49,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Auf dem einstigen Münchner Zentralfriedhof gingen im 19. Jahrhundert unter König Ludwig I. Kunst und Totengedächtnis eine einmalige Symbiose ein. Viele der wichtigsten Künstler dieser Zeit wie Gärtner, Klenze, Schwanthaler, Stiglmaier, die Millers oder später Hildebrand waren hier nicht nur tätig, sondern fanden auf diesem auch ihre letzte Ruhestätte. Durch historische Text und Bildquellen werden die Anlage und ihr ursprünglicher Grabmälerbestand rekonstruiert und so die künstlerische Qualität dieses ersten öffentlichen Gedenkortes der bayerischen Haupt- und Residenzstadt wieder erfahrbar…mehr

Produktbeschreibung
Auf dem einstigen Münchner Zentralfriedhof gingen im 19. Jahrhundert unter König Ludwig I. Kunst und Totengedächtnis eine einmalige Symbiose ein. Viele der wichtigsten Künstler dieser Zeit wie Gärtner, Klenze, Schwanthaler, Stiglmaier, die Millers oder später Hildebrand waren hier nicht nur tätig, sondern fanden auf diesem auch ihre letzte Ruhestätte. Durch historische Text und Bildquellen werden die Anlage und ihr ursprünglicher Grabmälerbestand rekonstruiert und so die künstlerische Qualität dieses ersten öffentlichen Gedenkortes der bayerischen Haupt- und Residenzstadt wieder erfahrbar gemacht. Neben Kapiteln zu kunst- und sozialgeschichtlichen Fragen sowie seinen Funktionen als königlichem Gedächtnisprojekt und Museum für monumentale Plastik stellt ein Katalog die bedeutendsten Grabmäler vor.
Autorenporträt
Claudia Denk Kunsthistorikerin und Lehrbeauftragte der TU München. Neben der Sepulkralkultur forscht und publiziert sie zu Künstlerinszenierungen, Liebessemantik und Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. John Ziesemer Kunsthistoriker und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS. Forscht über Kunst und Architektur des 19. Jahrhunderts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.10.2014

Münchner Geschichte
Der Alte Südfriedhof zeichnet mit seinen Grabstätten 450 Jahre städtische Historie
nach. Am Dienstag wird das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit präsentiert
VON MARTIN BERNSTEIN
Er ist inzwischen 451 Jahre alt – nicht der älteste, aber wohl der schönste, in jedem Fall aber der historisch bedeutendste Münchner Gottesacker: Der Alte Südliche Friedhof wurde im Jahr 1563 unter Herzog Albrecht V. angelegt. Dass er damals außerhalb der Stadtmauern an der Ausfallstraße nach Thalkirchen lag, war kein Zufall, schließlich handelte es sich um einen Pestfriedhof. Doch neben den Pestopfern wurden dort „vornehmlich arme Personen, gesellschaftliche Außenseiter und Selbstmörder bestattet. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich auf den Kirchhöfen um die großen innerstädtischen Kirchen bestatten“, heißt es auf der Internetseite der städtischen Friedhofsverwaltung. Um aktuelle Bestattungen muss sich das Amt, das seinen Sitz nicht allzu weit entfernt im spätbarocken Palais Lerchenfeld hat, nicht mehr kümmern: Am 31. Dezember 1943 wurde der Bestattungsbetrieb offiziell eingestellt. Zehn Jahre später begann der Architekt Hans Döllgast mit der Wiederherstellung des Friedhofes in Form eines „interpretierenden Wiederaufbaus“. Und noch einmal 20 Jahre später wurde der gesamte Friedhof unter Denkmalschutz gestellt. Seither ist der Alte Südfriedhof vor allem ein Ort der Spaziergänger – sowie der Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Geschichtswissenschaftler. Eine neue Monografie erschließt jetzt erstmals die kunst- und sozialgeschichtliche Bedeutung des Alten Südlichen Friedhofs. Michael Stephan, der Leiter des Stadtarchivs München, stellt am Dienstag das Buch „Kunst und Memoria. Der Alte Südliche Friedhof in München“ vor. Es ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts am Bayerischen Nationalmuseum in Verbindung mit dem Stadtarchiv München, gefördert durch die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung.
  Seit dem frühen 19. Jahrhundert gingen auf dem Gottesacker – auf dem damals zum ersten Mal auch Protestanten beerdigt werden durften – „Kunst und Totengedächtnis eine einmalige Symbiose ein“, wie es in der städtischen Ankündigung heißt. Viele der führenden Künstler des Klassizismus und des Biedermeier, der Romantik und des Historismus – etwa die Architekten Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze, die Bildhauer Ludwig von Schwanthaler und Adolf von Hildebrand sowie die Erzgießer Johann Baptist Stiglmaier und Ferdinand von Miller – waren auf diesem Friedhof nicht nur tätig, sondern wurden dort auch beerdigt.
  Ein Geschichtsbuch Münchens – aber eines, dessen Seiten von Efeu überwuchert waren. Durch die Initiative des zuständigen Referats für Gesundheit und Umwelt, des Stadtarchivs und des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege wurden zwischen 2003 und 2007 alle Grabstätten durch die Kunsthistoriker Claudia Denk und John Ziesemer inventarisiert. „Im Anschluss daran nahmen die beiden ein Forschungsprojekt in Angriff, das der bedeutenden künstlerischen Rolle dieses Friedhofs erstmals gerecht werden wollte“, so die Auskunft der Stadt. Die Ergebnisse dieser jahrelangen Untersuchungen liegen nun in einer umfangreichen Monografie vor. Anhand umfangreichen Bild- und Quellenmaterials rekonstruieren die beiden Autoren die im Zweiten Weltkrieg stark beschädigte Anlage.
  Denn seit 1789 war der Alte Südliche Friedhof der Zentralfriedhof für München und das Friedhofswesen in München war vollständig von kirchlicher in staatliche Verwaltung übergegangen. Nach den napoleonischen Kriegen wurde der Alte Südfriedhof durch Gustav Vorherr und Friedrich von Sckell grundlegend umgestaltet und erhielt seine heutige Form und Gestalt. Im Jahr 1850 wurde der Friedhof durch Friedrich von Gärtner um den neuen Friedhofsteil in Form eines italienischen „Campo Santo“ erweitert. Ende des 19. Jahrhunderts entstand dann das dezentrale Münchner Friedhofskonzept, das bis heute Bestand hat. Von 1899 bis 1907 baute Stadtbaurat Hans Grässel die vier großen nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Friedhöfe: Nord- , Ost-, West- und den Waldfriedhof, den weltweit ersten seiner Art. Mit Eröffnung des Waldfriedhofes wurden im Alten Südlichen Friedhof keine neuen Familiengräber mehr vergeben.
„Kunst und Memoria. Der Alte Südliche Friedhof in München“ von Claudia Denk und John Ziesemer (544 Seiten, 615 meist farbige Abbildungen, ISBN 978-3-422-07227-5) ist im Deutschen Kunstverlag erschienen und kostet 49,90 Euro.
Schätze bedeutender
Künstler, jahrelang
von Efeu überwuchert
Fester Platz im Stadtleben: Nicht nur bei der langen Nacht der Museen zieht der Alte Südfriedhof Kunstfreunde wie Flaneure in seinen Bann.
Fotos: Claus Schunk, Alessandra Schellnegger (3), Catherina Hess
Verbeugung vor großen Münchnern: Die Künstler Leo von Klenze, Friedrich von Gärtner und Ludwig von Schwanthaler sind auf dem Alten Südfriedhof begraben.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr