17,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in über 4 Wochen
payback
9 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

The last in a trilogy of books that investigates the philosophical and scientific foundations of human life Joy, sorrow, jealousy, and awe-these and other feelings are the stuff of our daily lives. In the seventeenth century, the philosopher Spinoza devoted much of his life's work examining how these emotions supported human survival, yet hundreds of years later the biological roots of what we feel remain a mystery. Leading neuroscientist Antonio Damasio-whose earlier books explore rational behavior and the notion of the self-rediscovers a man whose work ran counter to all the thinking of his…mehr

Produktbeschreibung
The last in a trilogy of books that investigates the philosophical and scientific foundations of human life Joy, sorrow, jealousy, and awe-these and other feelings are the stuff of our daily lives. In the seventeenth century, the philosopher Spinoza devoted much of his life's work examining how these emotions supported human survival, yet hundreds of years later the biological roots of what we feel remain a mystery. Leading neuroscientist Antonio Damasio-whose earlier books explore rational behavior and the notion of the self-rediscovers a man whose work ran counter to all the thinking of his day, pairing Spinoza's insights with his own innovative scientific research to help us understand what we're made of, and what we're here for.
Autorenporträt
ANTONIO DAMASIO is the David Dornsife Professor of Neuroscience and Director of the Brain and Creativity Institute at the University of Southern California. He is also an adjunct professor at the Salk Institute for Biological Studies in La Jolla. He is a member of both the Institute of Medicine of the National Academy of Sciences and the American Academy of Arts and Sciences. Descartes' Error was an international bestseller. The Feeling of What Happens has been translated into seventeen languages.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.03.2003

