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Die Zukunft Deutschlands entscheidet sich im Kindergarten Keine Institution ist für die Zukunft unserer Gesellschaft so wichtig wie der Kindergarten: Ob Bildung, Integration oder die Vermittlung von grundlegenden Werten, dort werden die Weichen gestellt. Doch der Kindergarten bereitet uns Kummer: Auf der einen Seite stehen die hohen Erwartungen und Forderungen der Eltern und Politiker, auf der anderen Seite wird gestrichen und gespart, und Erzieherinnen sind miserabel bezahlt. Grund genug in einer von Fachfremden und Theoretikern bestimmten Debatte, den wirklichen Experten und Praktikern eine…mehr

Produktbeschreibung
Die Zukunft Deutschlands entscheidet sich im Kindergarten
Keine Institution ist für die Zukunft unserer Gesellschaft so wichtig wie der Kindergarten: Ob Bildung, Integration oder die Vermittlung von grundlegenden Werten, dort werden die Weichen gestellt. Doch der Kindergarten bereitet uns Kummer: Auf der einen Seite stehen die hohen Erwartungen und Forderungen der Eltern und Politiker, auf der anderen Seite wird gestrichen und gespart, und Erzieherinnen sind miserabel bezahlt.
Grund genug in einer von Fachfremden und Theoretikern bestimmten Debatte, den wirklichen Experten und Praktikern eine Stimme zu geben. Die langjährigen Erzieher und Pädagogen Antje Bostelmann und Benjamin Bell machen deutlich, welche Potentiale in der Institution Kindergarten stecken. Sie zeigen ganz konkret, wie Betreuung und Erziehung gelingen kann und was sich verändern muss, damit wir den Kindern, den Eltern und den gesellschaftlichen Anforderungen besser gerecht werden. Für unsere Zukunft und die unserer Kinder.
Autorenporträt
Antje Bostelmann ist Erzieherin, bildende Künstlerin und Geschäftsführerin bei der Klax GmbH in Berlin, zu der 20 Kindergärten, 2 Malschulen und eine freie Grundschule gehören.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2010

Wie sieht der ideale Kindergarten aus?

Die Bedeutung früher Bildung wird nicht erst seit der Sarrazin-Debatte beschworen: in individueller Hinsicht für die Entwicklung des Kindes, in sozialer Hinsicht für die Chancengerechtigkeit, ja sogar für das Wirtschaftswachstum in der Wissensgesellschaft. Darüber, was die Qualität eines Kindergartens ausmacht, herrscht jedoch keine Einigkeit. Die Bildungspläne, die fast alle Bundesländer in den vergangenen Jahren verabschiedet haben, sind unverbindlich geblieben, weil die Träger nicht auf sie verpflichtet werden können. In dieser Situation warten Antje Bostelmann und Benjamin Bell mit eindrucksvollen Erfahrungen aus der Praxis auf ("Kindergarten statt Kummergarten". So geht's: Wie Kinder, Eltern und Erzieher froh werden und warum unsere Gesellschaft davon profitiert. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 220 S., 16,95 [Euro]).

Die Autorin Bostelmann, die in der DDR Krippenerzieherin war, gründete nach der Wende in Berlin das pädagogische Dienstleistungsunternehmen Klax, das heute 320 Mitarbeiter hat. Es entstanden eine Kinder-Malschule, ein Hort, mehrere Kindergärten und Krippen, zwei Grundschulen und eine Gesamtschule. Zur Klax-Gruppe gehören auch ein pädagogischer Fachverlag, ein Bio-Caterer sowie eine Berufsfachschule. Gerade die neobürgerlichen Eltern im Prenzlauer Berg spricht Bostelmanns Konzept an, das viel Wert auf kreative Aktivitäten legt, die Individualität des Kindes achtet, seine Selbständigkeit fördert und übertriebene Ambitionen der Eltern in Frage stellt.

Bostelmanns Ideal einer Kindheit ist das Astrid Lindgrens, allerdings unter urbanen Bedingungen: Kinder müssen vor allem spielen, meint sie. Was sie dabei lernen, lasse sich zwar nicht abfragen, sei aber die Grundlage für alles später zu erwerbende Wissen. Von den Bildungsplänen für Kindergärten hält sie wenig, da sie sich zu sehr am Fächerkanon der Schule orientierten. Wer jedoch in seinem Kindergartenkonzept das Spiel an die erste Stelle rücke, werde seine Plätze kaum belegen, wer hingegen mit Bildungsangeboten werbe, könne sich vor Anmeldungen kaum retten. Sie weiß, wovon sie redet - schließlich sind ihre Kunden genau diese Eltern, die, getrieben von der Sorge, ihre Kinder könnten in der globalisierten Welt nicht bestehen, Kindergärten suchen, die möglichst musisch, bilingual und naturwissenschaftlich zugleich ausgerichtet sind. In ihrem Buch lässt sie an diesen Eltern kaum ein gutes Haar. Das ist widersprüchlich genug: Denn genau diese Eltern sind sie es, die durch Beiträge, die über den gesetzlichen Gebühren liegen, ermöglichen, dass die Klax-Kindergärten hochwertigere Materialien, ansprechendere Räume und längere Öffnungszeiten bieten als andere. Bostelmanns Einrichtungen zeigen, dass der Weg über einen höheren privaten Finanzierungsanteil zu guten Ergebnissen führen kann.

Die Akademisierung des Erzieherberufs, die vor fünf Jahren mit der Einrichtung mehrerer Studiengänge begann, halten die Autoren für Unsinn; der Beruf sei nur in der Praxis zu erlernen. Mit dieser Vorstellung konterkarieren sie jedoch ihr Anliegen, eine höhere gesellschaftliche Anerkennung des Erzieherberufs zu erreichen. Diese Haltung ist typisch für Träger von Kindertagesstätten - müssten sie doch akademisch ausgebildeten Erziehern auch höhere Gehälter zahlen.

UTA RASCHE

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