cather die Geschichte einer Selbstfindung. Lucy Gayheart ist das liebevolle Porträt einer jungen Frau, die zu neuen Ufern aufbricht: das erste eigene Zimmer, die erste große Liebe und die ewige Frage, warum man nie den Mann will, den man haben könnte.
Jeder im amerikanischen Städtchen Haverford sagt Lucy Gayheart eine glänzende Zukunft voraus: Sie ist jung, hübsch und eine ausgezeichnete Klavierspielerin. Doch Lucy wünscht sich mehr als das langweilige Kleinstadtleben und den wohlhabenden, doch allzu bodenständigen Harry, der sich im geheimen schon als ihr Ehemann sieht. Sie zieht zum Musikstudium nach Chicago, wo sie das Großstadtleben und ihre neugewonnene Unabhängigkeit fern der Heimat genießt. Mit dem berühmten, schon wesentlich älteren Tenor Sebastian erlebt sie schließlich die Aufregungen und das Glück der ersten Liebe. Als Harry jedoch plötzlich in Chicago auftaucht und Lucy einen Heiratsantrag macht, erfindet sie aus der Not heraus eine Lüge, die ihrer beider Leben für immer verändern wird.
Willa Cather (1873 1947) übersiedelte als Achtjährige mit ihren Eltern von Virginia nach Nebraska, wo sie mit der unermesslichen Prärie, aber auch mit den dortigen Einwanderern aus der Alten Welt Bekanntschaft schloss. Diese Erfahrungen eines Neben- und Miteinander verschiedener Ethnien, Religionen und Kulturen prägten sie tief. Obwohl sie als Lehrerin, Redakteurin und später als erfolgreiche Schriftstellerin vor allem in New York lebte, spielen ihre Werke meist in der heroischen Weite der Prärie des amerikanischen Westens und Südwestens, der sie so ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Willa Cather erhielt den Pulitzer-Preis und gilt als eine der großen amerikanischen Erzählerinnen.
Produktdetails
- Manesse Bibliothek der Weltliteratur
- Verlag: Manesse
- Seitenzahl: 346
- Erscheinungstermin: 20. März 2008
- Deutsch
- Abmessung: 155mm
- Gewicht: 178g
- ISBN-13: 9783717521563
- ISBN-10: 371752156X
- Artikelnr.: 23331134
Herstellerkennzeichnung
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Sonne, Mond und Scholle
Berstend vor Fruchtbarkeit: Willa Cather besingt Amerika / Von Tilman Spreckelsen
Zu den amerikanischen Mythen gehört das Hohelied der Pioniere, die aus Europa kamen, ein vermeintlich herrenloses Land in Besitz nahmen und urbar machten, Schwerarbeiter und Kulturträger in einem, unbeirrbar durch Hitze, Kälte und Indianerüberfälle. So richtig literaturfähig wird das, als die Arbeit getan ist, als die Kinder und Enkel verständnislos auf die Generation der Rauhbeine starren und die Tugend der gegenseitigen Unterstützung im Farmerkollektiv einer zivilisationsbedingten Raffgier des Einzelnen gewichen ist - als also der Verlust einer Lebensform mit ihrer Überhöhung einhergeht und wunderlich
Berstend vor Fruchtbarkeit: Willa Cather besingt Amerika / Von Tilman Spreckelsen
Zu den amerikanischen Mythen gehört das Hohelied der Pioniere, die aus Europa kamen, ein vermeintlich herrenloses Land in Besitz nahmen und urbar machten, Schwerarbeiter und Kulturträger in einem, unbeirrbar durch Hitze, Kälte und Indianerüberfälle. So richtig literaturfähig wird das, als die Arbeit getan ist, als die Kinder und Enkel verständnislos auf die Generation der Rauhbeine starren und die Tugend der gegenseitigen Unterstützung im Farmerkollektiv einer zivilisationsbedingten Raffgier des Einzelnen gewichen ist - als also der Verlust einer Lebensform mit ihrer Überhöhung einhergeht und wunderlich
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romantische Blüten treibt.
