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»Es geht aufwärts mit der Welt. Endlich gibt es einen Tarifvertrag für die Strandesel von Blackpool. Nun warten wir noch auf kostenlose Physiotherapie für Störche und natürlich die Verteilung von Zeckenzangen an Schafe. Wenn wir all das haben, ist die Welt perfekt.« Gerbrand Bakker erzählt in "Komische Vögel" liebevoll, originell und witzig von allerlei Haus- und Nutztieren, von renitenten Wiederkäuern und anschmiegsamen Plagegeistern, von wundersamen Begegnungen und seltsamen Vorfällen und von Menschen, die im Umgang mit Tieren nicht immer die Überlegenen sind ...

Produktbeschreibung
»Es geht aufwärts mit der Welt. Endlich gibt es einen Tarifvertrag für die Strandesel von Blackpool. Nun warten wir noch auf kostenlose Physiotherapie für Störche und natürlich die Verteilung von Zeckenzangen an Schafe. Wenn wir all das haben, ist die Welt perfekt.« Gerbrand Bakker erzählt in "Komische Vögel" liebevoll, originell und witzig von allerlei Haus- und Nutztieren, von renitenten Wiederkäuern und anschmiegsamen Plagegeistern, von wundersamen Begegnungen und seltsamen Vorfällen und von Menschen, die im Umgang mit Tieren nicht immer die Überlegenen sind ...
Autorenporträt
Bakker, GerbrandGerbrand Bakker, 1962 in Wieringerwaard geboren, ist Autor und Gärtner, hin und wieder auch Eisschnelllauftrainer. Für seine Romane, die in mehr als 20 Sprachen übersetzt wurden, hat er zahlreiche Preise erhalten. Bakker lebt in Amsterdam und in der Eifel.

Ecke, AndreasAndreas Ecke hat Autoren wie Gerbrand Bakker, Saskia Goldschmidt und Ernest van der Kwast ins Deutsche übertragen. Er wurde mit dem Else-Otten-Übersetzerpreis und dem Europäischen Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.04.2012

Vorerst gehöre ich zu denen, die hoffen, dass danebengeschossen wird

Von Tieren, Tod und den erstaunlichen Tröstungen des Landlebens: Der holländische Erzähler, Kolumnist und Blogger Gerbrand Bakker ist gleich doppelt zu entdecken.

Es sind die einfachen Geschichten, die am schwersten zu erzählen sind. Der niederländische Romancier Gerbrand Bakker, vielgerühmt für seinen im bäuerlichen Milieu spielenden Desillusionierungsroman "Oben ist es still" (2006), erzählt in seinem neuen Buch "Der Umweg" eine Geschichte vom Sterben, und er erzählt sie gut. Denn es gelingt ihm, den Leser erst sehr spät merken zu lassen, dass er in den Sog einer Geschichte vom Sterben geraten ist, aus dem er sich nicht mehr wird befreien können. Der Tod nähert sich in diesem Text zunächst langsam und kaum merklich, am Ende aber ist er da: so ungeheuerlich und so selbstverständlich wie in jedem Leben.

Eine Frau, noch in den Dreißigern, verlässt ohne jede Ankündigung ihren Mann und fährt unter Tilgung aller Spuren von Amsterdam nach Wales, wo sie ein einsam gelegenes Farmhaus mietet; wenige Tage zuvor hat sie ihrem Mann mitgeteilt, dass sie nach eine Affäre mit einem Studenten von ihrer Universität als Dozentin für Anglistik entlassen worden ist. In der walisischen Einsamkeit will sie an ihrer lange aufgeschobenen Dissertation über die große amerikanische Lyrikerin Emily Dickinson - und zwar über deren misslungene Gedichte! - arbeiten und nennt sich deshalb, in Form einer ironischen Identifikation, selbst Emily, obwohl ihr wahrer Name Agnes lautet.

