Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 11,00 €
  • Buch

Ein literarische Geschichte durch den lateinamerikanischen Kontinent. Von Las Casas, de Xerez und Mexías über Núñez, Zarco, Pombo und Caro, Reyes, Asturias und Borges bis Neruda, de Lima, Paz und Márquez stellt die Literaturgeschichte alle großen lateinamerikanischen Schriftsteller ins Rampenlicht. Augenfällig wird dabei der gesellschaftliche und kulturelle Wandel. Gegliedert in die sieben Großräume Mexiko, Mittelamerika, Karibik, Kolumbien/Venezuela, Andenländer, "Cono Sur" und Brasilien präsentiert sich die Literaturgeschichte als lebendiges Nachschlagewerk. Dank der gelungenen Verknüpfung…mehr

Produktbeschreibung
Ein literarische Geschichte durch den lateinamerikanischen Kontinent. Von Las Casas, de Xerez und Mexías über Núñez, Zarco, Pombo und Caro, Reyes, Asturias und Borges bis Neruda, de Lima, Paz und Márquez stellt die Literaturgeschichte alle großen lateinamerikanischen Schriftsteller ins Rampenlicht. Augenfällig wird dabei der gesellschaftliche und kulturelle Wandel. Gegliedert in die sieben Großräume Mexiko, Mittelamerika, Karibik, Kolumbien/Venezuela, Andenländer, "Cono Sur" und Brasilien präsentiert sich die Literaturgeschichte als lebendiges Nachschlagewerk. Dank der gelungenen Verknüpfung von Text und Illustration ein Vergnügen für Neugierige und Kenner.
Autorenporträt
Michael Rössner, Professor für Romanische Philologie an der Universität München; Mitherausgeber der Zeitschrift "Iberoromania"; Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur französischen, italienischen, spanischen und lateinamerikanischen Literatur.
Rezensionen
"Der Sisyphus hat den Stein gewälzt und wir verfügen nun dank Rössner über ein gut strukturiertes, durch das griffige Register und die Epochenbibliographien aufgeschlüsseltes Handbuch, das mehr bietet als eine Geschichte nur der Literatur [...]" Gustav Siebenmann

"Die Neuauflage ist aber auch deswegen willkommen, weil sie den Ausblick auf fünfhundert Jahre Literatur in diesen Ländern öffnet, von denen für die europäischen Leser fast ausschließlich die letzten fünfzig Jahre präsent sind." IFB

"Diese 'Lateinamerikanische Literaturgeschichte' eröffnet einen weiteren Horizont, ohne die Gegenwart zu vernachlässigen. Insofern wird auch mit Gewinn lesen, wer an der Kolonialisierung Lateinamerikas, an der Unabhängigkeit und an den gesellschaftlichen Strukturen interessiert ist." lehrerbibliothek.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.03.1996

Die Affäre Padilla
Geschichtssprünge: Eine lateinamerikanische Literaturgeschichte

In den siebziger Jahren pflegte man das Eindringen der lateinamerikanischen Literatur in den deutschen Buchmarkt mit dem euphorischen Begriff "Boom" zu verknüpfen, und die Autoren dieses Lexikons klammern sich geradezu hartnäckig an die damalige Durchbruchssituation. Haben die spanische und die portugiesische Literatur des Subkontinents nun tatsächlich ihr breites Publikum gefunden, besteht Bedarf nach einer historisch ausgreifenden Darstellung der fiktionalen und chronikalischen Zeugnisse aus dieser Weltgegend?

Zunächst einmal Region und Grenzen: Die französischsprachigen Literaturen Haitis und der Antillen bleiben außerhalb, ansonsten alles vom Rio Grande bis nach Feuerland, selbstverständlich unter Einschluß Brasiliens. Ausgangspunkt sind die Reisen des Kolumbus, dann überschauen wir die Kolonialzeit mit ihren zahllosen historiographischen und chronikalischen Überlieferungen, treten in die Barockepochen der verschiedenen Länder ein, folgen weiter den Unabhängigkeitsbewegungen seit Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, dürfen Modernismo- und Avantgardeströmungen in Lateinamerika beobachten und blicken zuletzt auf nachmodernistische Entwicklungen bis hin zum Stand von 1995 - also Literaturgeschichte von einer Breite und Vielfalt, wie sie auf dem deutschen Buchmarkt noch nicht vorlag. Beim Durchblättern fallen sogleich die etwa 350 (leider oft kleinformatigen) textbegleitenden Abbildungen ins Auge: Autorenporträts, Manuskriptseiten, Buchumschläge, Filmfotos und Stadtansichten.

