Produktdetails
  • Spannend erzählt
  • Verlag: Verlag Neues Leben
  • Seitenzahl: 572
  • Altersempfehlung: ab 12 Jahren
  • Deutsch
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 724g
  • ISBN-13: 9783355017022
  • ISBN-10: 3355017027
  • Artikelnr.: 13422504
Autorenporträt
James Fenimore Cooper, geb. 1789 in Burlington/New Jersey, verfaßte politische Schriften, Reisebücher, sozialkritische Romane, Satiren und Seeromane, mit denen er Wegbereiter für Herman Melville und Joseph Conrad war. Der Autor verstarb 1851 in Cooperstown/New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.05.2001

Wo der Freund wartet und die Mutter niemals hinkommt
Einsamkeit des Waldläufers: James Fenimore Coopers "Lederstrumpf"-Romane und die Geburt des Western

Als der amerikanische Traum zum erstenmal geträumt wurde, war der Wilde Westen nicht in New Mexico oder Utah, sondern noch sehr weit im Osten. Wo, das läßt sich finden: Gerade zweihundertfünfzig Kilometer nordwestlich von New York City liegt der See, an dem das literarische Leben des ersten Heldenpaares aller Geschichten vom "wild, wild west" beginnt. Dort, am Lake Otsego, treffen sich das tapfere Bleichgesicht und die edle Rothaut, um gemeinsam das Ende ihrer Jugend und den Ritus des Erwachsenwerdens zu begehen: Der Lederstrumpf und der letzte Mohikaner sind auf ihrem ersten Kriegspfad. Das Jahr ist 1740, vielleicht etwas später.

Es ist Juni, ein strahlend schöner Tag. Unter den großen Staaten Europas tobt ein Krieg, bei dem es angeblich um die Erbfolge in Österreich und tatsächlich um eine Neuordnung ihrer Machtverhältnisse geht. Doch davon entsteht in der Wildnis Nordamerikas gerade nur erst eine Ahnung - noch verbirgt der Wald die Bewegung der Feinde und die Farben im Gesicht des Indianers. Kein Tomahawk schwirrt durch die Luft. Noch ist die Natur jenseits der Geschichte, eine pastorale, eine prähistorische, eine romantisch unbefleckte Idylle: "Wohin das Auge sich wandte, es fiel auf nichts als auf die spiegelgleiche Fläche des Sees, die stille Leere des Himmels und den dichten Kranz der Bäume. So reich und üppig war der Wald, daß kaum eine Lichtung zu erblicken war; alles, was von der Erde wahrgenommen werden konnte, von den runden Bergrücken bis zum Saum des Wassers, war grün - ein einziges, ungebrochenes Grün. Und als wäre die Natur mit einem so vollständigen Triumph noch nicht zufrieden, wuchsen die Bäume über den See und übereinander und reckten sich nach dem Licht. Meilenweit hätte ein Boot unter den Ästen dunkler, an Rembrandt erinnernder Schierlingstannen gleiten können, unter zitternden Espen und schwermütigen Fichten."

So, gar nicht steif wie in den unendlich oft revidierten und einem jugendlichen Publikum angepaßten Übersetzungen der Lederstrumpf-Romane aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, sondern bewegt und romantisch, fast ein wenig wie Adalbert Stifter, müßte "Der Wildtöter" von James Fenimore Cooper auf deutsch eigentlich klingen - eben wie ein Schriftsteller seiner Zeit: Geboren ist der erste große amerikanische Schriftsteller am 15. September 1789, gestorben vor knapp hundertfünfzig Jahren, einen Tag vor seinem 62. Geburtstag. Ein Heimatdichter, der Erfinder des Wilden Westens sowie einer der ersten Verwender eines Serienhelden, Lieblingsautor von Franz Schubert. Ideenlieferant für Goethe, Stifter, Balzac, Sue, Dumas père und den größten Teil der abendländischen Unterhaltungsindustrie.