Tot, aber glücklich
Die Neurologie entdeckt und missversteht Spinoza
Philosophen haben es schwer, sofern sie sich nicht in die Arme der Neurowissenschaften werfen und ihr erleichtert die alleinige Kompetenz zur Erkenntnis der letzten menschlichen Dinge zugestehen. Denn nachdem im vergangenen „Jahrzehnt des Gehirns” immer neue Einsichten über das menschliche Zentralorgan dazu Anlass gaben, von einer Neurologie des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens von Neurosoziologie, Neuroästhetik und schließlich sogar von der Neurologie der Religion zu sprechen, sahen sich manche Philosophen des Geistes, die nicht allein die Geschichte des Denkens verwalten wollten, auf die undankbare Rolle unproduktiver Nörgler am rasanten wissenschaftlichen Fortschritt reduziert: „Doch wie es ist, eine Fledermaus zu sein, das könnt ihr nicht erklären!” „Wie es sich anfühlt, Bewusstsein zu haben, darauf hat die Neurologie aber keine Antwort!”, hieß es von philosophischer Seite. Von „Erklärungslücken” und der „Unmöglichkeit”, das Phänomenale zu objektivieren, wurde gesprochen. Ob das wirklich ein Defizit der Neurowissenschaften ist?
Wie es ist, ein Leben zu erleben, wissen wir auch ohne Hirnforschung und gute Lyriker und Romanciers finden die angemessenen Worte, die das Erleben beschreiben, notfalls auch das einer Fledermaus. Fehlt es hier wirklich an einer Erklärung? Der Irrtum könnte bei den Philosophen liegen, die glauben, Erklärungen wären die alleinige Nahrung des menschlichen Erkenntnishungers. Hatten diese Denker tatsächlich erwartet, dass Abhandlungen über Neurotransmitter die Erkenntnisse ersetzen, die Literatur vermitteln kann?
Wirkungsvoll hat in der letzten Zeit der Neurologe Antonio Damasio der Philosophie zugesetzt. Descartes hatte als Dualist populärwissenschaftlich immer schon eine schlechte Presse. Als Damasio in seinem ersten Buch glaubte, „Descartes’ Irrtum” (so der Titel) entlarven zu können, dass das Denken emotionslos sei, und in einem weiteren Buch, das „Ich denke also bin ich” durch „Ich fühle also bin ich” ersetzte, hatte auch er den cartesischen Watschenmann geschlagen. Mit dem Hinweis auf emotionslose Wesen wie den armen Phineas Gage, die durch eine Stirnhirnschädigung nicht mehr in der Lage sind, zu fühlen, wie es war, etwas zu tun oder wie es sein wird, etwas zu erleben, und die dadurch unfähig wurden, rational zu entscheiden, schien Damasio einen alten philosophischen Mythos aus der Welt zu schaffen: den der kalten kalkulatorischen Vernunft. Die Philosophen konnten nicht erklären, was unser Leben wert- und sinnvoll macht: die Gefühle, schienen sie in der Vergangenheit als lediglich zu beherrschende Störfaktoren in ihrer Relevanz hoffnungslos unterschätzt zu haben.
Projekt der Selbsterlösung
Das stimmte alles nicht. Die philosophische Tradition des Nachdenkens über Affekte ist reich und differenziert, von der Aristotelischen Rhetorik über Epikur und die Stoa zu Spinoza, den französischen Moralisten und Nietzsche, gibt es eine bedeutende philosophische Literatur über Gefühle, die sich keineswegs darauf beschränkt, zu behaupten, die bösen Emotionen seien durch Vernunft zu beherrschen. Damasio hat jetzt einen Autor dieser Tradition entdeckt: Spinoza.
Mit seiner Behauptung, dass der menschliche Geist die Idee des menschlichen Körpers ist und dass der Mensch ständig Schwankungen in seinem Aktivitätsniveau unterliegt, scheint er der Theorie des Psycho-Physischen, die der Neurologe aus Iowa vertritt, sehr nahe gekommen zu sein. Denn auch Damasio glaubt, dass unser Gehirn permanent ein „monitoring” unseres Gesamtzustandes vornimmt und dass dieses monitoring vor allem ein Fühlen von Emotionsschwankungen darstellt.
Spinoza geht ganz ähnlich von einem elementaren Selbsterhaltungsstreben aus, das mehr oder weniger erfolgreich verwirklicht wird und so Lust und Unlustgefühle erzeugt. Damit hat er für den Neurologen die biologischen Theorien zur Homeostase vorweg genommen, die Damasio zur Grundlage seiner Theorie der menschlichen Emotionen macht. Hier bekommt die Philosophie also einmal einen Preis von der Neurologie, weil sie das, was man heute richtig weiß, schon damals (fast) richtig gewusst hat.
Ohne Zweifel ist Damasio gut über Spinoza informiert. Er berichtet allerlei aus seinem Leben und weiß, dass Spinoza als Hersteller von Mikroskopen und Fernrohren ein Mann der neuen Naturwissenschaften war. Doch bei der Behandlung der wichtigen Frage: „Wie relevant ist das Wissen über Emotionen, Gefühle und die Biologie des Leib-Seelischen für die Erlangung eines zufriedenen oder gar glücklichen Lebens?” – bei dieser Frage beginnen die Missverständnisse.
Denn das Eigentümliche der Philosophie Spinozas ist, dass sie nicht allein Freundin der Naturwissenschaften war, sondern gleichzeitig am Projekt individueller menschlicher Selbsterlösung zum Glück festhielt. Anders als Descartes oder Bacon, die das menschliche Glück als eine Frucht ansahen, die der kollektive Erkenntnisfortschritt der neuen Wissenschaften in deren technischen Anwendungen hervorbringen wird, sah Spinoza das Glück als das Ergebnis einer bestimmten Lebenspraxis an. Diese Lebenspraxis ist zwar orientiert an der Vorstellung, dass wir Naturwesen sind und dass die Natur ein zweckfreier Kausalzusammenhang ist. Doch sind es nicht die technischen Mittel, die vom Unglück befreien, sondern die Einsicht, dass Furcht, Hoffnung, Hass, Neid und andere Gefühle, die unsere Kraft zu existieren „herunterziehen”, Verblendungen darstellen, die mit unseren Konditionierungsgeschichten zu tun haben, aber nichts mit unseren Lebensinteressen.
Spinozas Ethik ist weder ein szientistisches Glücksversprechen, das darauf hofft, bei Kenntnis aller Neurotransmitter und Verschaltungswege im Gehirn auch die Mechanismen ausfindig zu machen, die zu ewiger Zufriedenheit führen. Noch ist sie eine weitere Auflage der Transzendenzillusion, dass nur jenseits der natürlichen Existenz Glück möglich sei. Für Spinoza ist die Alternative falsch. Geschichtsphilosophisch gesehen sind die beiden Erlösungshoffnungen ohnehin Geschwister: die eine sucht das Glück im Jenseits, die andere in der Zukunft, beide fliehen in die Gegenwart.
Weil Damasio Spinoza von dieser Alternative her deutet, missversteht er ihn. Spinozas Ethik ist eine Anleitung zur individuellen Dekonditionierung, zur Befreiung von Süchten und Ängsten, die aus einer Erkenntnis des eigenen Gefühlslebens heraus zu geschehen hat. Dazu bedarf es nicht der Erkenntnis der Neurophysiologie des individuellen Gehirns, sondern nur der allgemeinen Einsicht, dass wir den natürlichen Notwendigkeiten unterliegen und nicht entgehen können. Die moderne Naturwissenschaft und ihr Determinismus haben für Spinoza vor allem die negative Funktion, Menschen von ihrem illusionären Glauben ans Übernatürliche und den damit verbundenen Ängsten und Hoffnungen zu befreien. Damasio missversteht das als einen rigiden individualistischen Stoizismus. Sicher hat die Stoa für Spinoza eine große Bedeutung. Doch das Spezifische des religiösen transzendenzlosen Naturalismus Spinozas wird in diesem Hinweis nicht erfasst.
So schön es für die Philosophie ist, dass ein Neurologe in einem vierhundert Jahre alten System Eigenes vorgedacht findet – die medicina mentis des Spinoza ist keine, die eine Gen- und Neurotechnik zum Glück vorweg gedacht hat. Diese Fehlinterpretation jedoch liegt nahe, weil der Unterschied zwischen einer vernünftigen Lebenspraxis, die aus illusionsloser Selbsterkenntnis erwächst, und einer Technik der Lebensbewältigung heute kaum noch verständlich ist. Hier wäre von Spinoza mehr zu lernen als die Vorstufen der modernen Gefühlsneurologie.
MICHAEL HAMPE
ANTONIO DAMASIO: Looking for Spinoza. Joy, Sorrow, and the Feeling Brain. Harcourt Verlag, New York 2003. 320 Seiten, 28 US-Dollar.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr