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In seinem neuen Roman entdeckt Sergej Lebedew seine deutschen Wurzeln.
Als der betrunkene Nachbar in den Gänsen die Deutschen zu erkennen glaubt und sie wildwütig abmurkst, ahnt der kleine Kirill, dass das Verhältnis von Russen und Deutschen ein besonderes sein muss. Seine Großmutter Karolina kann so manche Geschichte erzählen, sie ist die letzte Überlebende aus dem deutschen Zweig der Familie. Mit Karolinas Erinnerungen im Gepäck zieht der inzwischen erwachsene Kirill los und sucht in Leipzig, Halle und Münster nach seinen deutschen Ursprüngen. Auf der Suche nach seinen Ahnen findet Kirill…mehr

Produktbeschreibung
In seinem neuen Roman entdeckt Sergej Lebedew seine deutschen Wurzeln.

Als der betrunkene Nachbar in den Gänsen die Deutschen zu erkennen glaubt und sie wildwütig abmurkst, ahnt der kleine Kirill, dass das Verhältnis von Russen und Deutschen ein besonderes sein muss. Seine Großmutter Karolina kann so manche Geschichte erzählen, sie ist die letzte Überlebende aus dem deutschen Zweig der Familie. Mit Karolinas Erinnerungen im Gepäck zieht der inzwischen erwachsene Kirill los und sucht in Leipzig, Halle und Münster nach seinen deutschen Ursprüngen. Auf der Suche nach seinen Ahnen findet Kirill quer durch zwei Jahrhunderte deutsch-russische Geschichte. Nicht unmöglich, dass sich in der Schlacht von Stalingrad zwei Verwandte als Feinde gegenüberstanden. Spannend zeigt Sergej Lebedew in seinem sehr persönlichem Roman, wie eng und wie tragisch die deutsche mit der russischen Geschichte verknüpft ist.
Autorenporträt
Sergej Lebedew arbeitete nach dem Studium der Geologie als Journalist. Gegenstand seiner Romane sind für den 1981 Geborenen die russische Vergangenheit, insbesondere die Stalin-Zeit mit ihren Folgen für das moderne Russland. Bei S. FISCHER sind seine Romane 'Der Himmel auf ihren Schultern' (2013), 'Menschen im August' (2015), 'Kronos' Kinder' (2018) und 'Das perfekte Gift' (2021) erschienen. Zuletzt erschien der Erzählungsband 'Titan oder Die Gespenster der Vergangenheit' (2023). Sergej Lebedew lebt zur Zeit in Potsdam.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.01.2019

Passt Gänsebraten zur Revolution?
Russische Familiengeschichte über drei Generationen: Sergej Lebedews neuer Roman "Kronos' Kinder"

Das Deutsche hat nicht oft Eingang in andere Sprachen gefunden. Im Englischen ist der "kindergarten" bekannt, im Russischen gibt es den "schtrejkbrecher". Der russische Adel im neunzehnten Jahrhundert beherrschte das Deutsche jedoch blendend, neben Französisch und teils auch Englisch. Sergej Lebedew lässt in seinem bisher vielleicht besten Werk "Kronos' Kinder" seinen Protagonisten Kirill, einen etwa vierzigjährigen Historiker, dessen eigene Familiengeschichte aufarbeiten. Von den deutschen Wurzeln hat Kirill lange nichts gewusst. Aber im Dorf gab es den Veteranen Spieß, der eines Tages den Ganter Fritz - den "Gus Friz" des Originaltitels - tötet, weil er ihn für einen Faschisten hält. Kirill versteht leidlich Deutsch, spricht es noch schlechter und "fühlt" die Vergangenheit daher meist. Mit Empathie und der Lektüre des großmütterlichen Archivs aus Postkarten, Briefen und Tagebüchern sowie einiger KGB-Ermittlungsakten will er ihr beikommen. Und damit zu den Schwächen dieses Romans.

Da wäre die Übersetzung von Franziska Zwerg. Über die Wiedergabe einiger Begriffe ließe sich streiten. Für "parniki" wählt Zwerg "Gewächshäuser", diese sind auf einer Datscha untergebracht und werden bei Gewitter vom Protagonisten und seiner Oma abgedeckt; "Frühbeete" träfe es vermutlich besser, der russische Ausdruck bedeutet beides. Irritierender sind jedoch Beispiele wie "hindurchkriechte" oder "das Tribut". Ein simpler Satz gleich zu Beginn eignet sich gut zur Illustration: "Auch Spinnweben und darin gefangenes Insekt sind zu sehen - ein Libellenflügel glitzert wie zerbrochener Quarz!" Diese Beobachtung soll aus der Perspektive des kleinen Kirill erfolgen. Dafür wählt Lebedew "bukaschki", im Original Plural, was sich mit "Krabbeltierchen" wiedergeben ließe. Ein "gljadi" fällt ganz weg. Diese Interjektion ist in der Tat schwer zu transponieren und hier der Kindersprache geschuldet, also etwa: "Boah, da glitzert auch noch ein Libellenflügel."

Literarisch zeigen sich die Schwächen, die auch Lebedews bisherige Romane prägen: Von einem Spannungsbogen kann kaum die Rede sein, dazu ist das Buch ein wenig zu verschwatzt, und wenn Kirill über drei Generationen hinweg seine Familiengeschichte nachzeichnet, dienen ihm die Mitglieder nur als Aufhänger für historische Ereignisse. Selbst auf die Umstände seiner eigenen Verhaftung geht er nicht näher ein, da er meint, sie habe ihn nur "als Erben des Familienschicksals" ereilt, als Teil einer Gemeinschaft, der er "angehörte durch das Recht des Bluts, in dem alle Zeiten und der gestirnte Himmel flossen". Man ahnt es schon: Es geht seitenlang um Auserwähltheit, Messiasgedanken und die apostelgleiche Mission von Urahn Balthasar.

Trotz dieser Abstriche bleibt jedoch einiges, was lesenswert ist. Lebedews Stärke liegt in der Gestaltung einzelner Szenen. Hier zeichnet er detailreich die Atmosphäre einer Epoche nach. Die desolate Wirtschaftssituation in den neunziger Jahren, ein wiederkehrendes Thema bei ihm, stellt er ebenso packend dar wie den russisch-japanischen Krieg, die Leningrader Blockade, die Enteignungen der Deutschen während der beiden Weltkriege oder das zunehmende Misstrauen der Menschen untereinander. Einwanderung charakterisiert er letztlich als Geschäft, bei dem es auf allen Seiten um Märkte und billige Arbeitskräfte geht. Wie es in der ereignisdichten ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gärt, wie jeder seine Schäflein ins Trockene bringen will, stellt er an Einzelbeispielen plastisch dar. Angst und Gier - das sind die Triebfedern menschlichen Tuns.

Für die russische Seite skizziert Lebedew zudem Kontinuitäten über gesellschaftliche Umbrüche hinweg, auch dies ein zentrales Anliegen von ihm. "Beim Durchblättern der antideutschen Regierungsdokumente sah Kirill, wie in Russland der Totalitarismus geboren wurde - noch vor dem Machtantritt der Bolschewiki -, und wie ein repressiver Staat entstand, wie in der Gesellschaft die Bereitschaft wuchs, den Terror gutzuheißen, überall ,Fremde', Werwölfe, Agenten des Bösen aufzuspüren, die schuld an allem Elend im Lande waren: dass das Korn nicht reichte, dass die Primuskocher explodierten." Was das Land im Innersten zusammenhält, ist ein Übel, "für das Zarentum oder Kommunismus nur äußerliche Masken sind".

Den Historiker Kirill braucht Lebedew literarisch einzig, um ihn die Vergangenheit "fühlen" zu lassen und somit von der Notwendigkeit des Quellenverweises zu entbinden, der für ein Sachbuch unentbehrlich wäre. Wer sich darauf einlässt, erhält sinnfällige, alltagsgeschichtliche Episoden. Und die Moral von der Geschichte? Was auch immer Russen und Deutsche verbindet - eines lässt sich über den Menschen festhalten: Er ist dem anderen ein Wolf.

CHRISTIANE PÖHLMANN

Sergej Lebedew: "Kronos' Kinder". Roman.

