Donald Ray Pollock
Gebundenes Buch
Knockemstiff
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Wenn die Hölle in dir steckt, gibt es kein Entkommen! Knockemstiff, Ohio, ist ein tristes Kaff in der weiten Leere des Mittleren Westens. Hier trifft man auf Außenseiter, die hin- und hergerissen sind zwischen Sehnsucht und verlorener Hoffnung, zwischen Aufbegehren und sinnloser Gewalt. Da gibt es den jungen Jake, der zum Militär eingezogen werden soll und in die Wälder des Hinterlandes flieht, nur mit einem Messer in der Tasche. Und doch kehren die beiden Soldaten, die ihn verfolgen, nicht lebend zurück ... Da ist Daniel, der von zu Hause abhaut und in die Fänge eines psychopathischen T...
Wenn die Hölle in dir steckt, gibt es kein Entkommen! Knockemstiff, Ohio, ist ein tristes Kaff in der weiten Leere des Mittleren Westens. Hier trifft man auf Außenseiter, die hin- und hergerissen sind zwischen Sehnsucht und verlorener Hoffnung, zwischen Aufbegehren und sinnloser Gewalt. Da gibt es den jungen Jake, der zum Militär eingezogen werden soll und in die Wälder des Hinterlandes flieht, nur mit einem Messer in der Tasche. Und doch kehren die beiden Soldaten, die ihn verfolgen, nicht lebend zurück ... Da ist Daniel, der von zu Hause abhaut und in die Fänge eines psychopathischen Truckers gerät. Oder Duane, der so lange vor seinen Freunden mit einer erfundenen Freundin prahlt, bis er selbst an sie glaubt. Wie in den großen Gesellschaftstableaus von William Faulkner und Sherwood Anderson greifen die Schicksale in Knockemstiff unheilvoll ineinander und verweben sich zu einem Netz falscher Lebenswege, in dem sich die Figuren so ausweglos verfangen, dass als letzte Wahrheit nurdie eigenen Illusionen bleiben.
Donald Ray Pollock, geboren 1954, wuchs im US-Bundesstaat Ohio auf. Mit siebzehn Jahren brach er die Highschool ab und nahm einen Job in einer Fleischfabrik an. Danach arbeitete er über dreißig Jahre in einer Papiermühle, zumeist als Lastwagenfahrer. Ende der achtziger Jahre holte er in Abendkursen seinen Schulabschluss nach und schrieb sich an der Ohio State University ein. 2008 erschien sein Debüt 'Knockemstiff', 2011 der Roman 'Das Handwerk des Teufels', für den er u.a. mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde. Donald Ray Pollock lebt in Chillicothe, Ohio.
Produktbeschreibung
- Verlag: Liebeskind
- Originaltitel: Knockemstiff
- Seitenzahl: 255
- Erscheinungstermin: 24. Juni 2013
- Deutsch
- Abmessung: 201mm x 133mm x 23mm
- Gewicht: 330g
- ISBN-13: 9783954380145
- ISBN-10: 3954380145
- Artikelnr.: 37792789
Herstellerkennzeichnung
Liebeskind Verlagsbhdlg.