In seiner amerikanischen Wildnis gibt es keine Mücken und keine Ameisen, es fließt kein Schweiß, und niemand flucht. Der Anblick ist eine Vision wie die Böhmischen Landschaften des Caspar David Friedrich, die Figuration eines Goldenen Zeitalters und eine große moralische Lehre. Auch wer sich tagelang durch den weglosen Urwald, durch Sumpf und Dickicht geschlagen hat, bleibt Philosoph, und Lederstrumpf, der reine Jüngling Nathaniel Bumppo, tritt an das Ufer und versteht augenblicklich die Symbolik: "S'ist groooß! - S'ist heilig! - S'is Natur, die sich über sich selbst erhebt, und wie demütig man da wird! Kein Baum berührt, nicht einmal von der Hand einer Rothaut, soweit ich sehen kann. Alles belassen in der Ordnung des Herrn, um zu leben und zu sterben nach seinem Willen und Gesetz."

Der "Wildtöter", die Erzählung dieser Initiation, wurde 1841 veröffentlicht. Er ist in der Chronologie der Lederstrumpf-Romane der erste, in der des Autors aber der zuletzt entstandene der fünf Romane, die miteinander die "Leatherstockingtales" bilden. In ihnen schildert James Fenimore Cooper die Entstehung der Vereinigten Staaten - anhand jenes Archetyps, aus dessen Reproduktionen sich der zweite große Mythos der bürgerlichen Populärkultur zusammensetzt: Denn was beherrscht, nach der Liebe, die Welt des schönen Scheins mehr als die Darstellung eines freien Individuums, wie es sich, allein und nur auf die eigene Kraft vertrauend, den Weg durch irgendeine Wildnis bahnt? Es entsteht, aus einer Kreuzung von Reiseerzählung, empfindsamem Roman und Gothic Novel: der Western.

Doch für die Helden der Wildnis gibt es wenig zu gewinnen. Auch die erste aller amerikanischen Varianten auf dieses Thema endet nicht in einem Schaukelstuhl auf einer offenen Veranda, das eigene Land und die Schar der Enkel im Blick, sondern mit einer Art Ritt in die untergehende Sonne: He's still on the run. Er ist endlos allein. Am Ende aller Geschichten vom Lederstrumpf ist der Held, mittlerweile weit über achtzig, noch immer unterwegs. In der "Prärie", 1827, knapp fünfzehn Jahre vor dem "Wildtöter" entstanden, wackelt er auf seinen dürren, faltigen Beinen durch die baumlosen Landschaften des Mittleren Westens und beschwört mit der Bitterkeit des enttäuschten Liebhabers die alten Zeiten. Auf der unendlichen Flucht vor einer Zivilisation, der er doch selbst den Weg bereitete. Was er auch tut - er wird zum Opfer seiner Leidenschaft für die Unberührtheit, weil die sich, kaum daß er sie findet, in eine Grenze, in the american frontier, verwandelt. Sein Heldentum ist sein Verhängnis: "Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist den Waldläufern und Fallenstellern eine verfluchte Bande von Holzhackern auf den Fersen und zerstört die Wildnis, die sich so breit und reich am westlichen Ufer des Mississippi hinstreckt. Dann wird das Land, von der Küste Maines bis zum Fuß der Rocky Mountains, eine einzige besiedelte Wüste sein, beherrscht von den Widerlichkeiten und Tücken der Menschen."

Mit James Fenimore Cooper, dem ersten Berufsschriftsteller der Vereinigten Staaten, entsteht eine literarische Landschaft: Nordamerika. Bei ihm aber verkehrt sich, was Nationalliteratur sein müßte, in die Beschwörung einer versinkenden Welt. Erzählt wird der Augenblick ihres Verschwindens. Die Wehmut, die dazugehört, teilt Cooper mit dem Autor, von dem er die Form des historischen Romans übernahm und der neben Byron der einzige war, mit dem Coopers literarischer Ruhm in den Jahren um 1830 verglichen werden konnte - mit Walter Scott.