Die Schriftstellerin Willa Cather, geboren 1876 in Virginia, kam als Achtjährige in den Präriestaat Nebraska, und was der anfangs zehnjährige Erzähler Jim ihres jetzt auf Deutsch wieder erschienenen Romans "Meine Antonia" dort erlebt, mag ihr so ähnlich selber widerfahren sein. Geschrieben wurde das 1918 publizierte Buch dann allerdings aus dem Abstand von dreißig Jahren, und die Sentimentalität, mit der Jim als Erwachsener nunmehr der Prärie gedenkt, ist an die Gefährtin Antonia geknüpft, die Tochter böhmischer Einwanderer, die immer noch auf dem Land lebt, während es Jim längst in die Stadt verschlagen hat. Jim erzählt von der gemeinsamen, entbehrungsreichen Jugend, wobei Antonia immer ein bisschen mehr entbehrt als er; er schwelgt in Naturbildern, in Sommern und Wintern voll harter Arbeit, nur dass er irgendwann das Feld für die Schule und die Universität verlässt, während Antonia von einem Taugenichts schwanger und danach einem braven Mann eine anständige Ehefrau wird.
Schon in der Einleitung betonen Antonias Freunde, dass diese Frau für sie rundweg "das Land" verkörpere - und überhaupt, diese Pioniere! "Was waren das doch für gute Burschen gewesen, was hatten sie alles gewusst, und wie vielen Dingen hatten sie die Treue gehalten." Einer, ein Einziger nur, bringt das Böse in diese heile Welt, derjenige nämlich, der nicht von eigener Arbeit lebt, sondern als Geldverleiher die schwer schuftenden Farmer schröpft - ihm allerdings ist dann auch ein besonders grausiges Ende beschieden, und die Dinge sind wieder im Lot. Und all die entwurzelten Europäer lernen rasch, dass sie, bei aller Not, im Land der Freien angekommen sind; einzig in bestimmten Unterwerfungsgesten, die ihnen dann doch unterlaufen, verrät sich ihre Herkunft. Ihre Kinder aber, so viel steht fest, werden das abschütteln.
Dies alles ist der Erzählung von Antonia unlösbar eingeschrieben. Was sie aber zur förmlichen Inkarnation des Mittleren Westens werden lässt, ist ihr stupender Arbeitswille, in dem sich Schwärmerei und Pragmatismus auf irritierende Weise die Hand geben, und ihr gesegneter Leib, ihre Fruchtbarkeit, die sie am Ende als Mutter einer gut zehnköpfigen Kinderschar leben lässt. Spätestens hier tut Cathers Erzähler eindeutig zu viel des Guten, indem er eine Szene breit ausmalt, die jene Engführung zwischen Land und Bauersfrau unterstreichen soll: Antonias Kinder führen den Erzähler stolz in einen Erdkeller, in dem die Feldfrüchte aufbewahrt werden, und dann drängen sie alle zusammen machtvoll wieder ans Tageslicht, "das Leben barst buchstäblich aus dem dunklen Keller ins Sonnenlicht", kommentiert der Zuschauer Jim, und "einen Augenblick machte es mich ganz schwindelig".
Man kann derlei mit der Nachwortautorin Elke Schmitter als "scheinschlichten Stil" preisen, ihre Naturschilderungen als "betörend, hochmusikalisch, scheinbar ohne Aufwand" geschrieben bewundern und Antonia dann gleich in eine Reihe mit Emma Bovary oder Anna Karenina stellen. Aber man wird auch nicht fehlgehen, wenn man es unumwunden als Schwulst einstuft und bei der Verehrung von Sonne, Mond und Scholle nicht so recht mitgehen kann.
