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In einer reichen Gesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland sind viele Kinder arm, was umso mehr erstaunen muss, als man gleichzeitig die Überalterung, den fehlenden Nachwuchs sowie den nachlassenden Kinderreichtum der Familien beklagt. Gegenüber anderen Armutsformen weckt die Kinderarmut mehr negative Assoziationen und noch stärkerer Emotionen, z.B. im Zusammenhang mit Reizthemen wie ,Altersvorsorge' und ,Generationenvertrag'. In der öffentlichen Diskussion über die Riester'sche Rentenreform, aber auch zur wachsenden Staastsverschuldung und bei vielen anderen Gelegenheiten wurde bzw.…mehr

Produktbeschreibung
In einer reichen Gesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland sind viele Kinder arm, was umso mehr erstaunen muss, als man gleichzeitig die Überalterung, den fehlenden Nachwuchs sowie den nachlassenden Kinderreichtum der Familien beklagt. Gegenüber anderen Armutsformen weckt die Kinderarmut mehr negative Assoziationen und noch stärkerer Emotionen, z.B. im Zusammenhang mit Reizthemen wie ,Altersvorsorge' und ,Generationenvertrag'. In der öffentlichen Diskussion über die Riester'sche Rentenreform, aber auch zur wachsenden Staastsverschuldung und bei vielen anderen Gelegenheiten wurde bzw. wird die Frage gestellt, ob man nicht stärker zwischen Alt und Jung umverteilen müsse, um einen ansonsten drohenden ,Krieg der Generationen' zu verhindern.
Autorenporträt
Prof. Dr. Christoph Butterwegge, Leiter der Abteilung für Politikwissenschaft am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität zu Köln sowie des Forschungsprojekts , Infantilisierung der Armut?, Gesellschaftspolitische Ursachen und psychosoziale Folgen in Ost- und Westdeutschland'. Michael Klundt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung für Politikwissenschaft am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität zu Köln.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.06.2002

Ablenken von der Armut
Kinderlose und Familien werden gezielt gegeneinander ausgespielt
CHRISTOPH BUTTERWEGGE, MICHAEL KLUNDT (Hrsg.): Kinderarmut und Generationengerechtigkeit, Familien- und Sozialpolitik im demographischen Wandel, Leske + Budrich, Opladen 2002. 242 Seiten, 18,50 Euro.
Die Stereotypen sind bekannt: Kinderlose sparen auf Kosten der Familien eine üppige Alterssicherung an, Senioren führen ein komfortables Leben zu Lasten der jungen Generation. Die einen gegen die anderen – aber wer lebt wirklich auf wessen Kosten? Wenn es nach Christoph Butterwegge, Professor für Sozialwissenschaften an der Kölner Universität, und seinen Co-Autoren geht, ist die Frage keineswegs so zu beantworten, wie es Politik und Öffentlichkeit derzeit propagieren. Es werde abgelenkt „von einer dramatisch wachsenden Ungleichheit innerhalb der Generationen. Kinderarmut wird als politisch- ideologischer Hebel benutzt, um Teile der Armutspopulation, aber auch Eltern und Kinderlose gegeneinander auszuspielen”. Während eine kleine Gruppe von Wohlhabenden immer mehr Reichtum anhäufe, müsse sich ein wachsender Teil der Bevölkerung mit immer weniger begnügen. Der Riss verlaufe nicht zwischen Jung und Alt, Familien und Kinderlosen, sondern innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen. Sichtbare Zeichen sind nach Ansicht der Wissenschaftler die Aufrüstung durch Sicherheitsdienste und die räumliche Trennung von Armut und Reichtum. „Man sucht nicht den sozialen Diskurs über Verteilungsfragen, schließt vielmehr die Wagenburg der Reichen noch fester.”
Paradoxe Politik
Mit der Politik der rot-grünen Bundesregierung gehen die Autoren hart ins Gericht. Weder der rigide Sparkurs noch die Rentenreform seien dazu angetan, Kinderarmut zu beseitigen und mehr Generationengerechtigkeit zu schaffen. Eher das Gegenteil sei der Fall, meinen die Forscher. „Sobald die staatliche Entschuldung zu Lasten öffentlicher Zukunftsinvestitionen geht, also finanzielle Kürzungen in Bereichen wie Familie, Bildung, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung oder Umweltschutz vorgenommen werden, sind schwerwiegende Nachteile für künftige Generationen unvermeidlich.” Die Staatsverschuldung resultiere vor allem aus zu geringen Einnahmen durch die Massenarbeitslosigkeit und Belastungen durch die deutsche Einheit. Es erscheine deshalb paradox, dass die Bundesregierung ihr Ziel eines ausgeglichenen Haushalts dadurch konterkariere, dass „sie gleichzeitig historisch beispiellose Steuerentlastungen betreibt”. Die üblichen Argumente der Demographie und der Globalisierung erfüllen nach Ansicht der Autoren „in erster Linie die Funktion, der Bevölkerung auferlegte Lasten plausibel zu machen und von der weiter wachsenden Verteilungsungerechtigkeit abzulenken”.
An der Rentenreform lassen die Wissenschaftler kein gutes Haar: „Der Wechsel von der umlagefinanzierten zur kapitalgedeckten Rente birgt kaum abschätzbare Risiken. (...) Die grundsätzliche Beibehaltung des bewährten Rentensystems wäre aus makroökonomischer Sicht sogar die bessere Alternative gewesen.” Die Rentenreform führe zu einem sinkenden Leistungsniveau für alle Rentner bei gleichzeitig höheren Leistungen während der Beitragszeit. Unterm Strich steht für die Ökonomen fest, dass der Umstieg in eine kapitalgedeckte Rente eine weitere Belastung der Arbeitseinkommen bei gleichzeitiger Entlastung der Kapitaleinkommen zur Folge hat. Die beste Rentenpolitik bestehe darin, die Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Frauenerwerbsquote zu erhöhen.
Auch bei der Familienpolitik sparen die Autoren nicht mit Kritik: „Die dringend notwendigen Diskussionen über einen Ausbau gesellschaftlicher Unterstützungsstrukturen für Familien, ein Erziehungsgeld, das vor Verarmung schützt, sowie vielfältige Betreuungseinrichtungen, die Eltern die nötige Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt sichern, werden überlagert von sinnlosen Konfrontationen zwischen Familien und Kinderlosen einerseits sowie dem Versprechen eines Erziehungsgehalts andererseits, das im Vorgriff schon auf den Abbau von gesellschaftlichen Sicherungssystemen setzt.” Die Wissenschaftler entlarven die Standardargumente (arme Kinder, reiche Rentner) und setzen eigene Vorschläge entgegen. Um beispielsweise die zunehmende Armut von Kindern in Deutschland zu bekämpfen, müsse man zwischen reichen und weniger begüterten Familien umverteilen. Die Aufwertung traditioneller Familienformen helfe dagegen nicht weiter.
Die meisten Beiträge gehen auf ein Forschungsprojekt zum Thema zurück. Ein lesenswertes Buch, das den Zeitgeist hinterfragt.
CHRISTIANE RUOSS
Die Rezensentin ist Wirtschaftsjournalistin in Bonn
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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"Eine alarmierende und fundierte Lektüre." Die Kirche, 29.05.2005

"(...) nützliches Zahlenmaterial, welches dazu beiträgt, die Vielschichtigkeit der Armut heranwachsender Menschen zu verdeutlichen." 'Die Tagespost, 30.10.2004