Tal 15
80331 München
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wie in den Gemäuern einer Geisterbahn fühlt sich Sven Ahnert bei der Lektüre des Debütromans "Knockemstiff" von Donald Ray Pollock, der in dem gleichnamigen Kaff in Ohio 30 Jahre lang in einer Papiermühle arbeitete, bevor er plötzlich, mit über fünfzig beschloss, Autor zu werden und 2008 mit einem Mal bekannt wurde. Mit Ironie und schwarzem Humor rechne Pollock mit seiner Heimatstadt ab, die er als eine Welt voller Gewaltexzesse und plumper Hinterwäldler entwirft. Bei all dem Ekel und der Grausamkeit in diesem Roman freut sich der Rezensent über die im Zusammenspiel der Figuren dennoch immer wieder entstehenden komisch-bizarren Situationen, die die Brutalität ins Groteske übergehen lassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Zweitausend Dollar in der Kaffeedose und kein Fluchtversuch
Hier ist sie, die perfekte amerikanische Kurzgeschichte: Donald Ray Pollocks Erzählzyklus "Knockemstiff" haut einen glatt aus den Schuhen
Einmal ein Buch schreiben, auf dessen amerikanischer Ausgabe als Werbeslogan "A Whiskey-Stained Classic" steht: Das wäre schon was. Donald Ray Pollock ist dies gleich mit seinem Debüt gelungen, bei dem schon der Titel wie ein ziemlich harter Cocktail klingt: "Knockemstiff". Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein Getränk, sondern um ein Kaff im Land der unmöglichen Ortsnamen, genauer gesagt im Bundesstaat Ohio. Der Autor stammt selbst aus diesem Kaff - aber die schatzinselhafte Kartenzeichnung, die sein Werk
Hier ist sie, die perfekte amerikanische Kurzgeschichte: Donald Ray Pollocks Erzählzyklus "Knockemstiff" haut einen glatt aus den Schuhen
Einmal ein Buch schreiben, auf dessen amerikanischer Ausgabe als Werbeslogan "A Whiskey-Stained Classic" steht: Das wäre schon was. Donald Ray Pollock ist dies gleich mit seinem Debüt gelungen, bei dem schon der Titel wie ein ziemlich harter Cocktail klingt: "Knockemstiff". Es handelt sich dabei allerdings nicht um ein Getränk, sondern um ein Kaff im Land der unmöglichen Ortsnamen, genauer gesagt im Bundesstaat Ohio. Der Autor stammt selbst aus diesem Kaff - aber die schatzinselhafte Kartenzeichnung, die sein Werk
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begleitet, hebt den Ort sogleich ins Reich der Fiktion: Zwischen Whitey Fords Hütte und dem Black Run River, zwischen Harry Freys Obstgarten und dem alten Highway 23 entpinnen sich Geschichten aus dem amerikanischen Herzland, die einen schon mit den ersten zwei Sätzen aus den Schuhen hauen und so schnell nicht wieder hochkommen lassen: "Als ich sieben war, zeigte mir mein Vater in einer Augustnacht beim Torch-Drive-in, wie man einem Mann so richtig weh tut. Das war das Einzige, was er wirklich beherrschte."
Damit ist der Ton für das ganze Buch gesetzt, und Pollock hält diesen No-Nonsense-Stil wirklich meisterlich bis zur letzten Seite durch. Jeder Schlag sitzt, und das will schon etwas heißen bei der Vielzahl von Schwingern und Haken, die der Autor seinen Figuren in ihrem jeweiligen hard-knock-life austeilt. Gleich in der ersten Geschichte wird in der Popcornbude des besagten Autokinos ein Mann derart vermöbelt, dass einem Hören und Sehen vergehen kann. Und als traurige Spiegelung dieser Erwachsenengewalt wird der erst siebenjährige Sohn des Schlägers, der die Geschichte später aus der Erinnerung erzählt, bei der Rauferei mit dem Sohn des Gegners seines Vaters in die Kunst des Nasenbeinbruchs eingeführt.
Das Label der Whiskeyliteratur ist für dieses Buch aber sogar noch zu schwach, denn hier geht es auch noch um ganz andere Drogen: vor allem um schlechtes Speed und Crystal Meth, die heute den Lebensrhythmus des depravierten Amerika bestimmen; wenn es der ganz billige Rausch sein soll, auch mal Lösungmittel oder ein Anästhetikum, das aus der Tüte geschnüffelt wird. Diejenigen, die noch "Disziplin" haben (so der Titel einer Erzählung), sind in der Figurenwelt Donald Ray Pollocks allenfalls die Bodybuilder, aber der einzige Unterschied zu all den andern Abhängigen in diesen Storys ist, dass sie sich etwas teureres Zeug leisten können: "Wir fuhren runter nach Parkersburg, um an noch mehr Steroide zu kommen - 50 cc mexikanisches Deca-Durabolin für 425 Dollar -, und ich verpasste meinem Sohn Sammy gleich auf dem Parkplatz vor dem Gold's eine Dosis in die Hüfte."
Blut spuckt man in diesem Buch nicht nur bei Prügeleien, sondern auch wegen aufgerahuter Gaumen und Schleimhäute. Aber in Drastik und Gewaltdarstellung erschöpfen sich die Geschichten dann doch nicht, ihre größte Härte liegt vielmehr in dem verbindenden Motiv, das man mit Bruce Springsteen sehr einfach als "town full of losers" bezeichnen könnte. Sehr selten nur macht jemand einen Ausbruchsversuch aus dieser Stadt, um doch noch zu gewinnen - und wenn es einer probiert, so wie der verpickelte Teenager Daniel, der vor seinem gewalttätigen Vater davonrennt zur Route 50 und dort den Daumen raushält, dann endet es an einem noch mieseren Ort, mit einer Frauenperücke und einem schwitzenden Fernfahrer.
Noch trauriger geht die Erzählung über Todd Russell aus, dem seine Oma einen alten Ford Fairlane und zweitausend Dollar in der Kaffeedose vermacht - eigentlich genug, um abzuhauen und irgendwo ein besseres Leben anzufangen. Doch aus der Wunschvorstellung der alten Dame, dass ihr Enkel "eines Tages im burgunderroten Anzug und mit lederner Aktentasche nach Knockemstiff zurückkehren könnte", wird nichts, denn auch er kommt natürlich gar nicht erst weg, sondern investiert das Geld in Drogen und wird am Ende übel zugerichtet und betrogen.
Amerikanische Rezensenten haben in "Knockemstiff" Anklänge an Sherwood Andersons 1919 veröffentlichten Erzählzyklus "Winesburg, Ohio" ausgemacht, in dem ebenfalls das große Panorama einer Stadt in miteinander verknüpften Episoden erstellt wird. Eine Ähnlichkeit scheint schon durch das Setting in Ohio auf der Hand zu liegen, doch es gibt noch weitere Indizien: Auch bei Anderson stand eine gezeichnete Karte des Ortes am Beginn des Textes, dazu kommen Themen wie die emotionale oder auch physische Verkrüppelung der Figuren und vor allem deren Sprechen in der sogenannten vernacular tongue, also so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Was zu Andersons Zeit als naturalistische Prosa empfunden wurde, steht allerdings in keinem Vergleich mehr zu den Dampfhammersätzen Donald Ray Pollocks, in denen auch die weitere Entwicklung der amerikanischen Literatur bis hin zu den Beatniks und Bukowski aufgehoben scheint - aber selbst diesen stellt Pollock, selbst übrigens Jahrgang 1954, an lakonischer Härte manchmal noch in den Schatten.
Wie viel Humor trotz dieser Härte in Pollocks Stil steckt, erschließt sich insbesondere durch seine Meisterschaft der vielsagenden Andeutung - etwa in einer großartig beiläufigen Formulierung wie "als unsere Familie noch kein Aufenthaltsverbot für die State Parks hatte", deren Hintergrund der Leser natürlich nie erfährt, sich aber im Kontext dieser Storys lebhaft ausmalen kann. Während man bei der fünften oder sechsten Drogenerzählung gelegentlich ermüdet ob so viel Hoffnungslosigkeit und schlechten Trips, bleibt der stärkste Eindruck dieses Buches seine Eintrittskarte: "Das wahre Leben" könnte wohl die perfekte amerikanische Kurzgeschichte sein.
JAN WIELE
Donald Ray
Pollock: "Knockemstiff".
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2013. 256 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Damit ist der Ton für das ganze Buch gesetzt, und Pollock hält diesen No-Nonsense-Stil wirklich meisterlich bis zur letzten Seite durch. Jeder Schlag sitzt, und das will schon etwas heißen bei der Vielzahl von Schwingern und Haken, die der Autor seinen Figuren in ihrem jeweiligen hard-knock-life austeilt. Gleich in der ersten Geschichte wird in der Popcornbude des besagten Autokinos ein Mann derart vermöbelt, dass einem Hören und Sehen vergehen kann. Und als traurige Spiegelung dieser Erwachsenengewalt wird der erst siebenjährige Sohn des Schlägers, der die Geschichte später aus der Erinnerung erzählt, bei der Rauferei mit dem Sohn des Gegners seines Vaters in die Kunst des Nasenbeinbruchs eingeführt.
