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Long before he published his famous "Alice's Adventures in Wonderland" story, Carroll was a photographer. This handsome volume makes clear the extent and complexity of Carroll's photographic art. Includes rare and never before seen images. 485 photos.

Produktbeschreibung
Long before he published his famous "Alice's Adventures in Wonderland" story, Carroll was a photographer. This handsome volume makes clear the extent and complexity of Carroll's photographic art. Includes rare and never before seen images. 485 photos.
Autorenporträt
Roger Taylor & Edward Wakeling With an introduction by Peter C. Bunnell
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.06.2002

Wunderland ist hier: Die Fotografien von Lewis Carroll aus dem Besitz der Universität Princeton

Die Viktorianer wußten, daß der Blick der Kamera Dinge offenbart, die das bloße Auge nicht erkennen kann. Charles Lutwidge Dodgson, besser bekannt als Lewis Carroll, war ein manischer Menschenbeobachter. Mit Worten entführte er sie ins Reich der Phantasie, mit Hilfe der Kamera erkundete er ihre Geheimnisse. Der Akt des Fotografierens ähnelt dem des Geschichtenerzählens: Beide führen eigene, in sich geschlossene Welten vor Augen.

Das Gros der erhaltenen Fotografien Carrolls, dessen Ruhm als Fotograf längst so groß ist wie als Schriftsteller, befindet sich heute in den Vereinigten Staaten. Die größte Sammlung besitzt die Universität Princeton, die sie in dem vorliegenden Band erstmals vollständig dokumentiert. Bei Carrolls Tod 1898 umfaßte sein Werk gut 2500 Negative sowie eine Folge von Alben, von denen zwölf überdauert haben. Am produktivsten war er von 1857 bis 1862: Siebenhundert Aufnahmen entstanden in diesen Jahren, darunter auch seine berühmteste: Alice Liddell als "The Beggar Maid".

Die meisten seiner Aufnahmen zeigen Kinder, vor allem Mädchen - eine Tatsache, die Carroll zu Lebzeiten weniger als heute in Verruf gebracht hat. So gewiß wie sein untadeliges Verhalten den jungen Modellen gegenüber scheint auch, daß Carroll in der Gesellschaft von Kindern brillierte: Sein Stottern verschwand, mit seinen Schilderungen schlug er die jugendliche Zuhörerschaft in Bann. In dieser Vertrautheit ließ sich offenbar auch am besten jene entspannte Atmosphäre teetrunkener Sommernachmittage erzielen, die den als tableaux vivants inszenierten Bildern ihre Magie verleiht. Immer wieder scheinen die Kinder über ihren Büchern einzuschlummern, sind vom Spiel gelangweilt oder sitzen einfach nur auf dem Rasen und äugen mit schweren Lidern in Richtung Objektiv. Gerade in den Einzelporträts betont die angestrengte Konzentration während der langen Belichtungszeit den abwesenden Ausdruck der Mädchen. Zu Recht zählt Roger Taylor Carrolls Fotografien von Kindern zu den eindringlichsten des neunzehnten Jahrhunderts: Sie zeugen von Komplizenschaft, nicht von Voyeurismus. Carroll, Oxforder Dozent für Mathematik und Logik, nutzte die langen Sommerferien, um seinem Hobby zu frönen: Er packte Kamera und Ausrüstung und zog los, um Verwandte zu besuchen - und abzulichten. Früh legte er sich eine Ottewill-Kamera zu, die zum Teuersten gehörte, was es damals gab. Mit ihr konnte er zu einer Zeit, als die Größe des Negativs die Größe des Bilds bestimmte und Vergrößerungen unmöglich waren, unterschiedliche Formate aufnehmen.

Es ist viel gerätselt worden, warum Carroll die Fotografie 1880 aufgab. Taylor glaubt, sein Anstandsgefühl den Familien seiner Modelle gegenüber habe den Ausschlag gegeben. Carroll hatte zuletzt mit Aktaufnahmen experimentiert (die er später vernichtete) und dann auch noch einem siebzehnjährigen Modell einen Kuß gegeben. Beides zusammen sorgte für heftiges Gerede. Carroll gab sein Studio auf, zeigte jedoch bis ans Lebensende seine Alben und gab weitere Abzüge in Auftrag. - Unsere Abbildung zeigt Fanny, Maria, Joanna und Anne Smith, aufgenommen an einem Sommertag des Jahres 1859. (Roger Taylor, Edward Wakeling: "Lewis Carroll Photographer". The Princeton University Library Albums. Mit einer Einleitung von Peter C. Bunnell. Princeton University Press, Princeton und Oxford 2002. 287 S., geb., 35,- £.).

FELICITAS VON LOVENBERG

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