Denn auch bei Scott geht die Entdeckung einer poetischen Topographie, nämlich Schottlands, einher mit dem Bedauern, daß eine archaische, eine obsolet gewordene Gesellschaftsform zugrunde geht. Am Ende der Romane indes, am Punkt der Auflösung, wenn bei Scott eine Versöhnung von Engländern und Hochländern doch wenigstens als Möglichkeit erscheint, kommt bei Cooper nur noch ein Scheitern: Die Zivilisation, gedankenlose Holzfäller, habgierige Siedler und egalitäre Banausen, schreitet voran, und das kann zwar gar nicht anders sein, aber traurig ist es doch: "Befragen Sie Ihr eigenes Gewissen, Richter Temple! Gehen Sie zu dieser Tür, Sir, und schauen Sie hinaus auf das Tal, den stillen See und die dunklen Berge. Und fragen Sie Ihr Herz, falls Sie eines haben: Woher kamen diese Reichtümer, dieses Tal und diese Berge, und warum bin ich ihr Eigentümer? Ich denke, Sir, daß die Gestalten Mohegans und Lederstrumpfs, wie sie arm und verloren durch das Land ziehen, Ihnen den Anblick verleiden sollten!"

Der Mann, der da angeschrien wird, ist Marmaduke Temple, Großgrundbesitzer und Richter eines Städtchens, das fünfzig Jahre nach den Ereignissen im "Wildtöter" an der Stelle steht, von wo Lederstrumpf zum erstenmal jene paradiesische Landschaft erblickte. Die Geschichte, in der es zu dieser Auseinandersetzung kommt, heißt "Die Ansiedler". Lederstrumpf hat nun fast vierzig Jahre am Lake Otsego gelebt, aber die Idylle hat er nicht behalten dürfen. Von selbsternannten Anwälten des Fortschritts und der demokratischen Rechte und Pflichten verfolgt, wird er in einen endgültigen, ungleichen Kampf mit den Siedlern getrieben. Jetzt packt er seine Sachen: Keine ruhige Stunde habe er mehr gehabt, seitdem Richter Temple seine Leute hierherbrachte, meint er zum Abschied, er könne keinen Hammer mehr hören; und dann pfeift er seinem treuen Hund, schnallt seinen Gürtel enger und zieht dorthin, wo der Leser ihn im ersten Kapitel der "Prärie", direkt aus der untergehenden Sonne kommend, wiederfinden kann.

Richter Temple, daraus macht Cooper gar keinen Hehl, ist eine poetische Variante seines Vaters William; das Templeton der Siedler heißt in Wirklichkeit Cooperstown und gleicht dem Ort des Romans bis in die Inneneinrichtung seiner Gebäude. James Fenimore kennt jeden Winkel - schließlich wuchs er dort auf: Die Geschichte der Siedler von Templeton ist eine Literarisierung der väterlichen Pioniertätigkeit. Denn William Cooper, ein Makler aus New Jersey, hatte unmittelbar nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges eine Wildnis von über 20 000 Hektar weit jenseits von allem, was damals Zivilisation war, erworben. Aus dem Kaufmann wurde in wenigen Jahren ein stolzer Gutsbesitzer, ein Richter, ein Kongreßabgeordneter. Kein Amerikaner habe, brüstete er sich, mehr Land erschlossen als er selbst. Kurz: Hätte die amerikanische Demokratie die Existenz eines Adels vorgesehen und wären die Herren Barone geworden wie die Spekulanten bei Balzac, Vater Cooper hätte nicht nur das Patent auf sein Land. Es schreibt sein Sohn, kein Monarchist, aber ebenfalls sehr, sehr klassenbewußt: "Ein richtiger amerikanischer Gentleman steht höher als ein einfacher Baron. Herzogen und Prinzen ist er ebenbürtig!"

Vater Cooper starb 1809 an den Folgen eines Schlages auf den Kopf, den ihm ein politischer Gegner mit einem Gehstock verpaßt hatte. Das kleine Reich verfiel: Dem gehobenen Lebensstil der fünf Brüder Cooper hielt nach der Erbteilung auch ein solches Vermögen nicht stand.