Vielleicht wird man aber auch der Autorin nicht gerecht, wenn man die Cather-Lektüre ausgerechnet mit diesem Buch beginnt. Denn ihr großes Thema, der Aufbruch aus den kleinstädtischen Verhältnissen, hat sie in einem fünfzehn Jahre später verfassten Roman (der am 20. März bei Manesse auf deutsch erscheint) weit überzeugender durchgespielt: Der Geschichte der brauseköpfigen und dabei ihrer selbst so klar bewussten Lucy Gayheart wird man sich nicht leicht entziehen. Das Mädchen, zu musikalisch für ihre behäbige Siedlung und zu schönheitstrunken für den braven Bankierssohn, der sie heiraten will, trifft in Chicago, wo sie Klavierstunden nimmt und sich umgekehrt als Klavierlehrerin durchschlägt, den bedeutend älteren Sänger Clement Sebastian, verfällt seiner Stimme und der Vorstellung eines der Kunst gewidmeten Lebens; von da an ist sie ihrer bisherigen Welt abhandengekommen.
Natürlich geht das nicht gut aus, Cather führt die Sache mit erbarmungsloser Konsequenz zu Ende, die man in ihrem "Antonia"-Roman vermisst, ebenso wie die Distanz, die sie bei aller spürbaren Sympathie für Lucy dann doch ihrer Hauptfigur gegenüber beweist. Hier entwirft sie Miniaturen, die, sprachlich erheblich reduziert, noch lange nachwirken. Deren diskrete Effizienz mag dem Altersstil einer Autorin geschuldet sein, die sich ihrer Mittel viel sicherer ist als jene, die in "Meine Antonia" so dick aufträgt, weil sie offenbar fürchtet, dass ihr Anliegen nicht verstanden wird. Vielleicht ist es aber auch die desillusionierte Weltsicht einer Frau, die nach dem Börsenkrach und auf dem Höhepunkt der großen Depression keine Fortschrittshymnen auf Land und Leute mehr schreiben mag, sondern im letztlichen Scheitern ihrer Heldin mit leichter Hand jene gediegene Schönheit entdeckt, die sie im früheren Roman herbeizuzwingen sucht.
Willa Cather starb 1947, vielfach ausgezeichnet, in New York. Ihr einstiges Wohnhaus in Nebraska ist heute ein Museum, in der Nähe hat man ihr zu Ehren ein Stück Prärie stehen gelassen. Es fragt sich, ob man ihr auf den Straßen Chicagos nicht etwas näher kommt.
Willa Cather: "Meine Antonia". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Stefanie Kremer. Mit einem Nachwort von Elke Schmitter. Knaus Verlag,
München 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Willa Cather: "Lucy Gayheart". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Elisabeth Schnack. Mit
einem Nachwort von Alexa Hennig von Lange.
Manesse Verlag, Zürich 2008. 450 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Schriftstellerin Willa Cather, geboren 1876 in Virginia, kam als Achtjährige in den Präriestaat Nebraska, und was der anfangs zehnjährige Erzähler Jim ihres jetzt auf Deutsch wieder erschienenen Romans "Meine Antonia" dort erlebt, mag ihr so ähnlich selber widerfahren sein. Geschrieben wurde das 1918 publizierte Buch dann allerdings aus dem Abstand von dreißig Jahren, und die Sentimentalität, mit der Jim als Erwachsener nunmehr der Prärie gedenkt, ist an die Gefährtin Antonia geknüpft, die Tochter böhmischer Einwanderer, die immer noch auf dem Land lebt, während es Jim längst in die Stadt verschlagen hat. Jim erzählt von der gemeinsamen, entbehrungsreichen Jugend, wobei Antonia immer ein bisschen mehr entbehrt als er; er schwelgt in Naturbildern, in Sommern und Wintern voll harter Arbeit, nur dass er irgendwann das Feld für die Schule und die Universität verlässt, während Antonia von einem Taugenichts schwanger und danach einem braven Mann eine anständige Ehefrau wird.