Das Label der Whiskeyliteratur ist für dieses Buch aber sogar noch zu schwach, denn hier geht es auch noch um ganz andere Drogen: vor allem um schlechtes Speed und Crystal Meth, die heute den Lebensrhythmus des depravierten Amerika bestimmen; wenn es der ganz billige Rausch sein soll, auch mal Lösungmittel oder ein Anästhetikum, das aus der Tüte geschnüffelt wird. Diejenigen, die noch "Disziplin" haben (so der Titel einer Erzählung), sind in der Figurenwelt Donald Ray Pollocks allenfalls die Bodybuilder, aber der einzige Unterschied zu all den andern Abhängigen in diesen Storys ist, dass sie sich etwas teureres Zeug leisten können: "Wir fuhren runter nach Parkersburg, um an noch mehr Steroide zu kommen - 50 cc mexikanisches Deca-Durabolin für 425 Dollar -, und ich verpasste meinem Sohn Sammy gleich auf dem Parkplatz vor dem Gold's eine Dosis in die Hüfte."
Blut spuckt man in diesem Buch nicht nur bei Prügeleien, sondern auch wegen aufgerahuter Gaumen und Schleimhäute. Aber in Drastik und Gewaltdarstellung erschöpfen sich die Geschichten dann doch nicht, ihre größte Härte liegt vielmehr in dem verbindenden Motiv, das man mit Bruce Springsteen sehr einfach als "town full of losers" bezeichnen könnte. Sehr selten nur macht jemand einen Ausbruchsversuch aus dieser Stadt, um doch noch zu gewinnen - und wenn es einer probiert, so wie der verpickelte Teenager Daniel, der vor seinem gewalttätigen Vater davonrennt zur Route 50 und dort den Daumen raushält, dann endet es an einem noch mieseren Ort, mit einer Frauenperücke und einem schwitzenden Fernfahrer.
Noch trauriger geht die Erzählung über Todd Russell aus, dem seine Oma einen alten Ford Fairlane und zweitausend Dollar in der Kaffeedose vermacht - eigentlich genug, um abzuhauen und irgendwo ein besseres Leben anzufangen. Doch aus der Wunschvorstellung der alten Dame, dass ihr Enkel "eines Tages im burgunderroten Anzug und mit lederner Aktentasche nach Knockemstiff zurückkehren könnte", wird nichts, denn auch er kommt natürlich gar nicht erst weg, sondern investiert das Geld in Drogen und wird am Ende übel zugerichtet und betrogen.
Amerikanische Rezensenten haben in "Knockemstiff" Anklänge an Sherwood Andersons 1919 veröffentlichten Erzählzyklus "Winesburg, Ohio" ausgemacht, in dem ebenfalls das große Panorama einer Stadt in miteinander verknüpften Episoden erstellt wird. Eine Ähnlichkeit scheint schon durch das Setting in Ohio auf der Hand zu liegen, doch es gibt noch weitere Indizien: Auch bei Anderson stand eine gezeichnete Karte des Ortes am Beginn des Textes, dazu kommen Themen wie die emotionale oder auch physische Verkrüppelung der Figuren und vor allem deren Sprechen in der sogenannten vernacular tongue, also so, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Was zu Andersons Zeit als naturalistische Prosa empfunden wurde, steht allerdings in keinem Vergleich mehr zu den Dampfhammersätzen Donald Ray Pollocks, in denen auch die weitere Entwicklung der amerikanischen Literatur bis hin zu den Beatniks und Bukowski aufgehoben scheint - aber selbst diesen stellt Pollock, selbst übrigens Jahrgang 1954, an lakonischer Härte manchmal noch in den Schatten.
