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Geld allein macht nicht glücklich. Geld und alleinsein noch viel weniger. Besonders, wenn jemand es auf das viele Geld abgesehen hat Helen Clarvoe, die ebenso reich ist wie labil, lebt allein in einer kalifornischen Stadt. Zuerst glaubt sie, das Opfer irgendeines anonymen Irren zu sein, aber bald muss sie erkennen, dass die drohende Stimme am Telephon niemand anderem gehört als ihrer ehemaligen Kindheitsfreundin Evelyn Merrick - Evelyn, die all das verkörperte, was Helen hätte sein wollen.

Produktbeschreibung
Geld allein macht nicht glücklich. Geld und alleinsein noch viel weniger. Besonders, wenn jemand es auf das viele Geld abgesehen hat
Helen Clarvoe, die ebenso reich ist wie labil, lebt allein in einer kalifornischen Stadt. Zuerst glaubt sie, das Opfer irgendeines anonymen Irren zu sein, aber bald muss sie erkennen, dass die drohende Stimme am Telephon niemand anderem gehört als ihrer ehemaligen Kindheitsfreundin Evelyn Merrick - Evelyn, die all das verkörperte, was Helen hätte sein wollen.
Autorenporträt
Margaret Millar - Kanadierin aus deutsch-englischer Einwandererfamilie - studierte klassische Philologie, Archäologie und Psychologie, brachte es als Pianistin zum Konzertdiplom, arbeitete in Hollywood und erhielt so die gediegene Ausbildung zum Verfassen von Psycho-Thrillern. Ausgezeichnet mit dem Edgar-Allan-Poe-Preis und gefeiert als witzigste Analytikerin des American Way of Life and Death.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.05.2006

Band 18
Der Horror aus dem Telefonhörer
Margaret Millars „Liebe Mutter, es geht mir gut”
In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts eroberte das Grauen den Mittelstand. Längst vorbei war die Zeit, wo man, um sich zu gruseln, verlassene Friedhöfe, verfallende Schlösser, Mondnächte oder - wie noch in Fontanes „Effi Briest” - seltsame Geräusche vom Dachboden benötigte. Das Entsetzen hauste nun, man denke an Hitchcocks Filme oder die Romane von Highsmith, auch in durchschnittlichen Wohngebieten, zwischen funktionalen Möbeln, vor den Panoramafenstern moderner Architektur. Es kam aus den Seelen der Bewohner, durchschnittlicher Menschen, deren Alltagssorgen - beruflicher Abstieg oder eine Liebeswirrung - bestenfalls Anstoß gaben für das Versinken in einem Strudel der Angst. Das Formgesetz solcher Thriller wurde die Eskalation, das Schneeballprinzip: kleiner Auslöser - Lawine.
In diese Welt gehört, mit durchaus eigenständigen Akzenten, die kalifornische Autorin Margaret Millar. Ihr Psychokrimi von 1955 „Liebe Mutter, mir geht es gut” trägt im Original den Titel „Beast in View”, also „Scheusal in Sicht”. Tatsächlich erschien selten die Auflösung einer Kriminalgeschichte so überraschend und zugleich so offensichtlich. Tat und Täter liegen so unmittelbar vor den Augen des Lesers wie Poes „Stibitzter Brief”, und doch sieht sie keiner.
Selbst der allerfindigste Leser, der, was wenig wahrscheinlich ist, gleich merkt, worauf die Sache hinausläuft, dürfte sich an der Atmosphäre von fauliger Beklemmung delektieren, die den Roman von der ersten Szene an beherrscht. Eine Frau wird angerufen. Die Anruferin weiß, was die Angerufene tut, ja sie kann vorhersagen, was ihr im Lauf der nächsten halben Stunde widerfahren wird. Zudem hat sie tiefe, vergiftete Blicke in die Seele ihres Opfers getan, kennt deren Schwächen, Wunden und Ängste. In ihrer Kristallkugel, so sagt das böse Wesen am anderen Ende der Leitung, sieht sie alles, was kommen wird - und es kommt.
Bald scheint klar, wer die unheimliche Anruferin ist, denn sie belästigt eine ganze Familie, die Clarvoes, bestehend aus einer verwitweten Mutter, einem Sohn und einer Tochter. Durch pures Reden am Telefon bringt sie die hässlichsten Geheimnisse der Familie und ihres Umkreises ans Tageslicht - Selbstmord und Mord sind die Folge. Spät tut der Leser selbst einen Blick in die Seele der Verbrecherin: „Wenn die Falltüre der Telefonzelle fest hinter ihr geschlossen war, fühlte sie sich sicher, warm und geborgen, fern vom Bereich der Menschheit, wie ein Kind in einem Theater oder ein Dichter in einem Elfenbeinturm. Vor sich hinlächelnd, wählte sie die Nummer und atmete verbrauchte Luft tief in ihre Lungen ein, als wäre es reiner Sauerstoff.”
Margaret Millar hat viel gelernt vom avancierten Roman ihrer Zeit, vor allem den Wechsel der Identitäten, sie schlüpft nacheinander in ihre verschiedenen Charaktere, und obwohl nach wenigen Seiten alles klar scheint, will die Empfindung von Rätsel beim Leser nicht weichen - zu Recht, denn erst ganz am Ende, nicht mit einem Schlag, sondern doch in einem gleitenden Übergang von beachtlicher Virtuosität wird das Geheimnis offenbar. Es liegt in der Seele, gewiss, und wir haben hier ein Zeugnis des damaligen Erfolges psychoanalytischer Theorien, aber, wie gesagt: Die Lösung liegt nicht in der Tiefe, sondern in Sicht.
GUSTAV SEIBT
Margaret Millar Foto: Hal Boucher
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