Schon in der Einleitung betonen Antonias Freunde, dass diese Frau für sie rundweg "das Land" verkörpere - und überhaupt, diese Pioniere! "Was waren das doch für gute Burschen gewesen, was hatten sie alles gewusst, und wie vielen Dingen hatten sie die Treue gehalten." Einer, ein Einziger nur, bringt das Böse in diese heile Welt, derjenige nämlich, der nicht von eigener Arbeit lebt, sondern als Geldverleiher die schwer schuftenden Farmer schröpft - ihm allerdings ist dann auch ein besonders grausiges Ende beschieden, und die Dinge sind wieder im Lot. Und all die entwurzelten Europäer lernen rasch, dass sie, bei aller Not, im Land der Freien angekommen sind; einzig in bestimmten Unterwerfungsgesten, die ihnen dann doch unterlaufen, verrät sich ihre Herkunft. Ihre Kinder aber, so viel steht fest, werden das abschütteln.
Dies alles ist der Erzählung von Antonia unlösbar eingeschrieben. Was sie aber zur förmlichen Inkarnation des Mittleren Westens werden lässt, ist ihr stupender Arbeitswille, in dem sich Schwärmerei und Pragmatismus auf irritierende Weise die Hand geben, und ihr gesegneter Leib, ihre Fruchtbarkeit, die sie am Ende als Mutter einer gut zehnköpfigen Kinderschar leben lässt. Spätestens hier tut Cathers Erzähler eindeutig zu viel des Guten, indem er eine Szene breit ausmalt, die jene Engführung zwischen Land und Bauersfrau unterstreichen soll: Antonias Kinder führen den Erzähler stolz in einen Erdkeller, in dem die Feldfrüchte aufbewahrt werden, und dann drängen sie alle zusammen machtvoll wieder ans Tageslicht, "das Leben barst buchstäblich aus dem dunklen Keller ins Sonnenlicht", kommentiert der Zuschauer Jim, und "einen Augenblick machte es mich ganz schwindelig".
Man kann derlei mit der Nachwortautorin Elke Schmitter als "scheinschlichten Stil" preisen, ihre Naturschilderungen als "betörend, hochmusikalisch, scheinbar ohne Aufwand" geschrieben bewundern und Antonia dann gleich in eine Reihe mit Emma Bovary oder Anna Karenina stellen. Aber man wird auch nicht fehlgehen, wenn man es unumwunden als Schwulst einstuft und bei der Verehrung von Sonne, Mond und Scholle nicht so recht mitgehen kann.
Vielleicht wird man aber auch der Autorin nicht gerecht, wenn man die Cather-Lektüre ausgerechnet mit diesem Buch beginnt. Denn ihr großes Thema, der Aufbruch aus den kleinstädtischen Verhältnissen, hat sie in einem fünfzehn Jahre später verfassten Roman (der am 20. März bei Manesse auf deutsch erscheint) weit überzeugender durchgespielt: Der Geschichte der brauseköpfigen und dabei ihrer selbst so klar bewussten Lucy Gayheart wird man sich nicht leicht entziehen. Das Mädchen, zu musikalisch für ihre behäbige Siedlung und zu schönheitstrunken für den braven Bankierssohn, der sie heiraten will, trifft in Chicago, wo sie Klavierstunden nimmt und sich umgekehrt als Klavierlehrerin durchschlägt, den bedeutend älteren Sänger Clement Sebastian, verfällt seiner Stimme und der Vorstellung eines der Kunst gewidmeten Lebens; von da an ist sie ihrer bisherigen Welt abhandengekommen.
