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Vom Herbst des Mittelalters bis in die Nähe der Gegenwart werden in weitgehend chronologischer Ordnung literarische Texte von Frauen aus verschiedenen Ländern vorgestellt (von Christine de Pizan über Sarah Scott und Elizabeth Burgoyne Corbett bis hin zu Esther Vilar und Margaret Atwood), die ihre Vorstellungen möglicher Formen der menschlichen Gesellschaft beschreiben. Vollständigkeit ist bei dieser Auswahl nicht angestrebt, und der Schwerpunkt der Darstellung soll weder auf der Analyse des Konzepts der Utopie liegen noch auf einem vergleichenden Bezug zu den berühmten Utopien männlicher…mehr

Produktbeschreibung
Vom Herbst des Mittelalters bis in die Nähe der Gegenwart werden in weitgehend chronologischer Ordnung literarische Texte von Frauen aus verschiedenen Ländern vorgestellt (von Christine de Pizan über Sarah Scott und Elizabeth Burgoyne Corbett bis hin zu Esther Vilar und Margaret Atwood), die ihre Vorstellungen möglicher Formen der menschlichen Gesellschaft beschreiben. Vollständigkeit ist bei dieser Auswahl nicht angestrebt, und der Schwerpunkt der Darstellung soll weder auf der Analyse des Konzepts der Utopie liegen noch auf einem vergleichenden Bezug zu den berühmten Utopien männlicher Schriftsteller. Die Autorinnen werden kurz vorgestellt und zum Kennenlernen der großen Vielfalt werden gelegentlich nur Ausschnitte oder Kapitel, häufiger aber ganze Bücher inhaltlich zusammengefasst. Manche der entworfenen Wunschräume und Wunschzeiten präsentieren komplett phantastische, manche realisierbare Bedingungen einer humanen Gesellschaft, gelegentlich erscheinen bedrohliche Horrorvisionen. Positive Utopien werden auch als Eutopien bezeichnet, negative als Dystopien. In den meisten Texten stehen Frauen im Zentrum, aus ihrem klugen Denken und machtvollen Handeln geht die in den Werken dargestellte Welt hervor, dabei spielen die im wirklichen Leben so mächtigen Männer häufig untergeordnete Rollen - und manchmal gibt es auch gar keine. Die Erzählung "Sultanas Traum" der Bengalin Rokeya Sakhawat Hossain (1880-1932) von 1905 erscheint hier vollständig in deutscher Übersetzung. In einer Doppelcoda äußern sich Katrin Girgensohn und Dagmar Knöpfel zum Thema Frauenutopie und Schreiben im 21. Jahrhundert.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen längst überfälligen Blick auf Utopien von Frauen findet Rezensent Alexander Kosenina in Christiane Wyrwas Band, der diese Utopien zum Teil in voller Länge, zum Teil auszugsweise vorstellt und um Porträts der Autorinnen ergänzt. So erfährt der Kritiker etwa, dass es bereits lange vor Thomas Morus' demokratischer Inselgesellschaft von 1518 einen ähnlichen Entwurf von der Venezianerin Christine de Pizan gab, verfasst 1405. Auch mit weiteren höchst lesenswerten utopischen Texten, etwa von Henriette Frölich, Lucy Aikin, Margaret Atwood oder Rokeya Sakhawat Hossain wird der Kritiker bekannt gemacht. Keine "systematische Durchdringung" des Themas, aber ein fundamentaler Beitrag zu einer komparatistischen Studie dieses bisher "kaum beachteten Genres", lobt Kosenina.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.02.2022

Kluge Töchter Utopias
Zur visionären literarischen Leistung von Frauen

Frauen, die sich am utopischen Denken beteiligt hätten, schienen bislang nicht zu existieren. Im "Historischen Wörterbuch der Philosophie" kommen sie so wenig vor wie in Reallexika zur Literaturwissenschaft oder Rhetorik. Als Wilhelm Voßkamp 1985 ein Resümee der "Utopieforschung" in verschiedenen Nationalliteraturen in drei dicken Bänden ziehen ließ, befasste sich kein einziger Aufsatz mit diesem Thema. Von 55 Beiträgen - ein einziger von einer Frau - galt nur einer Mary Shelleys "Frankenstein" (1818). Die unberührte Frage nach einem geschlechtsspezifischen Blick in die Zukunft wäre nicht abwegig gewesen, denn Frankensteins durchaus empfindsames Monster gerät durch die verweigerte Erschaffung einer Partnerin außer Kontrolle.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich jetzt aus einer Sammlung von Porträts und Texten zu Utopien von Frauen. Der Band von Christiane Wyrwa zeigt, dass schon lange vor Thomas Morus' Erfindung der demokratischen Inselgesellschaft "Utopia" (1518) die in Paris lebende Venezianerin Christine de Pizan 1405 eine "Cité des Dames" entwarf. Auf dem fruchtbaren Boden der Literatur soll mithilfe der Allegorien von Vernunft, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit eine Stadt der Frauen errichtet werden, woran Dido, Medea, Minerva, Penthesilea, Sappho, Semiramis mitwirken. Rund 250 Jahre später folgt die Herzogin von Newcastle, Margaret Cavendish, mit einer "New World" (1666). Darin gerät eine Reisende jenseits des Pols in eine "Gleißende Welt", in der sie zur Kaiserin und zum Kopf aller Naturwissenschaften wird.

Mit Erklärung der Unabhängigkeit und Menschenrechte in Amerika richten sich viele utopische Hoffnungen auf die Neue Welt. Daran beteiligen sich Henriette Frölich mit einem Briefroman über die "Kolonie von Kentucky" (1820) oder Lucy Aikin, die mit ihren "Epistles on Women" (1810) die Unterwerfung von Frauen verurteilt und die neu errungene "glorious Freedom" für die "bright daughters of a land renowned" feiert. Wie sehr diese und weitere oft umfangreiche Texte der Lektüre wert sind, zeigen Auszüge im Anhang. Eine systematische Durchdringung kann das Bändchen zwar nicht ersetzen, Christiane Wyrwa trägt aber grundlegend zu einer komparatistischen Studie über ein bislang kaum beachtetes Genre bei. Ihre Materialbasis reicht mit Margaret Atwood bis in die Gegenwart und schließt einen vollständigen Abdruck der Erzählung "Sultanas Traum" (1905) von Rokeya Sakhawat Hossain ein - mit einer Halbschlafvision eines "Ladyland", in dem Mädchen nicht mehr zwangsverheiratet werden und Zugang zur höheren Bildung erhalten. In vielen Teilen der Welt bleibt das bis heute ein schöner Traum. ALEXANDER KOSENINA

Christiane Wyrwa: "Literarische Utopien von Frauen vom 15. bis 20. Jahrhundert".

Scaneg Verlag, München 2021. 159 S., Abb., br., 18,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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