Eine zusammenhängende Lektüre des Buches allerdings bereitet große Mühe, und der Grund läßt sich am einfachsten statistisch darlegen. Stichprobenweises Auszählen des umfangreichen Registers zeigt: Diese Literaturgeschichte erwähnt knapp zweitausend Werke und etwa 1500 Schriftstellernamen; das ergibt im statistischen Mittel auf jeder der fünfhundert Druckseiten beinahe sieben Nennungen, seien es Werke oder Autoren. Also stehen jeweils nur wenige Zeilen zur Verfügung, so daß sich Versatzstücke und Leerformeln zwangsläufig einstellen.

Auch das vom Herausgeber, dem Münchner Romanisten Michael Rössner, entwickelte Konzept von "Großräumen" beschert wenig Neues: Wie gewohnt geht es wieder um Nationalliteraturen: eine halbe Seite Erzählendes aus El Salvador, Honduras und Costa Rica, eine Viertelseite ebensolches aus Panama, dann Theater in diesen Staaten, abschnittweise. Lektüreleitende Randglossen erleichtern zwar das Studium dieses Kompendiums, aber bei den angeführten Autoren fehlen fast immer die Lebensdaten; man muß sie im Register suchen. Wer sich zuverlässig über Autoren und die Abfolge ihrer Werke informieren will, sollte ohnehin nach wie vor zu Dieter Reichardts "Autorenlexikon Lateinamerika" greifen.

Wenig einladend wirkt auch der literaturwissenschaftliche Jargon mancher Beiträge. Daß auf jeder Seite des Buches von "Diskursen" die Rede ist, mag man noch schlucken. Was aber heißt "regionalistisch konnotierter Partialdiskurs"? Bei der Brasilianerin Clarice Lispector werden "Intentionen des Neorealismus intimistischer wie sozialkritisch-realistischer Tendenz in ein umfassendes metaliterarisches Modell integriert". Die Autoren möchten sich, laut Vorwort, an ein "nichtakademisches Publikum" wenden und doch "wissenschaftliches Profil" zeigen. Dazu bedürfte es nicht zuletzt einer besseren sprachlichen Überarbeitung.

Den einzelnen Abschnitten dieser Literaturgeschichte gehen historische Einführungen voran, die aber über ereignishistorische Skizzen, wie jedes bessere Lexikon sie bietet, nicht hinausgelangen. Die so gern beschworenen "Rahmenbedingungen" von Literatur lassen sich angesichts der wilden Geschichtssprünge, der chaotischen Situation der Überlieferung, der Bibliotheken und des Buchmarktes in Lateinamerika nicht in wenigen Zeilen darstellen.

Die einzige Chance, Literatur, zumal jene aus fernen Weltgegenden, einem breiteren Publikum verständlich zu machen, liegt in der strikten Auswahl exemplarischer Epochen, Werke, Autoren und Themen. Auf diesem Gebiet wird hier immerhin einiges geleistet, wenn auch nicht mit der nötigen Konsequenz: So wird etwa die "Modernismo"-Bewegung in den verschiedenen Regionen querschnittartig vorgestellt, im brasilianischen Falle noch verknüpft mit einer ausführlichen Würdigung von Mario de Andrades "Macunaíma"-Roman von 1928.

Festlesen kann man sich bei den Abschnitten über Kuba. Was es etwa mit der "Affäre Padilla" und der Testemonialliteratur im Gefolge der "Cimarrón"-Reportage auf sich hatte, prägt sich ein. Aufschlußreich auch ein Kapitel über die brasilianische Gegenwartsliteratur unter besonderer Akzentuierung von Ignácio de Loyola Brandãos Großstadtmontage "Zero" (1969) und Antonio Callados "Quarup" (1967).

Erwähnt werden muß auch die ausführliche Darstellung kolonialen und barocken Schrifttums, der Jesuitenchroniken und Missionsliteratur. Europäische Einflüsse vom Katholizismus über die Aufklärung bis hin zu Rousseau, Lord Byron, Zola und Victor Hugo kommen in den Blick. Auch gegenwartsnahe Aspekte werden behandelt: Frauenliteratur, argentinischer Tango, Theater, Film und andere visuelle Medien.

Hätten die Beiträge auf manche Stoffsammlung zugunsten deutlich herausgearbeiteter Schwerpunkte verzichtet, hätte ein sehr nützliches Buch entstehen können. Die breite Sachkenntnis der Autoren und die entschiedene Absicht des Herausgebers, dreizehn Mitarbeiter und vierzig einzelne Beiträge mit harter Hand zwischen zwei Buchdeckel zu zwingen, nötigt, bei mancher Unzufriedenheit im einzelnen, im ganzen Respekt ab. HANSPETER BRODE

Michael Rössner (Hg.): "Lateinamerikanische Literaturgeschichte". Verlag J. B. Metzler, Stuttgart und Weimar 1995. 542 S., 350 Abb., geb., 49,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr