Die Analyse des "Trümmerfilms" Liebe 47 aus dem Jahr 1949 in der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit der Konstruktion von Gender im Film. Zugleich wird der geschlechtsspezifische Blick des Publikums des Jahres 1949 auf diesen Film untersucht. Mittels der Methode poststrukturalistischer Diskursanalyse verschränkt mit einer psychoanalytischen Interpretationsweise gelangt die Arbeit auf diese Weise zu Ergebnissen, die von der klassischen Geschichtsforschung meist übersehen wurden. So erscheinen die wenigen Jahre nach 1945 als eine Zeitspanne, in der in extrem verdichteter Form eine diskursive Verschiebung der Geschlechteridentitäten stattgefunden hat. Sie umfaßt sowohl eine uns heute befremdlich vorkommmende Geschlechteridentität, die durch den Zusammenbruch 1945 entstanden war, als auch ihre Tranformation hin zu einer wieder patriarchalen Identität im Übergang zu den 1950er Jahren. Die von der historischen Medienwissenschaft vernachlässigte Zeit des direkten Nachkriegsdeutschlands mit seinem spezifischen Geschlechterverhältnis wird dem Leser und der Leserin vor Augen geführt.