Natürlich geht das nicht gut aus, Cather führt die Sache mit erbarmungsloser Konsequenz zu Ende, die man in ihrem "Antonia"-Roman vermisst, ebenso wie die Distanz, die sie bei aller spürbaren Sympathie für Lucy dann doch ihrer Hauptfigur gegenüber beweist. Hier entwirft sie Miniaturen, die, sprachlich erheblich reduziert, noch lange nachwirken. Deren diskrete Effizienz mag dem Altersstil einer Autorin geschuldet sein, die sich ihrer Mittel viel sicherer ist als jene, die in "Meine Antonia" so dick aufträgt, weil sie offenbar fürchtet, dass ihr Anliegen nicht verstanden wird. Vielleicht ist es aber auch die desillusionierte Weltsicht einer Frau, die nach dem Börsenkrach und auf dem Höhepunkt der großen Depression keine Fortschrittshymnen auf Land und Leute mehr schreiben mag, sondern im letztlichen Scheitern ihrer Heldin mit leichter Hand jene gediegene Schönheit entdeckt, die sie im früheren Roman herbeizuzwingen sucht.
Willa Cather starb 1947, vielfach ausgezeichnet, in New York. Ihr einstiges Wohnhaus in Nebraska ist heute ein Museum, in der Nähe hat man ihr zu Ehren ein Stück Prärie stehen gelassen. Es fragt sich, ob man ihr auf den Straßen Chicagos nicht etwas näher kommt.
Willa Cather: "Meine Antonia". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Stefanie Kremer. Mit einem Nachwort von Elke Schmitter. Knaus Verlag,
München 2008. 320 S., geb., 19,95 [Euro].
Willa Cather: "Lucy Gayheart". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Elisabeth Schnack. Mit
einem Nachwort von Alexa Hennig von Lange.
Manesse Verlag, Zürich 2008. 450 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Rezensent Tilman Spreckelsen bespricht diesen Roman gemeinsam mit Willa Cathers fünfzehn Jahre vorher entstandenem Werk "Meine Antonia". Während er an letzterem aber manches auszusetzen hat und den "Schwulst" der Sprache beklagt, ist er vom Spätwerk "Lucy Gayheart" ausgesprochen angetan. In der Schilderung der Titelheldin, die aus der Provinz in die Stadt flieht und dort ihr Leben der Musik widmen will, finde die Autorin die richtige Balance aus "Sympathie" und "Distanz" und überzeuge mit der "erbarmungslosen Konsequenz", mit der sie die Geschichte zum einzig glaubwürdigen Ende führt. Spreckelsen ist nicht sicher, ob sich die deutlich stärkere Dezenz im Einsatz der Mittel einem gereiften Stil oder einer "desillusionierten Weltsicht" verdankt: In jedem Fall hat ihn dieses Buch der Autorin restlos von ihren Qualitäten überzeugt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein Roman über ein kurzes und ein langes Leben, über Hoffnungen und Vergeblichkeit, über falsche Entscheidungen und nicht mehr gut zu machende Fehler.« WDR 5, Bücher, Manuela Reichart
Gebundenes Buch
In ihrem 1935 erschienenen Spätwerk Lucy Gayheart spielt Willa Cather gleich mehrfach mit den Erwartungen ihrer Leserschaft. Doch kann der auch Roman darüber hinaus überzeugen?
Das Leben als Bühne
Das Leben scheint es mit der jungen Lucy Gayheart gut zu meinen: Als Tochter …
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In ihrem 1935 erschienenen Spätwerk Lucy Gayheart spielt Willa Cather gleich mehrfach mit den Erwartungen ihrer Leserschaft. Doch kann der auch Roman darüber hinaus überzeugen?
Das Leben als Bühne
Das Leben scheint es mit der jungen Lucy Gayheart gut zu meinen: Als Tochter eines deutschen Musiklehrers und Uhrenmachers ist sie ihrem provinziellen Heimatdorf Haverford in Nebraska entkommen und studiert erfolgreich Musik in der Großstadt Chicago.
Ihr Heimatdorf vergöttert sie, ihr Professor respektiert sie und schon während des Studiums erhält sie erste Jobangebote. Und auch der reiche und junge Erbe Harry Gordon hat bereits ein Auge auf sie geworfen. Doch Gordon bedeutet gleichzeitig auch Haverford und so stürzt sich Lucy instinktiv auf den deutlich älteren Sänger Sebastian Clement.