Keine Frage wird in den Lederstrumpf-Romanen so oft diskutiert wie die, wem denn nun das Land gehöre - zum Beispiel den Indianern, die doch keinen Landbesitz kennen, oder denen, die es sich durch Landwirtschaft erarbeiten. Lederstrumpf steht gleichsam in der Mitte: Er ist jemand, der alles hat, weil er nichts will - na ja, einen Rehbock vielleicht, Pulver für seine Büchse und Bäume zum Anschauen. Deswegen ist seine Waldeinsamkeit zweierlei: eine Bewegung, die von der Gesellschaft wegführt, eine Flucht vor Enge, Gewalt und Verlogenheit auf der einen, eine Hingabe an eine höhere, natürliche Ordnung auf der anderen Seite: "Was will der Mensch auf einer Rodung, das er nicht doppelt im Wald finden könnte? Wenn er sich nach Luft, nach Raum, nach Licht sehnt - das findet er in den Schneisen, die der Wind gebrochen hat, oder an Seen . . . Mir scheint, daß die Menschen in den Siedlungen immer an ihr eigenes Ende, an ihren Untergang denken müssen. Und das ist nicht der Untergang, der in Zeit und Natur liegt, sondern das Ende, das auf Verschwendung und Gewalt folgt . . ." In der Einsamkeit des Waldläufers entsteht eine Souveränität - wer nur auf sich verwiesen ist, ist Herr seiner Geschicke.

Lederstrumpf ist der letzte Mohikaner unter den Weißen - der letzte amerikanische Souverän, ein edler weißer Wilder, ein Aristokrat im Urwald, ein Krieger, der sein Ehrenwort höher hält als sein Leben und, wie Cooper immer wieder erwähnt, in puncto Takt einem Hofmann nicht nachsteht. Sein Gefährte ist deswegen nicht zufällig ein Häuptling, streng, schweigsam, moralisch wie ein Wilder bei Rousseau und treu bis in den Tod. Chingachgook, der letzte Mohikaner, der einzig Verbliebene des archaischen Indianertums. Die Freundschaft zwischen den beiden ist ein Akt der Verzeihung: für jenen großen Landraub am indianischen Volk, der allen anderen Landräubereien vorausging.

Zweimal hält der empfindsame Roman seinen Einzug in das Leben des einsamen Waldläufers. Einmal wird er geliebt und sagt nein, das andere Mal liebt er und wird zurückgewiesen. Er kann nicht heiraten, denn in Wahrheit ist er allein der Natur verbunden, ein keuscher Liebhaber des Waldes, mit dem er in bezug auf Unberührtheit gleichsam wetteifert: Seine Liebe ist ein reines Opfer, selbstlos bis zur völligen Hingabe und daher absolut ohne Schuld.

Als Cooper den Mythos des freien Westens weiterschrieb und Lederstrumpf in die weiten Ebenen der Prärie fliehen mußte, nahm sein Autor den umgekehrten Weg. Er zog 1826 nach Paris, bereiste Europa gründlich und kehrte erst sieben Jahre später in die Vereinigten Staaten zurück. In Europa übernahm Cooper die Rolle eines Repräsentanten amerikanischer Kultur - er war es zunächst sogar offiziell, als unbezahlter amerikanischer Konsul in Lyon. Aber selbst nachdem er diesen Posten aufgegeben hatte, sah er es als seine Aufgabe an, Europäern die amerikanische Kultur zu erklären, Amerikanern die europäische und schließlich auch Amerikanern die amerikanische. Kurz: Er wurde zum Propheten eines Ideals von Amerika, und auch dieser Prophet galt wenig und am wenigsten zu Hause.