Aus dem Russischen von Franziska Zwerg. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 384 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensent Harald Jähner hat sich von Sergej Lebedew zu einer beglückenden "Séance" einladen lassen, denn dessen neuer Roman "Kronos' Kinder" erscheint ihm als Beschwörung der Ahnen des Russen Kirill, der zu einem Viertel von Deutschen abstammt. Teilweise autobiografisch inspiriert, teilweise historisch genau und teilweise frei fabulierend, versenkt sich Lebedew laut Rezensent bis zurück ins Jahr 1805 in eine verschlungene Familiengeschichte, die nicht nur die deutsch-russischen Verhältnisse ausleuchtet, sondern auch ein wahres Füllhorn an Metaphern ausschüttet. Auch wenn Lebedew es nach Jähners Meinung mit den Stilmitteln ein wenig übertrieben hat, der "breit sich dahinwälzende Sprachstrom, auf dem irrlichtend schöne Bilder treiben", hat ihm sehr gut gefallen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.01.2019

Der schwarze Hund
in der Grube
Sergej Lebedew erzählt in seinem Roman „Kronos’ Kinder“
von der Minderheit der Deutschen in Russland
VON SONJA ZEKRI
Im Herbst 1937 widerfährt Arsenijs Tochter ein Unglück. Ein Herbstgewitter, Blitz und Donner, danach hört Lina auf zu sprechen, einfach so. Ein Wolfshund sei ihr erschienen, flüstern die Dorfbewohner, böse, riesig, schwarz, ein Künder des Unheils, deshalb sei sie verstummt. Und Arsenij reitet hinaus, mit Jagdgewehr und Revolver, rasend vor Sorge, fluchend vor Angst, um das Ungetüm zu erlegen. Aber alles, was er findet, ist ein Abhang, in den die Dorfleute das krepierte Vieh werfen, darin wühlt ein kleiner schwarzer Mischlingshund. Und Arsenij, voller Wut, dass er sich so hat täuschen lassen, dass er auf den Aberglauben der Bauern hereingefallen ist, kriecht in die Grube – und erschlägt den Hund.
In dieser Begegnung ist alle Wissen konzentriert, das Sergej Lebedews Roman „Kronos’ Kinder“ über den Hass auf Außenseiter, über die grausamen Entlastungsstrategien einer verängstigen Gesellschaft besitzt. 1937 ist das Jahr des großen Terrors, Menschen verschwinden, womöglich auch Linas große Liebe, und dieser Kummer – und ein Kugelblitz – haben Arsenijs Tochter die Sprache geraubt. Dass dafür derjenige bezahlen muss, der selbst verleumdet wurde, der schwarze Hund nämlich, und zwar gerade, weil sich seine Unschuld herausgestellt hat, dass das Opfer leiden muss, weil es den anderen daran erinnert, dass er schuldig wurde, das nimmt jene furchtbare Logik vorweg, der nicht nur Arsenij, sondern auch seine ganze Familie zum Opfer fallen.
Arsenij ist Deutscher. Sein Großvater Balthasar Schwerdt, ein Homöopath, zog 1830 aus Leipzig nach Russland, verbrachte auf dem Gut eines schrulligen Ausbeuters ein paar gruselige und später ein paar ruhigere Jahre, und ahnte nicht, wie verhängnisvoll seine Herkunft für die Nachfahren werden würde. Denn nicht nur Arsenij, der bald nach der Hundebegegnung ermordet wird, sondern auch die meisten seiner Kinder kommen um, nicht nur, aber oft eben auch wegen ihrer deutschen Herkunft, ihres deutschen Namens.
Nur Lina, die unglücklich Liebende, legt ihren Namen ab, verschweigt ihre Abstammung, besucht – es ist längst Perestroika, bald ist die Putin-Ära angebrochen – mit ihrem Enkel Kirill den deutschen Friedhof und offenbart ihm kurz vor ihrem Tod die blinden Flecken des Stammbaums. Und Kirill, auf unwiderstehliche, fast mythische Weise angesprochen, forscht wie unter einem Zwang nach den unbekannten Vorfahren – und schreibt darüber ein Buch.
Das ist, ganz klassisch und ganz ähnlich wie in Lebedews früheren Romanen „Der Himmel auf ihren Schultern“ und „Menschen im August“, der Rahmen seines neuen Werkes.