Doch trifft sie damit die richtige Entscheidung? Und spielt dies überhaupt eine Rolle?
Meisterhafte Erzählerin
Lucy Gayheart ist als ein Werk konzipiert, dass sich trotz des recht schmalen Umfangs jeglicher Einordnung und Kategorisierung entzieht. Das fängt bereits bei der Erzählperspektive an, die im Laufe des Romans hin und herwechselt und die unterschiedlichen Figuren aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.
Weiterhin gelingt es der Autorin mit wenigen Worten die Natur Nebraskas bildreich vor unseren Augen entstehen zu lassen. Ihre Motive sind dabei düster und dunkel, nicht ohne Grund spielt der größte Teil der Handlung während dunklerer Jahreszeiten. Dass gleichzeitig in jedem Bild ein Hinweis auf den weiteren Verlauf der Handlung versteckt ist, ist ein weiteres Zeichen wahrer erzählerischer Meisterschaft.
Umso stärker wirkt der Kontrast zum lebendigen und leuchtenden Chicago. Einer Stadt, in der das Leben genauso fließend verläuft wie die alles beherrschende Musik. Die Abschnitte dort wirken erzählerisch wie ein wilder Ritt, kaum ein Augenblick, an dem sich unsere Protagonisten ausruhen können, immerzu geht es weiter, von der Probe zum Auftritt zum Restaurant und so fort, ohne dass auch nur Zeit zum Durchatmen verbleibt.
Musik als Bestandteil der Handlung
Gerade die Abschnitte in Chicago sind mit zahlreichen musikalischen Anspielungen gespickt. Auch wenn die Anmerkungen diesbezüglich für Aufklärung sorgen, bin ich in Sachen Musik einfach nicht bewandert genug, um jedes Detail zu verstehen. Scheinbar scheint sich Cathers Musik-Auswahl jedoch hervorragend in das Gesamtkonstrukt einzugliedern. Der Roman lässt sich allerdings auch ohne diese Kenntnisse hinreichend verstehen und genießen – dazu reicht bereits der abgedruckte Text.
Überraschende Wendungen
Die Handlung selbst weist bereits von Anfang an so viele Überraschungen auf, dass ich eigentlich nicht viele Worte dazu verlieren möchte. Nur so viel: Mag die Inhaltsbeschreibung anfangs noch auf eine gewöhnliche Liebesgeschichte hindeuten und mögen wir im zweiten Schritt eine Emanzipationsgeschichte erwarten, so dreht sich die Handlung gleich mehrfach in verschiedene Richtungen und lässt uns am Ende fassungslos zurück.
Cather behandelt dabei Themen wie den gesellschaftlichen Aufstieg, streift Migrationsaspekte, die Emanzipation der Frau und den Unterschied von Stadt und Land. Rasch wendet sich jedoch das Blatt und wir stellen uns in einem melancholisch düsteren Tonfall die Frage, wie und ob wir mit Rückschlägen umgehen können, ob man Sicherheit oder die große Freiheit wählen sollte und ob wir überhaupt Kontrolle über unser Leben erlangen können
Realistische Charaktere
Das Herzstück des Romans bilden die zahlreichen Charaktere, die man am ehesten noch als realistisch gezeichnet bezeichnen kann. Wirkliche Sympathieträger oder Hassfiguren finden wir hier nicht. So haben wir es weder mit künstlich überhöhten noch mit übertriebenen Menschen zu tun.
Niemand wird durch irgendein Ereignis plötzlich Gut oder Böse, diese Eigenschaften gelten sowieso nicht. Vielmehr sind alle Figuren dem wirklichen Leben nachempfunden und könnten bis hin zur kleinsten Nebenfigur genauso auch im wirklichen Leben auftauchen.
Fazit: Lucy Gayheart von Willa Cather ist ein herausragendes Stück Literatur, dass trotz seiner Kürze in beinahe allen Aspekten überzeugen kann. Der Stil zeugt von wahrer Meisterschaft. Spielerisch geht Cather mit verschiedenen Erzählperspektiven um, erhöht das Tempo in der lebendigen Großstadt Chicago und verliert sich in malerischen Landschaftsbeschreibungen im ländlichen Nebraska.
