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Eine kompetent und allgemeinverständlich geschriebene Überblicksdarstellung der rund 250jährigen Geschichte des Konservatismus als politische Idee und als organisierte Politik. Axel Schildt beschreibt die Auseinandersetzung des Konservatismus mit Aufklärung, Liberalismus, Sozialismus und Rechtsextremismus und porträtiert die führenden Köpfe der Konservativen in den verschiedenen Epochen.

Produktbeschreibung
Eine kompetent und allgemeinverständlich geschriebene Überblicksdarstellung der rund 250jährigen Geschichte des Konservatismus als politische Idee und als organisierte Politik. Axel Schildt beschreibt die Auseinandersetzung des Konservatismus mit Aufklärung, Liberalismus, Sozialismus und Rechtsextremismus und porträtiert die führenden Köpfe der Konservativen in den verschiedenen Epochen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.1998

Welt der Kleinbausiedlungen
Eine Geschichte des Konservatismus in Deutschland

Axel Schildt: Konservatismus in Deutschland. Von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Beck'sche Reihe 1241. Verlag C. H. Beck., München 1998. 328 Seiten, 26,- Mark.

Wer den Begriff "konservativ" definieren will, gerät ins Stocken. Kaum ein Wort ist so unbestimmbar wie jenes Adjektiv, das stets weiterer Erklärungen bedarf und sich auch nicht in jene Rechts-links-Kategorie einfügen läßt, die Reinhold Maier einmal als "Gesäßgeographie" bezeichnete. Sicherlich gehört der Wille zu bewahren zum Wesen des Menschen, und die Berufung auf eine ursprüngliche Wahrheit ist älter als der Drang nach Veränderung. Was dieser Wunsch indes genau darstellt, war und ist schwer auszumachen. Während "konservativ" Ende des Jahrhunderts hieß, die alte, vermeintliche göttliche Ordnung vor dem frischen Wind der Aufklärung zu schützen, stritten viele konservative Zeitgenossen später bloß gegen ein ungestümes Vorwärtsdrängen. Konservativ sei "im höheren und eigentlichen Sinne gerade das Gegenteil von Erstarrung und Stagnation", so der Literaturhistoriker Victor Aimé Huber 1841 in seiner Schrift über die Notwendigkeit einer konservativen Partei in Deutschland. Im Kaiserreich hingegen wurde "konservativ" mehr und mehr mit "gouvernemental" gleichgesetzt, dem Glauben an die Notwendigkeit einer starken monarchischen Zentralgewalt, die notfalls alles andere aus dem Felde schlägt. Der Hamburger Historiker Axel Schildt rollt die Geschichte des Konservatismus in Deutschland von den Anfängen bis in die Gegenwart auf. Schildt entdeckt ein "geistiges und politisches Phänomen", dessen Grundgedanken sich über sämtliche Epochen retteten: das autoritäre Staatsdenken, die "organologische Gesellschaftsbetrachtung" und der Wunsch nach Eintracht zwischen Reich und Kirche, Staat und Christentum, zeitweilig begleitet von monarchischen wie antisemitischen Ideen.

In der Tat lassen sich solche Ansichten in vielerlei Varianten finden. Schildt stellt sie alle kurz und kundig vor, die bedeutenden Schriften der Konservativen und ihrer Parteiungen von Joseph von Görres bis zu den Gebrüder Gerlach, von Justus Möser bis Arnim Mohler. Klug gewählte Zitate führen wie Wegweiser durch die Kapitel. Sie belegen allerdings auch, daß selbst die Konstanten konservativen Denkens, die Schildt nennt, nicht immer in allen konservativen Köpfen eine Rolle spielten. Vor allem Äußerungen aus den Weimarer Jahren verdeutlichen, daß jene Anhänger der "Konservativen Revolution" mit ihren Vätern aus der Kaiserzeit und der bis dahin allen Konservativen fast angeborenen Abscheu gegen Revolutionen nicht mehr viel gemeinsam hatten, mehr sogar, daß sie durchaus auf ein gewaltsames Ende der "schäbigen Republik" hofften. Arthur Moeller van den Bruck etwa sagte der Demokratie den Kampf an, weil für ihn "konservativ ist, Dinge zu schaffen, die zu erhalten sich lohnt".

In der Bundesrepublik schließlich gab es weder Konservatismus im Weimarer oder alten Sinne noch eine ernstzunehmende konservative Partei, wie der Verfasser einräumt. Von Minderheiten abgesehen, beschränken sich die bewahrenden Kräfte darauf, den Status quo zu erhalten, so wie ihn Adenauer geschaffen hatte, zum Ärger manch konservativer Intellektueller wie Gottfried Benn. Sie beklagten ein allgemeines, gedankenloses Beharren und prangerten die miefige Spießigkeit der gesamten Republik an, die bundesdeutsche Welt der "Kleinbausiedlungen, darin subventionierten, durch Steuergesetze vergünstigten Geschlechtsverkehr".

Ihr Einfluß allerdings blieb gering. Die meisten Konservativen standen zur Bonner Republik, glaubten an die Demokratie und fühlten sich der einen oder anderen Volkspartei nahe. Daran hat sich auch nach der Wiedervereinigung nichts geändert. JACQUES SCHUSTER

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