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Sie sind beide dreißig; zwei Freundinnen, die sich gegenseitig beneiden: Gloria beneidet Marie um ihre Freiheit als Single, Marie beneidet Gloria um Mann und Kind. Der Neid schärft ihren Blick für Defizite: Es geht dabei um schicke Schuhe und Helmut-Lang-Klamotten trotz Sozialhilfe; darum, dass frau selber schuld ist, wenn sie sich immer wieder in Deppen verliebt; und es geht um verwischte Lippenstifte, Flughäfen und die Angst vor der Einsamkeit...

Produktbeschreibung
Sie sind beide dreißig; zwei Freundinnen, die sich gegenseitig beneiden: Gloria beneidet Marie um ihre Freiheit als Single, Marie beneidet Gloria um Mann und Kind. Der Neid schärft ihren Blick für Defizite: Es geht dabei um schicke Schuhe und Helmut-Lang-Klamotten trotz Sozialhilfe; darum, dass frau selber schuld ist, wenn sie sich immer wieder in Deppen verliebt; und es geht um verwischte Lippenstifte, Flughäfen und die Angst vor der Einsamkeit...
Autorenporträt
Elke Naters, 1963 geboren, machte in München eine Schneiderlehre und studierte Kunst und Fotografie in Berlin. Nach Aufenthalten in Bangkok und Berlin lebt sie mit ihrer Familie in der Nähe von Kapstadt. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.1998

Im Schminkkoffer
Elke Naters will alleine baden

In Elke Naters Debütroman "Königinnen" beklagen sich zwei Freundinnen über die Zumutungen des Alltags. Die eine, Marie, ist unglücklich, weil sie keinen Mann fürs Leben hat. Die andere, Gloria, ist unglücklich, obwohl sie einen Mann fürs Leben hat. In sehr kurzen Kapiteln wechseln sich die Litaneien der beiden Frauen ab. Sie kaufen gerne ein, ziehen sich gerne schön an, planen kleine Intrigen und gehen oft einen trinken. Viel mehr erfährt der Leser über die beiden nicht. Nur, daß ihre Sorgen manchmal existentielle Züge annehmen, etwa wenn Gloria sich von ihrer Sozialhilfe ein Paar Schuhe für dreihundert Mark kauft.

Der Materialismus der Freundinnen gehört zum Programm der Autorin. Hinter Gucci-Hemden, Prada-Taschen und Patrick-Cox-Schuhen läßt sie alle anderen Personen zurücktreten. Über Lorenz, den Lebensgefährten Glorias und Vater ihres Kindes, erfährt der Leser nur, daß er eine schwedische Großmutter hat. Auch über Wolfgang Schäfer, der als "der Richtige" endlich in das einsame Leben Maries tritt, ist wenig zu lesen. Immerhin hat er ein großes Bett, in dem er und Marie, wie es dann heißt, "wild rummachen". Mehr Erotik scheint beim Einkaufen im Berliner KaDeWe zu entstehen. Dieser Akt entlockt Gloria das Geständnis, daß nur Kaufen, nicht der Besitz, die richtige Befriedigung verschaffe. Dazu hätte die Autorin aber nicht Marie und Gloria erfinden müssen, das hätte sie auch Marie-Claire entnehmen können.

Während die Heldinnen des Buches bald den Rückzug in die Intimität des Schminkköfferchens antreten, wachsen die Zumutungen des Alltags. Es geht darum, wer wen zuerst anruft, welches Obst man im Sommer kaufen soll und welchem Friseur man vertrauen kann. Die Flucht vor dem Alltäglichen endet manchmal im Traum und leider häufiger in Sätzen wie diesem: "Weil das ein netter Traum war, habe ich gute Laune, wie ich wieder aufwache, obwohl ich vom Telefongeklingel aufgeweckt werde."

Daß die Attitüde der Oberflächlichkeit Programm ist, kann der Leser einer Lektüreempfehlung Maries entnehmen. Im Schwimmbad liest sie "Wittgensteins Neffe" von Thomas Bernhard, das zu den fünf besten Büchern gehöre, die sie kenne. Damit hat sich die Reflexion über den Roman erschöpft. Thema des Kapitels ist dann vielmehr das Preisverhältnis zwischen gebundener Ausgabe und Taschenbuchausgabe. Auch Glorias Wahrnehmung geht nicht über Güterabwägungen hinaus. Wenn sie mit ihrem Sohn an der Ampel steht, denkt sie nicht an das Kind im Kinderwagen, sondern an den "blöden Buggy" im Vergleich zum "schicken BMW". Es geht auch nicht um dessen Fahrerin, sondern nur um deren Frisur in Kombination mit einer bestimmten Sonnenbrille.

Diese Art toter Prosa soll vielleicht auf eine existentielle Leere hinweisen. Doch daraus wird keine Literatur. Elke Naters erzählt nicht, sie erklärt: da ist jemand "extrem nett", ein anderer ist "ein großzügiger und großmütiger Mensch, der einen Abstand zu sich hat".Für die Figuren dieses Romans zählt nur das eigene Befinden. Und die Wahrnehmung beschränkt sich auf den Personenkreis, der die richtige Kleidung trägt. Und die die richtigen Sachen sagen.

"Ständig werde ich zugemüllt von anderer Leute Sorgen und Dreck", sagt Marie. So wird fröhlich eine neue Gefühlskälte zitiert, ein neuer Egoismus, vor dem jede Zugverspätung dann zu einer existentiellen Beleidigung wird. Und jeder unangenehme Badegast:Die beschauliche Planscherei im Prinzenbad wird jählings unterbrochen durch eine "irre Dicke", die sich "an das Ende meiner Bahn setzt, da wo ich wenden muß, und strampelt mit ihren fetten weißen Beinen im Wasser. Das ist zuviel." Da hat die neue Langeweile dann endlich ein Opfer gefunden. ANTJE SCHMELCHER

Elke Naters: "Königinnen". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998. 160 S., geb., 29,80 DM

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"Aus dem engsten Kosmos - zwischen Friseur- und Schuhsalon, Bar und Bett, verschlepptem Sex und Wodka bis zum Abwinken - schlägt Elke Naters mit kluger erzählerischer Ökonomie den denkbar größten ästhetischen Gewinn... Mit klassischem Feminismus hat das nur sehr entfernt etwas zu tun, wohl aber mit weiblichem Selbstbewusstsein... Dies ist nun wirklich ein 'Weiberroman'." (Martin Krumbholz in der "Neuen Zürcher Zeitung") "Wer jetzt noch behauptet,die junge deutsche Literatur habe den Kontakt zum wirklichen Leben verloren, dem ist wirklich nicht zu helfen... Ein kleiner, giftiger Frauenroman." (Tobias Heyl im "Falter") "In den knappen, spröden Episoden geht es um alles, was im Leben wichtig ist: Freundschaft, Hoffnung, Träume. Und ganz am Rande auch um Männer. Lesen!" (Weltwoche) "Elke Naters' Buch wirkt wohltuend wie Schokolade..." (Lausitzer Rundschau)