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13 Erzählungen in nicht zufälliger Reihenfolge. Doch ob nun Gott und der Teufel bei Kuchen und Cognac das Geschehen betrachten, oder Palio in Siena den Hintergrund zu einem Drama atemberaubender Peinlichkeit bildet - des Autors Aufmerksamkeit gilt vorzüglich den Beziehungen der Geschlechter.

Produktbeschreibung
13 Erzählungen in nicht zufälliger Reihenfolge. Doch ob nun Gott und der Teufel bei Kuchen und Cognac das Geschehen betrachten, oder Palio in Siena den Hintergrund zu einem Drama atemberaubender Peinlichkeit bildet - des Autors Aufmerksamkeit gilt vorzüglich den Beziehungen der Geschlechter.
Autorenporträt
Robert Gernhardt (1937-2006) lebte als Dichter und Schriftsteller, Maler und Zeichner in Frankfurt am Main und in der Toskana. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Heinrich-Heine-Preis und den Wilhelm-Busch-Preis. Sein umfangreiches Werk erscheint bei S. Fischer, zuletzt 'Toscana mia' (2011), 'Hinter der Kurve' (2012) und 'Der kleine Gernhardt' (2017).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2012

Süddeutsche Zeitung Bibliothek
Bibliothek des Humors 15

Wirklichkeit
in Schnirklichkeit
Robert Gernhardt:
„Kippfigur“
Eine Kippfigur ist nicht etwa das Gegenteil eines Stehaufmännchens, auch nicht die saloppe Bezeichnung für einen stark angeheiterten Zeitgenossen. Es handelt sich dabei vielmehr, laut „Lexikon der Psychologie“, um eine „Figur, die spontan oder je nach Zentrierung der perspektivischen Betrachtungsweise in ihrer wahrgenommenen raumbildlichen Gestalt oder in ihren Figur-Grund-Verhältnissen ,umschlagen‘ kann“.
Den Maler, Zeichner, Dichter und Satiriker Robert Gernhardt (1937-2006) faszinierte dieses Phänomen unter bildkünstlerischem wie unter literarischem Aspekt. In seinem Werk kippt unablässig alles Mögliche: Spaß in Ernst, Erhabenes in Blödsinn, Ironie in Melancholie, Menschliches in Tierisches, Wein in die Kehlen und „Wirklichkeit in Schnirklichkeit“, wie es im Band „Kippfigur“ heißt. Als Prosa-Autor hat der durch seine Lyrik zu größtem Ruhm gelangte Gernhardt sich eher rar gemacht. Die 1986 erschienene Sammlung von 13 Erzählungen illustriert vortrefflich seine Qualitäten auch auf diesem Gebiet.
Der Titel und der als Motto vorangestellte Lexikon-Eintrag weisen den Weg: Hier geht es weniger um schnelles, pointenfixiertes Ablachen als um genussvolles Ausloten der perspektivischen Möglichkeiten. Und um die Kippsituationen, die sich ergeben, wenn ein altmodisch kultivierter, zuweilen Werke der Weltliteratur parodierender Ton auf Personen und Begebenheiten trifft, die gegen dieses Stilniveau stark abfallen. Oder wenn, umgekehrt, der liebe Gott und der Teufel sich im Jargon der Neuen Frankfurter Schule unterhalten, wie es im Eingangsstück „Das Buch Ewald“ geschieht.
Es wirkt sich auf die Lektüre bereichernd aus, wenn man das Buch Hiob kennt und Boccaccios „Decamerone“, die Filme Hitchcocks und das Œuvre von Velazquez: Bildungsgut dieser Art konnte in den achtziger Jahren noch ohne erklärende Fußnoten als Spielmaterial verwendet werden. Überhaupt, das lässt sich nicht leugnen, ist das Milieu aller Erzählungen sowie das ihnen zugrunde liegende Komikverständnis typisch für die Entstehungszeit. Der Dichter hat Biographisches einfließen lassen, mithin vieles, was das Hickhack zwischen den Geschlechtern betrifft, und eine hohe Dosis Italien, inklusive der sich damals formierenden Fraktion der Toskana-Deutschen.
Für letztere dürfte es kein schöneres literarisches Denkmal geben als „Die Flucht in die Falle“, die genial in die Länge gezogene, dabei höchst lehrreiche Suada eines gewissen Herrn Witte über den Palio, das berühmte Pferderennen in Siena und das peinliche Ende einer Liebesbeziehung. Wer da nicht vor Lachen vom Sessel kippt, war noch nie auf der Piazza del Campo.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Robert Gernhardt.
SZ Photo/ Regina Schmeken
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