Die Handlung ist in mehrfacher Hinsicht überraschend und die behandelten Motive sind trotz der sie durchziehenden Melancholie zeitlos. Nicht zuletzt findet man eine so realistische Figurenzeichnung nur äußerst selten.
Insgesamt handelt es sich um ein wahres Meisterwerk, das völlig zurecht neu aufgelegt wurde. Ein idealer Einstieg in das Werk der Autorin!
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Gebundenes Buch
Ein literarisches Kleinod voller Sprachgewalt!
1933 begann die sechzigjährige Schriftstellerin diesen Roman. Von sich selbst behauptete sie damals, kraftlos und müde zu sein. Ihre Protagonistin Lucy Gayheart zeichnete sie dann als lebensfroh und munter. Ein Mädchen, das die Welt …
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Ein literarisches Kleinod voller Sprachgewalt!
1933 begann die sechzigjährige Schriftstellerin diesen Roman. Von sich selbst behauptete sie damals, kraftlos und müde zu sein. Ihre Protagonistin Lucy Gayheart zeichnete sie dann als lebensfroh und munter. Ein Mädchen, das die Welt erobern möchte mit all seinen Sinnen.
Lucy lebte in Haverford, zusammen mit ihrem Vater, der nur das Beste für sie wollte, und ihrer älteren Schwester Pauline, welche in gewissem Maße die Mutterrolle übernahm.
Lucy war überall beliebt, und besonders war ihr Harry Gordon, Sohn reicher Geschäftsleute, zugetan. Er sah Lucy schon als seine zukünftige Braut.
Lucys Vater förderte ihre musikalische Ausbildung am Flügel. Dazu bekam sie auch die Chance, von der Provinz zu fliehen, um in Chicago "wo die Luft vor ungeahnten Möglichkeiten wie eine Stimmgabel erzitterte" ihrer Ausbildung nachzugehen, und nebenher ein paar Dollar als Musiklehrerin zu verdienen. Ihr Mentor brachte sie mit dem Sänger Sebastian Clement zusammen. Dieser suchte für seine Gesangsproben eine Begleitung am Klavier. Lucy verfällt in ihrem jugendlichen Überschwang dem Sänger. Dieser distanziert sich, denn er ist über fünfzig Jahre alt, könnte ihr Vater sein, und außerdem verheiratet. Chicago sei auch nur eine Zwischenstation während seiner Tournee. Aber er versprach, nach seine Rückkehr aus Europa, sie wieder zu engagieren (und vielleicht noch mehr).
Das klang für Lucy alles wie ein Märchen … und wäre dann nicht noch Harry … und ihr Vater … und ein Unglück … mehr wird nicht verraten.
Man kann allerdings die Tragik darin erahnen, auch wenn die Autorin geschickt mit den Erwartungen/Vermutungen der Leser:Innen spielt. Man lebt und freut sich mit der überschwänglichen Lucy, und man lässt genau wie sie den Kopf voller Traurigkeit hängen.
Die Sprache ist brillant, die Geschichte in wunderschöne Sätze verpackt, und das Buch ist ein wirkliches Kleinod der Literaturgeschichte. Nicht zuletzt erhebt sich die Sprachgestaltung auf dieses sehr hohe Niveau durch die wunderbare Übersetzung. Die klassische Musik spielte im Buch eine wichtige Rolle.
Dieser wunderbare Roman, das Buch herrlich in Optik und Haptik vom Verlag gestaltet, ist eine sehr lohnende Wiederentdeckung der Autorin. Ein sehr informatives Nachwort von Alexa Hennig von Lange rundet das Werk perfekt ab.
Sehr gerne gebe ich eine absolute Leseempfehlung für diesen Klassiker der amerikanischen Literatur.
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