Der Übergang von der poetischen Darstellung eines amerikanischen Ideals hin zu seiner theoretischen Fassung und schließlich zur Kritik an der amerikanischen Gesellschaft, deren Wirklichkeit halte ihren Idealen nicht stand, markiert den Niedergang eines großen literarischen Ruhms. Die Anfänge Coopers als bestgehaßten Mannes der Vereinigten Staaten liegen in der Veröffentlichung seiner sozialkritischen Schriften, die ungefähr mit seiner Rückkehr in die Staaten zusammenfällt: "Amerika erscheint mir nicht mehr als Amerika. An der Stelle der ehrwürdigen Unterwerfung gegenüber dem Gesetz, einer sicheren Unterscheidung zwischen richtig und falsch, einer reinen und doch klug abgewogenen Freiheit . . . stehen heute die Gier von Plünderern, die sich mit der politischen Maschinerie verbunden haben, und die Feigheit der Gauner, denen man politische Autorität gegeben hat." Wohin kehrte Cooper zurück, als er heimkam? Nach Cooperstown, im Vollzug einer doppelten Genealogie - der des Vaters und der des literarischen Helden. Allein darin liegt schon eine Herausforderung.

Am Ufer des Lake Otsego, knappe drei Meilen nördlich der Residenz des Gutsbesitzersohns und nunmehrigen Schriftstellers Cooper, liegt ein kleines, idyllisches Stückchen Land, von wo man den ganzen See überblicken kann. Diese unfruchtbare Halbinsel gehörte zu den wenigen Grundstücken, die stets im Besitz der Coopers geblieben waren: Vater William hatte in seinem Testament darauf bestanden. An diesem Stückchen Land, das längst als Ausflugsziel und Picknickplatz der Gemeinde Cooperstown benutzt wurde, eskalierte der latente Konflikt zwischen Cooper und der amerikanischen Öffentlichkeit zum Pressekrieg: Die Ausflügler hatten den Platz ein wenig verkommen lassen, und als sie dann noch einen Baum fällten, der für den Dichter mit Erinnerungen verbunden war, meinte der, öffentlich an sein Besitzrecht erinnern zu müssen. Binnen Stunden entstand ein Skandal, hatten sich sechzig aufgebrachte Einwohner versammelt und forderten die Rücknahme aller Ansprüche Coopers auf diesen Platz: "Es ist beschlossen, daß die Sprache und das Verhalten Coopers im Zusammenhang seiner Versuche, seine Vorstellungen von ,Liberalität' durchzusetzen, sowie seine Bemühungen, Bürger dazu zu zwingen, um die Erlaubnis zur Benutzung des Grundstückes anzusuchen, dazu geführt hat, ihn der Mehrheit der Bürger dieser Gemeinde verhaßt zu machen. Ferner ist beschlossen, daß wir den Vorstand der Franklin Bibliothek in dieser Gemeinde auffordern, alle Werke Coopers aus dieser Bibliothek zu entfernen." Die Geschichte zog Kreise - erst in der Nachbarschaft, dann bei Coopers politischen Gegnern in New York und Washington. Zehn Jahre führte Cooper Prozesse wegen Verleumdung. Wäre er nur fünfzehn Jahre jünger, meinte er, er wäre wieder nach Europa gezogen - Amerika wird Cooper zu einer engen, bösen, intoleranten Welt.

Cooper ist beleidigt, so beleidigt, daß die meisten seiner späten Romane den Charakter von Kolportagen haben. Immer wieder gestaltet er den Kampf um Stand und Landbesitz, das Elend der egalitären Demokratie und die dumpfe Brutalität der Presse. Im Vorwort zur ersten Gesamtausgabe der Lederstrumpf-Geschichten schreibt Cooper, wenn irgend etwas aus seiner Feder ihn überlebe, so seien es diese fünf Bücher. Er hat recht behalten: um den Preis ihrer Verwandlung in Schmöker. Vergessen sind seine 27 anderen Romane, seine politischen und historischen Schriften. Doch Lederstrumpf und der letzte Mohikaner zogen noch lange durch die Phantasien der männlichen Jugend, durch ein Arsenal des Schreckens von Mord, Totschlag und abgezogenen Kopfhäuten, durch eine Geisterbahn, in der hinter jede Ecke immer neue, immer schlimmere Überraschungen hervorbrechen. Stets auf der Flucht oder sonstwie in die Wildnis verschlagen - irgendwo jedenfalls, wo die Mutter auf keinen Fall hinkommen kann und wo der Freund am Waldrand wartet.

THOMAS STEINFELD

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