Wieder taucht Lebedew in die russische Vergangenheit ein, und diesmal ist es auch ein wenig seine eigene. Denn dieser Balthasar Schwerdt, der „gute Arzt“, ist der historischen Figur des deutschen Arztes Julius Schweickert nachempfunden, von dem wiederum Lebedew selbst abstammt.
Lebedew, der als Geologe Sibirien kennenlernte, als Journalist arbeitete und ein kompromissloser Kritiker der russischen Regierung ist, lebt heute in Berlin, aber das dürfte dennoch weniger Heimkehr als Exil bedeuten. Ohnehin ahnt der Leser mehr als er es weiß, dass Kirills fiebrige Suche Lebedews eigenen Recherchefuror widerspiegelt. Und welche Söhne, Schwester, Schwiegermütter, welches tragische Schicksal, welche bizarre Todesart nun tatsächlich historisch ist und welche nur erdacht, bleibt ebenfalls offen. Das ist eine Schwäche.
In einer realen Familiengeschichte akzeptiert der Leser noch die bizarrste Wendung, es bleibt ihm ja nichts anderes übrig. Die Ereignisse eines Romans aber stehen unter ganz anderem Glaubwürdigkeitsdruck, und in „Kronos’ Kinder“ bleiben sie oft Skizzen, Szenen, Fragmente. „Es gab einen Text, aber keinen Menschen, nur ein Derivat der allgemeinen Zeit“, schreibt Lebedew, und ein wenig trifft das auch auf seine Figuren zu. Obwohl Lebedews Stil alles tut, um jeden Schritt, jeden Blick, jeden Auf- und Abtritt seiner Figuren mit geraunten Andeutungen und Zitaten bis zurück zur Antike mit historischer Bedeutung zu befrachten, zu „codieren“, wie man wohl sagt. Das gelingt ihm zwar auf erstaunlich kitschfreie Weise, nur kommt er darüber nicht recht zum Erzählen.
Doch die Qualität von „Kronos’ Kinder“ ist nicht die Frage, ob es den „gepökelten Fähnrich“ wirklich gegeben hat, ob – wie Balthasars Bruder Andreas – tatsächlich ein Deutscher in der russischen Flotte diente, der bei einer Weltumseglung von Wilden teilverspeist und für spätere Untersuchungen in Salz haltbar gemacht wurde. Die Qualität und – zumindest für deutsche Leser – die Provokation des Romans besteht darin, dass Lebedew in der sich steigernden Verfolgung einer Minderheit nicht nur eine Folge, sondern geradezu eine Bedingung des Totalitarismus sieht – und diese Minderheit sind die Deutschen.
Dass sie sich bestens integrieren, Erfolg und Verbindungen haben, macht sie – wenn die russische Mehrheit nur bedrängt genug ist – erst recht verdächtig. „Der Feind – er ist kein Fremder, sondern einer von ihnen“, so beschreibt Arsenij nach dem Krieg mit Japan die Ressentiments der russischen Soldaten: „Aufständische, Studenten. Reiche. Offiziere. Revolutionäre. Generäle. Höflinge. Die Zarin. Stößel. Kuropatkin. Ihre kaiserliche Majestät. Jüdische Wucherer. Einfach nur Juden. Und Deutsche.“ Juden und Deutsche als Verfolgte in einem Atemzug. Da muss man erst mal Luft holen.
Aus der Perspektive eines Russen hat diese Reihung aber nichts Relativierendes, Weinerliches, sie zeigt, im Gegenteil, den Mechanismus in seiner ganzen Schäbigkeit. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion schien alle Vorurteile zu bestätigen, die Deutschen in Russland wurden deportiert, enteignet waren sie längst. Täter oder Opfer – das ist hier, wie so oft, vor allem eine Frage der Gelegenheit.
Sergej Lebedew: Kronos’ Kinder. Deutsch von Franziska Zwerg. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018. 382 Seiten, 24 Euro.
„Es gab einen Text, aber
keinen Menschen, nur ein
Derivat der allgemeinen Zeit.“
Sergej Lebedew, Jahrgang 1981, arbeitete nach dem Studium der Geologie als Journalist. Er lebt in Berlin. Hier aber ist er in der Moskauer Metro zu sehen.
Foto: James Hill/laif
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irrlichternd schöne Bilder [...] wuchtige Vergleiche, nie gehörte Metaphern, haarsträubende Geschichten [...] Ein Buch wie eine Séance. Harald Jähner Frankfurter Rundschau 20181223