Das könnte anmuten wie eine nach der Schablone konstruierte Geschichte weiblicher Selbstfindung und Selbstverwirklichung, zumal die Frau es liebt, nackt in Teiche zu steigen oder sich auf großen Steinen der Sonne auszusetzen, so dass sie sich schon bald gegen die Avancen eines benachbarten Schafzüchters zur Wehr setzen muss. Dann holt sie sich einen plötzlich auf ihrem Grundstück erscheinenden jungen Mann als Mitbewohner ins Haus, dessen Alter dem des Studenten entspricht, der das Ende ihrer Universitätslaufbahn herbeigeführt hat. Und, ja, irgendwann teilen die beiden auch das Bett.

Während der Leser aber die Geschichte einer behutsamen erotischen Annäherung und vielleicht sogar Befreiung zu lesen meint, liest er in Wahrheit eine Geschichte über den Tod. Bakkers Erzählstrategie entspricht damit derjenigen der Patienten des walisischen Arztes, den die Frau zu Beginn des Romans aufsucht, weil sie von einem Dachs gebissen worden ist: "Wenn hier jemand zum Beispiel wegen eines Holzsplitters im Auge zum Arzt geht, dann ist das nicht der eigentliche Grund. Nur ein Vorwand, und dann kommt man ganz beiläufig auf die hartnäckigeren Wehwehchen zu sprechen." Mit derselben Beiläufigkeit streut der Erzähler Signale für die Präsenz des Todes in der ländlichen Beschaulichkeit - dass die Gänse auf dem Gelände der Frau Zug um Zug vom Fuchs geholt werden, ist noch das aufdringlichste darunter -, bis der Leser ahnt und schließlich weiß, dass die Frau sich nicht zur Bewältigung einer ehelichen Krise, sondern zum Sterben in die Einsamkeit zurückgezogen hat: zu einer Selbstfindung in der Unausweichlichkeit des Todes. Als sie von ihrer tödlichen Erkrankung erfuhr, war sie "einfach nur fortgegangen. Wie eine alte Katze, die in Ruhe gelassen werden will." Dies war es, was ihr Onkel über die Katzen erzählt hatte: "Wenn sie weg sind, sind sie tot."

Das ist die ganze Geschichte. Gerbrand Bakker erzählt sie mit einer beeindruckenden Kunst der Andeutungen und der atmosphärischen Verdichtung; der Leser kann das Haus riechen, in das sich die Frau eingemietet hat, er kann die Sonne, den Wind und den Regen spüren, die über die karge walisische Landschaft hinweggehen. Was sich zwischen der sterbenden Frau und dem jungen Bradwen ereignet, wird mit so inniger Verhaltenheit erzählt, dass man zögert, von einer Liebesgeschichte zu sprechen, zumal dies aufgrund der vielfältigen Asymmetrien zu plakativ wäre und jeder dem anderen bis zum Schluss ohnehin ein Rätsel bleibt. Was auch immer zwischen den beiden geschieht: Es ist stark genug, um den Tod der Frau nicht trostlos erscheinen zu lassen. All dies findet in der Poesie Emily Dickinsons, die schlüssig in das Motivgeflecht des Romans eingearbeitet wird, ein zusätzliches Reflexionsmedium.

Verstörend flach fällt hingegen die Parallelhandlung aus, in der Bakker von der Suche ihres Mannes nach Agnes/Emily erzählt. Der Charakter dieser Figur bleibt erstaunlich blass, und dass Bakker versucht, ihr dadurch Interesse zu verleihen, dass er eine Beziehung zwischen dem Mann und dem schwulen Polizisten, der ihn bei seiner Suche begleitet, sich anbahnen lässt, verdeutlicht das Problem zusätzlich, weil dies Thema aufgesetzt wirkt. Diese Parallelhandlung spielt eben weitgehend in der Anonymität der Großstadt; Bakker ist aber ein Erzähler des Lebens auf dem Lande, des dörflichen und bäuerlichen Milieus, der Landschaft, des Wetters und der Tiere. Vor allem der Tiere.

