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In Irland hat Aisling ihre Kindheit und Jugend verbracht, bis sie ihre Heimat verließ. Nach Studienjahren in Paris lebt sie nun in einem kleinen Städtchen Umbriens, im Herzen Italiens. Sie ist Übersetzerin; sie vertieft sich auf Ausflügen nach Rom, Siena und Florenz in die Kunstgeschichte und hat über ihre Zukunft noch nicht entschieden. Eigentlich weiß sie noch immer nicht, wohin sie gehört. Da lernt sie Ted kennen, einen Amerikaner, und die mühsame Balance ihres Daseins gerät ins Wanken. Der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch der Ostblockstaaten bilden den Zeithintergrund für…mehr

Produktbeschreibung
In Irland hat Aisling ihre Kindheit und Jugend verbracht, bis sie ihre Heimat verließ. Nach Studienjahren in Paris lebt sie nun in einem kleinen Städtchen Umbriens, im Herzen Italiens. Sie ist Übersetzerin; sie vertieft sich auf Ausflügen nach Rom, Siena und Florenz in die Kunstgeschichte und hat über ihre Zukunft noch nicht entschieden. Eigentlich weiß sie noch immer nicht, wohin sie gehört. Da lernt sie Ted kennen, einen Amerikaner, und die mühsame Balance ihres Daseins gerät ins Wanken. Der Fall der Berliner Mauer und der Zusammenbruch der Ostblockstaaten bilden den Zeithintergrund für dieses Portrait einer jungen Frau, in der sich Freiheitsdrang und Sehnsucht nach Zugehörigkeit streiten. Bewundernd teilt sie das Leben der Leute in jenem San Giorgio, ihre Feste, ihre Riten und Enttäuschungen. Zugleich aber denkt sie an die Landschaft Irlands, und eines Tages macht sie sich auf, um sie wiederzusehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.08.1998

Hinter Pirandellos Maske
Wache Sinne: Deirdre Madden reist von Irland nach Italien

Es scheint, als stünden jungen Schriftstellern, die aus Nordirland stammen, zwei Wege offen. Sie können den Stier bei den Hörnern packen und den Bürgerkrieg zu ihrem Thema machen. Oder sie packen die Koffer und ziehen fort. Deirdre Madden, Jahrgang 1960, ist diesen Weg gegangen und hat viele Jahre lang in Paris gelebt und gearbeitet. Von den fünf Romanen, die sie seit den frühen achtziger Jahren veröffentlicht hat, ist jetzt der dritte, "Remembering Light and Stone" (1992), ins Deutsche übersetzt worden.

Er ist typisch für das bisherige Werk dieser Autorin. Ihre Perspektive bleibt europäisch, selbst wenn sie schreibend nach Irland zurückkehrt. Italien und Irland sind die wichtigsten Stationen des Buches. Aisling, Hauptfigur und Ich-Erzählerin, eine Irin Anfang Dreißig, hat ihrer Heimat im Westen Irlands den Rücken gekehrt. Als Übersetzerin von Gebrauchstexten schlägt sie sich zuerst in Paris, dann in dem süditalienischen Städtchen San Giorgio durch. Aus Paris ist sie wegen einer unglücklichen Liebe geflohen. Nun wird sie, als der Amerikaner Ted ihren Weg kreuzt, erneut auf die Probe gestellt. Auch diese Beziehung ist nicht von Dauer, Aisling deutet dem Leser ihr Scheitern schon auf den ersten Seiten des Romans an. Man befindet sich im Juli des Jahres 1990 in Rom. In der Rückblende auf das Jahr zuvor erzählt Aisling davon, wie sie Ted auf dem Marktplatz von San Giorgio kennengelernt hat, von ihren gemeinsamen Reisen nach Florenz, Venedig, Amerika und Irland. Im Hintergrund der Erzählung fällt der Eiserne Vorhang, die politischen Umwälzungen in Europa finden in den Überschriften der Zeitungen statt, die Aisling kauft. Am Ende beschließt sie, in ihr Elternhaus zurückzukehren.

"Ich bin kein Mensch, der ein großes Talent zum Glücklichsein hat", sagt die Ich-Erzählerin. Sie zeichnet von sich selbst das Bild einer Frau, deren Sensibilität ins Neurotische reicht. Ihre Albträume und düsteren Gedanken sind ihrer Umwelt und vor allem Ted unheimlich. Eine von Aislings Visionen - sie sieht darin einen hängenden Frauenkörper - wird sich erfüllen: Ihre Vermieterin Franca erhängt sich. Francas Tod wird für Aisling zu einem Schlüsselerlebnis, das sie veranlaßt, ihr Italienbild zu korrigieren: "Jetzt erkenne ich, daß ich sie überhaupt nicht verstanden habe. Manchmal, wenn ich an Franca denke, fällt mir ein, daß Pirandello einmal sagte, Italiener weinen hinter einer Maske, die ein lachendes Gesicht zeigt."

"Licht und Stein" ist eine mehrsträngige Studie über die Spuren, die der Tod im Bewußtsein der Menschen hinterläßt. Auch Aislings Mutter ist früh gestorben, und die Erzählerin deutet an, daß hier und im Alkoholismus ihres Vaters die Wurzeln ihres Unglücks liegen. An dieser Stelle wird Aislings Bericht allerdings assoziativ bis zur Unkenntlichkeit: Die Erinnerung an eine triste Kindheit ist kaum mehr als eine Schraffur, eine düstere Grundstimmung, die unter der Erzählung liegt. Nicht nur mit Ted spielt Aisling Verstecken, sie offenbart sich auch dem Leser nicht bis ins letzte. Ihr Entschluß, nach Irland zurückzukehren, entfaltet daher nicht jene karthatische Wirkung, die ihm von der Komposition des Romanes her zustünde.

Deirdre Madden hat ihrer Erzählerin wache Sinne mitgegeben. Die Substanz von "Licht und Stein" liegt in den Zwischenräumen der Erzählung, in den Stimmungen und Beobachtungen des Lebens im ländlichen Italien. Aisling ist um Worte nicht verlegen, schon gar nicht um solche, die ins Halbdunkel menschlicher Beziehungen zielen. Mit "Licht und Stein" hat Deirdre Madden der Italienliteratur eine ebenso melancholische wie eindringliche Stimme hinzugefügt. TANYA LIESKE

Deirdre Madden: "Licht und Stein". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Irene Rumler. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 1998. 282 S., geb., 38,- DM.

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