Wie viel Humor trotz dieser Härte in Pollocks Stil steckt, erschließt sich insbesondere durch seine Meisterschaft der vielsagenden Andeutung - etwa in einer großartig beiläufigen Formulierung wie "als unsere Familie noch kein Aufenthaltsverbot für die State Parks hatte", deren Hintergrund der Leser natürlich nie erfährt, sich aber im Kontext dieser Storys lebhaft ausmalen kann. Während man bei der fünften oder sechsten Drogenerzählung gelegentlich ermüdet ob so viel Hoffnungslosigkeit und schlechten Trips, bleibt der stärkste Eindruck dieses Buches seine Eintrittskarte: "Das wahre Leben" könnte wohl die perfekte amerikanische Kurzgeschichte sein.
JAN WIELE
Donald Ray
Pollock: "Knockemstiff".
Aus dem Englischen von Peter Torberg. Verlagsbuchhandlung Liebeskind, München 2013. 256 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Hier macht einer Sprache zu seiner Waffe, um gezielt zurückzuschießen.« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
Knockemstiff ist ein Kaff im südlichen Ohio und liegt irgendwo im Nirgendwo. Bereits die Erklärung, die Donald Ray Pollock zur Herkunft des Namens gibt, vermittelt eine Ahnung, wie die Menschen dort miteinander umgehen: Ein Wanderpriester kommt eines Tages dazu, wie sich zwei Frauen wegen …
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Knockemstiff ist ein Kaff im südlichen Ohio und liegt irgendwo im Nirgendwo. Bereits die Erklärung, die Donald Ray Pollock zur Herkunft des Namens gibt, vermittelt eine Ahnung, wie die Menschen dort miteinander umgehen: Ein Wanderpriester kommt eines Tages dazu, wie sich zwei Frauen wegen eines Mannes schlagen. Der Priester bezweifelt, dass dieser Mann die ganze Aufregung wert ist und kommentiert das geschehen mit dem Satz "Someone should knock him stiff" – soweit die Überlieferung, gesichert ist diese Geschichte nicht.
Laut Wikipedia ist Knockemstiff heute fast eine Geisterstadt, wobei nach der Lektüre des gleichnamigen Buches vielleicht doch der eine oder andere Leser neugierig geworden ist und sich dorthin verirrt.
In diesem abgelegen Ort wächst der amerikanische Autor Donald Ray Pollock auf, der im deutschsprachigen Raum 2012 durch seinen sprachgewaltigen Roman "Das Handwerk des Teufels" bekannt wurde, der verdientermaßen mit zahlreichen europäischen Preisen ausgezeichnet wurde.
"Knockemstiff" nun ist der der Titel seiner ersten Veröffentlichung überhaupt, erstmals 2008 im Original erschienen, ein Band mit einzelnen Geschichten, die aber miteinander durch ihre Protagonisten verwoben sind und die sich in und um diesen Ort abspielen.
Die Menschen, die dort leben oder hängengeblieben sind, scheinen allesamt Verlierer zu sein, deren Leben mit dem amerikanischen Traum nicht das Geringste zu tun hat. Alkohol- und Drogenmissbrauch ist die Regel und nicht die Ausnahme. Ihr Leben ist ein einziges Elend, geprägt von Brutalität, ohne Perspektive, ohne Hoffnung und vor allem ohne Liebe. Dieser raue Umgang wird bereits den Kindern von klein auf vermittelt. Mütter werden beschimpft und halb tot geschlagen, wenn sie es wagen, sich schützend vor ihre Söhne zu stellen, deren Vätern sie mit roher Gewalt zu richtigen Männern ‚erziehen‘ wollen. Manch eine/r hat und lebt noch die Illusion, aus diesem Loch herauszukommen und ihrem/seinem Leben die entscheidende Wendung zu geben. Vielleicht gelingt es, aber ich habe so meine Zweifel.
Was die Ozarks für Daniel Woodrell, ist Knockemstiff für Donald Ray Pollock – beide Autoren beschreiben ähnliche Menschen, Zustände und Ereignisse auf der Schattenseite Amerikas und verlangen ihren Lesern einiges ab.Dabei sind ihre drastischen Schilderungen oft kaum auszuhalten und gehen bis an die Grenze des Erträglichen. Nein, das ist keine "schöne Literatur", dafür aber höchst beeindruckend und den Leser im Innersten berührend – und ein klarer Favorit für mein Buch des Jahres!
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