Tiere spielen eine große Rolle in Bakkers von Andreas Ecke einfühlsam übersetztem Roman, und es ist bewundernswert, mit welcher Sensibilität und Detailgenauigkeit er ihre Verhaltensformen, Charakteristika und Reaktionsweisen auf den Menschen zum tragenden Element seiner Erzählung macht, indem er tierisches und menschliches Verhalten dicht aufeinander bezieht.

Gerbrand Bakker liebt Tiere, tut dies aber, weil er auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, auf gänzlich unsentimentale Weise. Man kann sich davon anhand seines eben auf Deutsch erschienenen "Tiertagebuchs" überzeugen, das kleine Texte, zumal Kolumnen und Blogs, aus den Jahren 2004 bis 2011 versammelt. Der Rezensent, der sich eigentlich erst dann für Tiere zu interessieren beginnt, wenn sie Texte geworden sind, möchte dies lesenswerte kleine Buch mit Nachdruck empfehlen: nicht nur aufgrund der Präzision seiner Beobachtungen zum Verhalten der Tiere in einer rasch sich wandelnden Umwelt und vor allem zum Verhalten der Menschen gegenüber Tieren, sondern auch, weil der Autor, wenn er über Tiere schreibt, dabei immer zugleich an seinem Selbstporträt arbeitet.

Es ist das Bildnis eines genauen Beobachters, der mit großem Mitgefühl und dennoch entspannt vom Schicksal der Tiere in einer technisierten Umwelt erzählt, die Folgen von Klimawandel und Gentechnologie präzise einschätzt und sich dennoch jede Hysterie verbietet ("Ein bisschen DNS-Gemansche raubt mir nicht den Schlaf"), der alles dafür tun würde, dass es den Tieren gutgeht, und dennoch nicht auf Kotelett und Brathähnchen verzichten möchte, kurz, eines Menschen, der es gelernt hat, mit den Widersprüchen seiner Existenz zu leben, und vor jeder Form von Fundamentalismus auch in seinem Verhältnis zu den Tieren geschützt ist: "Ich weiß nicht, wo ich stehe. Ich weiß es einfach nicht. Ich kenne die Gesetze des Landlebens, das Schicksal der eine Woche alten Kätzchen, der Lockelstern in Elsterfallen, die Strecken mit den erlegten Enten, Hasen und Fasanen, die jungen Füchse mit eingeschlagenen Schädeln, die ertrunkenen Schafe. Vorläufig bin ich jemand, der hofft, dass danebengeschossen wird." Warum die deutsche Ausgabe dieses so heiteren wie melancholischen Buches, das bevorzugt von Schafen handelt und dessen niederländischer Titel in korrekter Übersetzung "Esel, Schaf und Rotschenkel" lautet, den albernen Titel "Komische Vögel" erhalten hat und warum dessen Umschlag auf ebenso alberne Weise ein Esel vor rosa Blümchentapete ziert, das weiß vermutlich nur der Geier.

ERNST OSTERKAMP.

Gerbrand Bakker: "Komische Vögel". Tiertagebuch.

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Insel Verlag, Berlin 2012. 157 S., geb., 8,99 [Euro].

Gerbrand Bakker: "Der Umweg". Roman.

Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 231 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Abgesehen von dem "albernen" deutschen Titel "Komische Vögel" möchte Rezensent Ernst Osterkamp diesen ebenso leichten wie melancholischen Erzählband, in dem der niederländische Blogger und Autor Gerbrand Bakker seine zwischen 2004 und 2011 erschienenen Texte und Kolumnen über Tiere versammelt hat, jedem Leser wärmstens ans Herz legen. Ohne jegliche Sentimentalität, aber mit viel Mitgefühl und präziser Beobachtungsgabe erzähle Bakker, der auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, vom Schicksal der Tiere in einer sich schnell verändernden Umwelt. Osterkamp liest hier nicht nur fundierte Einschätzungen über die Folgen von Klimawandel und Gentechnologie, sondern auch das Selbstporträt eines Autors, der sich mit den Widersprüchen etwa zwischen Fleischverzehr und Tierliebe arrangiert hat. 

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